Bigge. Zum ersten Mal ist ein Pastor in Bigge Schützenkönig. Wie Christian Laubhold den Tag des Vogelschießens erlebt hat und er was er dazu sagt.

Nach 160 Jahren Schützenfest glauben viele Bigger vielleicht, sie haben schon alles gesehen. Doch Pastor Christian Laubhold belehrt sie eines besseren, denn mit dem 182. Schuss holt er beim Bigger Vogelschießen den Vogel von der Stange – und wird König. Ein Novum für Bigge! Die Reaktionen sind durchweg begeistert, viele schreiben Glückwünsche, das Festzelt jubelt nach dem Abschuss. Christian Laubhold selbst kann es eigentlich noch immer nicht so recht fassen. Der Bigger Pastor ist am Morgen nach dem Vogelschießen noch ein wenig heiser. „Ich reibe mir immer noch die Augen, das war völlig spontan“, sagt er und immer wieder beginnt er ungläubig zu lachen.

Zum Antreten kommt der Pastor zu spät – am Ende des Tages ist er neuer König

Zum Antreten am Montag kommt Christian Laubhold zu spät, lässt in der Eile seine Schützenkappe liegen. Auf dem Platz angekommen wird er nach dem Ehrenschuss gefragt – er schießt, mischt sich dann unter die Leute. „Ich habe mich wunderbar mit ganz vielen netten Menschen unterhalten“, sagt er. Um 12 Uhr hängt der Vogel noch immer, keiner möchte schießen. Mit seinem ehemaligen Nachbar aus Brilon spricht Christian Laubhold gerade, als der Vorsitz zur Krisensitzung ruft. Sein Nachbar sagt: „Versuch du es.“

Von diesem Pastor geht ein Strahlen aus: Christian Laubhold wird demnächst auch als Schützenkönig unterwegs sein.
Von diesem Pastor geht ein Strahlen aus: Christian Laubhold wird demnächst auch als Schützenkönig unterwegs sein. © Unbekannt | Monika Wiegelmann

Christian Laubhold versucht es. „Ich dachte eigentlich, dass ich ein paar andere Anwärter unter die Vogelstange locken könnte. Aber irgendwie hat mich dann das Feuer gepackt.“ Ein paarmal zielt er, schießt. Die Schützen ermutigen ihn, feiern ihn an.

Dass er König wird, trifft Laubhold unvorbereitet und ungeplant

Dass er den Vogel herunterholt trifft ihn völlig unvorbereitet. „Das war doch überhaupt nicht geplant, aber ich hab mich irgendwie von der Stimmung mitreißen lassen. Es war ja auch so, dass dieses Jahr keiner so richtig wollte“, sagt Laubhold. In dem Moment als klar ist, dass der Pastor aus Bigge Schützenkönig wird, steht Christian Laubhold neben sich. Die Begeisterung, die Stimmung. Und in seinem Kopf die Frage: „Was habe ich da getan?“ Er lacht, während er das erzählt.

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Für den Geistlichen wird es ein besonderer Abend. Ein Dankeschönfest, wie er sagt. Seine Familie kann zwar nicht dabei sein – „So spontan aus Dortmund ins Sauerland fahren, das klappt einfach nicht immer“ – aber viele Briloner sind da, alte Weggefährten aus seiner Zeit in der Bigger Nachbarstadt. Er genießt schöne Begegnungen, spricht von einem wunderschönen Volksgemeindefest.

„Dann müssen mich die Schützen erstmal aufklären“

Am nächsten Tag steht das Aufräumen an, gemeinsam mit dem Vorsitz der Bigger Schützen. „Dann müssen mich die Schützen erstmal aufklären, was da auf mich zukommt“, sagt er. Dann heißt es, die Verpflichtungen eines Schützenkönigs mit denen eines Geistlichen zu vereinen. Pastor Christian Laubhold ist 2013 von Hagen nach Brilon gezogen, 2019 ging es dann nach Olsberg, wo er Dekanatsjugendseelsorger ist. „Ich fühle mich im Sauerland sehr wohl, ich kann mir nicht vorstellen, das Sauerland zu verlassen und zurück ins städtische Gebiet zu ziehen. Mit Schützenfesten hat er milde Erfahrungen. „Ich habe immer mal mitgefeiert und das auch gerne, ich war aber nie ein riesiger Schützenfestfeierer. Die Dynamik am Tag des Vogelschießens hat mich irgendwie mitgerissen“, sagt er. Trotzdem spricht er über einen Tag der Freude. Freut sich auf Begegnungen, Neues.