Brilon.. Giftige Dämpfe, viele Verletzte: Dieses Szenario hat einen Großeinsatz der Feuerwehr ausgelöst - allerdings nur auf Probe. An der Katastrophenschutzübung in Brilon waren 300 Einsatzkräfte aus dem Hochsauerlandkreis beteiligt.


Alle im Katastrophenschutz tätigen Einheiten des Hochsauerlandkreises probten am Samstag in Brilon bei einer Großübung den Ernstfall. Mehr als 300 Einsatzkräfte und rund 80 Fahrzeuge waren im Einsatz, um einem „Unfall in einem Chemiebetrieb“ in den Griff zu bekommen.

Das Szenario fand auf dem Gelände der Firma Lobbe am Gallbergweg statt, die sich auf die Entsorgung von Sonderabfällen spezialisiert hat. In der Realität wäre allerdings ein solcher Unfall bei der Firma Lobbe nicht möglich, versicherte Ferdi Drescher, Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbandes, denn die Firma Lobbe sei lediglich für die Übung zum Chemiebetrieb umfunktioniert worden.

Sondereinheit alarmiert

Und so hieß die Zielsetzung der Übung, dort eine Gefahrstoffanlage mit austretenden gefährlichen Flüssigkeiten zu sichern, die Verletzten zu bergen, zu dekontaminieren und zu versorgen.

Als erstes waren die Aktiven des Löschzuges Brilon vor Ort, denen es relativ schnell gelang, die verletzten Personen aus dem Gefahrenbereich zu schaffen. Da man schnell erkannt hatte, dass ohne fremde Unterstützung die Vielzahl von Verletzten nicht zeitnah betreut werden konnten, wurde das BHP 50 des HSK alarmiert. Diese Sondereinheit setzt sich aus Einsatzkräften der verschiedenen Hilfsorganisation (DRK Meschede, Brilon, Marsberg und MHD Olsberg) sowie den hauptamtlichen Rettungsdiensten zusammen.

Statisten vom DLRG mussten versorgt werden.
Statisten vom DLRG mussten versorgt werden. © WP | WP






Während die geretteten Unfall­opfer (Statisten vom DLRG) auf dem Vorplatz auf weitere Hilfe warteten, versuchte der ABC-Zug der Briloner Wehr, das Leck abzudichten. Inzwischen waren noch ein weiterer ABC-Zug sowie Ergänzungskräfte der Feuerwehren Schmallenberg und Eslohe eingetroffen, da es auf dem Gelände an anderer Stelle zu einer weiteren Verpuffung gekommen war. Für die Männer in ihren astronautenähnlichen Anzügen galt es weiterhin, zunächst das Leck zu schließen, um das Austreten weiterer giftiger Dämpfe zu verhindern.

Medizinische Versorgung

In einem ersten Fazit zeigte sich Kreisbrandmeister Martin Rickert mit dem Verlauf der Übung zufrieden und meinte: „Bis auf ein paar kleine technische Probleme in der Anfangsphase ist im Großen und Ganzen alles gut gelaufen.“

Für den Einsatz speziell geschulter Kräfte war mittlerweile ein mit Sonderausrüstung bestückter Dekontaminationsplatz eingerichtet. Hier fand auch die weitere medizinische Versorgung der Verletzten statt. Diese konnten auf Wunsch auch psychologische Unterstützung durch die PSU in Anspruch nehmen.

Als die fast sechsstündige Katastrophenübung beendet war und auch die vielen Beobachter, die aus ganz Westfalen nach Brilon gekommen waren, abreisten, zog Pressesprecher Ferdi Drescher ein erstes Resümee: „Die Übung hat gezeigt, dass bei einem solchen Einsatz eine große Anzahl von Einsatzkräften verschiedenster Fachrichtungen und Organisationen erforderlich sind. Die entsprechende Erfahrung in der Zusammenarbeit und Koordination, kann nur in Form einer Großübung gesammelt werden, da realistische Einsätze hier glücklicherweise eher selten vorkommen.“