Brilon. Das wird eine spannende Diskussion in Brilon: Soll der älteste Baum der Kernstadt für Bauplätze gefällt werden? Wer dafür ist und wer dagegen:
Sie ist zwar nur noch ein Stummel, aber sie gilt als der älteste Baum der Briloner Kernstadt: die Galmei-Linde. Schlägt nach rund 400 Jahren auch der letzten der Ihren, die der Straße An den Galmeibäumen den Namen gaben, das letzte Stündlein? Grund: Ein Briloner Wohnungs- und Gewerbebauunternehmen möchte dort ein kleines Baugebiet erschließen. Der alte Baum steht der Zufahrt im Weg.
Akuter Bauplatzmangel
Vier bis sechs Bauplätze könnten in dem Bereich zwischen Engelbertstraße und der Galmeistraße entstehen und die dortige Bebauung verdichten - „Das macht Sinn“, sagt Jürgen Kürmann (CDU), Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses, der akute Mangel an Wohnbauflächen in der Stadt sei ja hinlänglich bekannt. Aber Kürmann ist der Öko-Konflikt bewusst: „Wie entscheidet die Politik?“ In der kommenden Woche, am Mittwoch, liegt das Thema dem Bau- und Planungsausschuss auf dem Tisch.
Verwaltung unterstützt Planung
Die Stadtverwaltung hat sich bereits positioniert. Angesichts des enormen Nachfrage-Überhangs nach Baumöglichkeiten in der Kernstadt werde das Vorhaben von ihr „positiv beurteilt und unterstützt“.
Das Problem: Die Zufahrt zu dem neuen Baugebiet kann nur über den dort zwischen zwei Häusern liegenden Wiesenweg erfolgen. Der ist gerade einmal 4,5 Meter breit, kann aber um einen Meter ausgebaut werden. Damit größere Fahrzeuge, etwa die Müllabfuhr, dort einbiegen können, müsste der Einmündungsbereich zur Straße An den Galmeibäumen aufgetrichtert werden.
Stadt: Nachbarn nicht verkaufsbereit
Dazu müssten die beiden Nachbarn links und rechts die Grundstücksecken zur Verfügung stellen - doch da, so die Stadtverwaltung, bestehe leider keine Verkaufsbereitschaft. Das gleiche gilt für die entgegenliegende Seite.
Auch vom Ammertenbühl aus könnte theoretisch eine Erschließungsstraße angelegt werden. Doch auch dort wollen die Eigentümer der beiden 800 bzw. 1200 Quadratmeter großen Parzellen nichts abtreten.
Maximal zwei Wohnungen pro Grundstück
Auf dem Gelände können vier bis sechs Bauplätze entstehen.Es sollen Einzel- und Doppelhäuser möglich sein.Die Bebauung sollen auf zwei Vollgeschosse und zwei Wohneinheiten pro Grundstück begrenzt werden.
Stefan Scharfenbaum, Ratsmitglied der Grünen und auch Mitglied des Bau- und Planungsausschusses, möchte keine vorschnelle Entscheidung nur anhand der Verwaltungs-Empfehlung. Er hat sich vor Ort die Situation angeschaut und kann „nicht nachvollziehen“, dass es nicht möglich sein soll, unter Erhalt der Linde nicht doch eine Zufahrt anzulegen.
Ehemalige Galmei-Abbaustelle
Botanisch gesehen handelt es sich bei dem Baum um eine Sommerlinde. Der Name geht auf den unmittelbar neben der Straße liegenden früheren, heute abgesperrten Galmeiabbau zurück. 2005 hatte die Stadt die zweite verbliebene Galmeilinde fällen müssen.
Die letzte war 2016 aus Verkehrssicherheitsgründen gestutzt worden. Die komplette Krone des einst rund 40 Meter hohen Baumes war dabei entfernt worden. Trotz Pilzbefalls sei auch der Stummel vital und standfest, heißt es. Als „historischer Zeitzeuge“ und potentielles Habitat sei er „überaus wertvoll“ und erhaltenswert, so die Stadtverwaltung in der Sitzungsvorlage.
Mit der ausführlichen Darstellung des Abwägungskonfliktes wolle man darlegen, dass man sich mit der Problematik intensiv befasst habe, so Beigeordneter Reinhold Huxoll zur WP. Letztlich sei der Baum aber nur noch „ein Torso“.
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Mit der Nachverdichtung der Bebauung an dieser Stadtrandlage komme man auch den Erwartungen der Bezirksregierung entgegen, innerstädtische Baulücken zu erschließen. Das Baugebiet und die Galmei-Linde befinden sich rund 150 Meter vom Naturschutzgebiet Drübel entfernt.
Öffentliche Sitzung im Kolpinghaus
Der Bau- und Planungsausschuss tagt Mittwoch, 24. Februar, um 17.30 Uhr im Bürgerzentrum/Kolpinghaus. Die Sitzung ist öffentlich.
Auf der Tagesordnung steht die Schaffung weiterer Baumöglichkeiten im Stadtgebiet. So zum Beispiel an der Alten Heeresstraße in Altenbüren. am Haskenstein in Rösenbeck oder Auf’m Bruch in Thülen.