Brilon. 75 Jahre WP - das sind 75 Jahre Zeitungsgeschichte. In Anekdoten erinnern wir ans Zeitungsmachen damals - an Filmentwickler und fleckige Hemden.

„War das noch vor oder nach dem Zweiten Weltkrieg?“ Wenn man – wie ich – schon mehr als 30 Jahre von 75 Jahren Westfalenpost selbst als Redakteur miterlebt hat, dann perlen solche provokanten Fragen junger Kolleginnen und Kollegen von einem ab wie „Drysonal“. Wie? Sie kennen das nicht? Ich hole mal etwas weiter aus.

Analog statt digital

Heutzutage werden Fotos digital gemacht. Dank Handy und Mobilfunk können sie von unterwegs verschickt, in die Datenbank gegeben und sehr schnell verarbeitet werden. Früher – ja, das war auch schon vor dem Krieg und lange danach so – wurden die Fotos mit analogen Spiegelreflexkameras auf sogenannten Kleinbildfilmen gemacht. Man hatte 36 Aufnahmen, über einen Motor (Winder) wurde der Film aus der Kapsel vor das Objektiv transportiert, wurde belichtet und musste später entwickelt werden.

Keine Flecken auf dem Film, aber dafür auf dem Hemd

Unter 20 Grad reagierten die Chemikalien nicht, also wurden sie angewärmt. Nach etwa acht Minuten landete der Entwickler wieder in der Flasche, der Film wurde kurz gewässert, dann kam Fixierer drauf, wieder wässern und dann „Drysonal“. Das Zeug roch ein wenig wie Uhu, ließ aber das Wasser vom Film abperlen und hinterließ keine Kalkflecken, die später bei der Herstellung der Papierabzüge störend gewesen wären.

Schlips im Entwickler-Schwapp

Während ich all das so aufschreibe, rieche ich das Zeug förmlich. Bei der Arbeit im Fotolabor ging es immer hektisch zu. Klar, da hing eine Metzgerschürze, aber um die anzulegen, war oft keine Zeit. Die Bilder mussten raus und ich weiß nicht, wie viele Hemden und Hosen ich mir mit den Foto-Chemikalien und eben mit „Drysonal“ auf immer und ewig zugrunde gerichtet habe.

An einen Neujahrsempfang, von dem ich Bilder abziehen wollte, erinnere ich mich noch sehr gut. Das Fotopapier musste in der roten Schale hin und her bewegt werden, damit das Bild sich „entwickelte“. Passend zum Neujahrsempfang trug ich Schlips, mit dem hing ich dann versehentlich in der Entwicklersuppe. Prost Neujahr!