Brilon. 61 Jahre lang war die in dem markanten Jugendstil-Haus untergebrachte Löwen-Apotheke eine prägende Adresse des Marktplatz-Areals. Im Mai schließt sie ihre Pforten.


Die Gerüstbauer haben ihre Arbeit aufgenommen, die Jugendstil-Fassade verschwindet für die nächste Zeit hinter dem Skelett aus Rohren. An einem der markantesten Gebäude der Briloner City, der Löwen-Apotheke am Marktplatz, gegenüber dem Haus Hövener, beginnen Sanierungsarbeiten.

Wechseln von der Löwen- in die Rathaus-Apothekef: Inhaber Tom Schwarzer und PTA Bärbel Schüngel
Wechseln von der Löwen- in die Rathaus-Apothekef: Inhaber Tom Schwarzer und PTA Bärbel Schüngel © WP | WP

Bald strahlt die Fassade in neuem Glanz. Leider bleibt es bei der Fassade. Denn das Gebäude verwaist, vorerst jedenfalls. Die Löwen-Apotheke schließt im Mai. Inhaber Tom Schwarzer (66) wechselt ein paar Meter weiter zur Rathaus-Apotheke in der Königstraße. Dort laufen umfangreiche Umbauarbeiten.




Ulrich Wismer hat sich zum Monatsanfang in den Ruhestand begeben und seine Apotheke an Annette Schwarzer, Schwägerin von Tom Schwarzer und Inhaberin der Post-Apotheke in der Königstraße, verkauft. Die wird die Rathausapotheke als Filial-Apotheke unter Leitung ihres Schwagers und mit den von beiden Standorten vertrauten Teams weiter führen.

Pharmazeuten-Familie

Den Schwarzers liegt die Pharmazie in den Genen: „Da bin ich so reingewachsen“, sagt der 66-Jährige. Schon sein Vater und sein Großvater waren in Schlesien Apotheker, zwei Brüder und eine Schwester traten in die gleichen Fußstapfen. Nach der Vertreibung eröffnete Hans-Joachim Schwarzer zunächst in Kirchhundem (Kreis Olpe) eine Apotheke. 1953 folgte er dem Ruf ins Hochsauerland.

Dort war neben der Alten Hirsch-Apotheke eine zweite Apotheke für nötig erachtet worden. Standort wurde ein Paradeplatz in der Stadtmitte, das Jugendstil-Haus in der Bahnhofstraße. Das hatte sich 1912 der Chefarzt des Maria Hilf-Krankenhauses, Dr. Dorls, bauen lassen. Dessen Nachkommen, sie leben in Österreich, gehört das Haus auch heute noch. Allein: Über die Jahrzehnte hat sich ein gewaltiger Investitionsbedarf an der Immobilie aufgetürmt. Und auch Tom Schwarzer selbst müsste viel locker machen, um die Apotheke zeitgemäß umzugestalten.

Alte Hausmittel-Rezepturen

Das möchte sich der 66-Jährige, der 1983 nach dem Tod seines Vaters die Apotheke übernahm und dafür aus dem Württembergischen ins Sauerland zog, allerdings nicht mehr antun.

Im Echtholz-Offizin mit seinem Charme aus den 50-er Jahren ist deshalb der Ausverkauf angelaufen. Die braunen Medizinerflaschen mit dem gläsernen Stöpsel, in denen einst die Zutaten für Tabletten und Tees, Salben und Säften gelagert wurden, können für kleines Geld zu Deo-Zwecken erworben werden.

Was bleibt, sind Erinnerungen. Tom Schwarzer blättert in einer fleckigen alten Kladde. Sie enthält handgeschriebenen Rezepturen, darunter Hausrezepte: „Hier, Löwadorm, das waren Schlaftabletten. Und da, Löwolax, ein Abführmittel.“ Und so gingen Schwarzers „Alpenkräuter Magentropfen“:

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Die Medikamenten-Versorgung ist durch den Wegfall der Löwen-Apotheke natürlich nicht berührt.

Es gibt in Brilon

die Apotheke am Markt,

die St. Engelbert-Apotheke,

die Adler-Apotheke,

die Alte Hirsch-Apotheke,

die Apotheke im Volksbankcenter,

die Post-Apotheke

die Rathaus-Apotheke.