Medebach. Medeloner reagieren auf Veränderungen in der Bestattungskultur. Der Trend geht weg von den traditionellen Erdbestattungen mit ihren Nachteilen.
Beim Betreten des Medeloner Friedhofs liegt gegenüber der Kapelle eine große Rasenfläche. Zwei Blutbuchen säumen einen kurzen Weg, der zu einem Gedenkfelsen führt. Eine kleine Plakette erinnert hier an einen Verstorbenen. Sie zeigt, wie sich die Bestattungskultur wandelt.
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Der Mann ist der erste, der auf der neu angelegten Ruhewiese beerdigt wurde. Auf dieser Wiese sind sowohl Urnen- als auch Sargbeisetzungen möglich. Eine kleine, in den Rasen eingelassene Tafel zeigt die Grabstelle an, sonst nichts. Es gibt kein Grab, das gestaltet und über viele Jahre gepflegt werden muss. Wer Blumen, Kerzen oder kleine Figuren niederlegen möchte, kann das auf einer geschmiedeten Ablage tun und sich auf Stein-Gabionen mit Sitzflächen Zeit zum Gedenken nehmen.
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Mit dieser Ruhewiese reagieren die Medeloner auf die Veränderungen in der Bestattungskultur. In den vergangenen Jahren zeigt sich immer mehr der Trend weg von den traditionellen Erdbestattungen im Einzel-, Doppel- oder Familiengrab, die über die gesamte Ruhezeit Folgekosten, aber auch pflegerische Arbeit nach sich ziehen.
Große Nachfrage im Ruhewald in Hallenberg-Braunshausen und Elkeringhausen
Als vor zwölf Jahren in Hallenberg-Braunshausen der Ruhewald eröffnet wurde, standen noch viele Bürger dieser vermeintlich neumodischen Bestattungsform kritisch gegenüber. Einige Jahre später folgte der Ruhewald in Elkeringhausen. Die Nachfrage, die in beiden Ruhewäldern jeweils weit über die Region hinausgeht, zeigt, dass auch im Sauerland ein Umdenken angekommen ist und zunehmend mehr Menschen die langjährige Bindung an eine große, pflegeintensive Grabstelle scheuen. Urnenbestattungen – auch in anonymen Rasengräbern – sind mittlerweile auf vielen Friedhöfen möglich.
Die Medeloner gehen nun einen neuen Weg und bieten auch Menschen, die eine Feuerbestattung scheuen, die Option auf eine pflegeleichte, auf Wunsch sogar ganz anonyme Grabstätte für einen Sarg an. Damit sind auf dem Medeloner Friedhof alle gängigen Bestattungen realisierbar – angefangen bei den gewohnten Einzel- und Doppelgruften über Urnengräber bis hin zur Beerdigung auf der Ruhewiese im Sarg oder in der Urne. Wer möchte, kann eine Namensplakette im Rasen und auf dem Gedenkstein anbringen lassen, das ist jedoch kein Muss. Die Plakette im Rasen ist so konzipiert, dass problemlos darüber hinweg gemäht werden kann.
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Über rund 300 Plätze verfügt die Wiese, die Ruhedauer beträgt hier wie bei jedem anderen Grab die gesetzlich vorgeschriebene Zeit von 25 Jahren. Die Bestattungen auf dem Medeloner Friedhof sind für jeden offen, nicht nur für Einheimische. Man kann sich bereits zu Lebzeiten registrieren lassen. Die Plätze werden der Reihe nach vergeben.
Der 2016 gegründete, achtköpfige Ortsbeirat kümmert sich seit Jahren um den Friedhof. Nach und nach sind die unterschiedlichen Grabfelder zusammengefasst worden, die gesamte Fläche wurde offener und barrierefrei gestaltet. Der Friedhof in Medelon ist fast komplett flach, die breiten Wege sind auch mit Rollatoren oder Kinderwagen gut zu begehen. Aus dem Dorf führt eine gerade, geteerte Straße zu der Anlage am östlichen Dorfrand hin.
Gedanken um eigenes Begräbnis
In Gesprächen mit Einheimischen kristallisierte sich zunehmend der Wunsch nach neuen Bestattungsformen heraus, berichten Karl-Josef Lefarth und Martin Schmidt vom Ortsbeirat-Team: „Wir haben in den vergangenen Jahren beobachtet, dass sich viele Menschen zunehmend Gedanken um ihr Begräbnis machen. Manche haben keine Verwandten, die die regelmäßige Grabpflege übernehmen können und wollen. Manche möchten ihr Umfeld auch nicht mit einer jahrzehntelangen Bindung an ein großes Grab belasten. Für ältere Einwohner ist der Weg zu den beiden Ruhewäldern in Braunshausen oder Elkeringhausen oft zu weit und nicht allein zu bewältigen. Und wieder andere wohnen nicht mehr in Medelon, möchten sich aber gerne hier beerdigen lassen ohne die Verpflichtung zu einer Grabgestaltung.“
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So entstand der Gedanke, das freie Areal auf dem Friedhof in eine Ruhewiese umzugestalten. Der Gedenkfelsen dafür wurde von Medelonern gestiftet, die Gabionen samt Sitzflächen sind ehrenamtlich gebaut worden – ein gutes Zeichen, dass das neue und zusätzliche Bestattungsangebot auf der Ruhewiese den Puls der heutigen Zeit getroffen hat.