Hoppecke/Hagen. Sie waren erschüttert vom Ausmaß der Flutkatastrophe: Frauen aus Hoppecke organisieren innerhalb von 48 Stunden Hilfsaktionen für Opfer in Hagen.
Das Basar-Team Hoppecke organisiert in weniger als 48 Stunden eine Hilfsaktion für die Flutopfer von Hagen. Vor Ort erschüttert die Sauerländer das Ausmaß der Katastrophe.
Durch einen Aufruf bei Facebook wurde das Basar-Team aufmerksam. Daniela Osthoff, Yvonne Reichert, Stephanie Langner, Nadine Wegener, Kinga Kosmalla-Otto, Emina Tabak, Anne Lahme, Marina Gil Bocero, Kathrin Kreft, ales junge Mütter, tauschten sich über eine Whats App Gruppe aus – und schnell war allen klar: „Wir helfen!“
Schwierig Kontakt nach Hagen zu bekommen
Mer als eineinhalb Tage dauerte es , um in Hagen einen Kontakt zu bekommen. „Es war einfach kein Durchkommen möglich“, sagt Daniela Osthoff, Mitglied im Basar-Team. Am Dienstag, 20. Juli, erreichten die Sauerländer Frauen dann endlich eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung, die eine Nummer vom Ansprechpartner vor Ort weiter gab: Matthias Heuer, Pfarrer der Dreifaltigkeitsgemeinde in Hagen. Nach den ersten Gesprächen und konkreten Angaben, welche Dinge benötigt und am dringensten gebraucht würden, startete das Basar Team die Hilfsaktion.
Der Schützenverein in Hoppecke wurde informiert und um die Nutzung der Schützenhalle gebeten, was sofort zugesagt wurde. Ortsvorsteher Rudi Kemmerling wurde über das Vorhaben informiert und dann ging die Arbeit richtig los. Ein Text mit genauen Angaben von Dingen die gebraucht wurden, wurde verfasst und über Soziale Netzwerke, Whats App Gruppen, Statusnachrichten und Mundpropaganda verbreitet. Abgabetermin war der Donnerstag, 22.07 von 17:30 Uhr bis 19:30 Uhr in der Schützenhalle- keine 48 Stunden später.
Hilfe aus der Umgebung
Am späten Dienstag Abend erhielt Daniela Osthoff vom Basar Team noch einen Anruf der ortsansässigen Fleischerei Ester. Sie boten für den Aktionsabend Unterstützung an, indem sie gegrillte Würstchen auf Spendenbasis anbieten. Auch Bäckerei Stüttem aus Padberg war sofort mit im Boot und spendete die Brötchen. So kam es, das auch am Donnerstag Abend Würstchen und Brötchen auf Spendenbasis zu bekommen waren. Der Mitarbeiter der Fleischerei Ester Stefan Brüne unterstützte mit Freundin das Basar Team und stand an diesem Abend vor der Schützenhalle und grillte. Die Spendensumme die an diesem Abend erreicht wurde, belief sich auf 1692,10 Euro. Noch am selben Abend kam der nächste Anruf und Unterstützung aus dem Dorf. Detlef Nagel bot seine Hilfe an: „Ich habe einen Neunsitzer. Ich baue die Sitze aus und fahre mit Euch, ebenfalls habe ich noch einen Anhänger den ihr nutzen könnt.“.
Am Donnerstagabend. war Abgabetermin. Viele Menschen kamen, brachten Spenden in Form von Gläschennahrung, Pampers, Lebensmittel, Seife, Zahnreme, Putzmittel, Mundschutz etc. Das Basar Team nahm die Spenden in der Schützenhalle entgegen und packte sie sortiert nach Artikeln in Kartons und beschriftete diese. Doch eine Handvoll abgegebener Päckchen wurde nicht ausgepackt. Denn diese waren liebevoll in Geschenkpapier gepackt worden, mit einem kleinen Hinweis von außen, was sich darin befindet. Während des Abends wurden die bereits vollgepackten Kisten verladen.
Wo die Not am größten ist
Mit vollgepacktem Auto und Anhänger machte sich ein Team aus Hoppecke sich am Freitagvormittag auf den Weg. In Hagen angekommen, wurden die Sauerländer mit großer Dankbarkeit empfangen. Pfarrer Heuer zeigte dem Team die Kirche, wo Kisten und Körbe gelagert wurden. „Wir begannen mit dem ausräumen der Spenden. Auch die kleinen eingepackten Geschenke wurden übergeben. Pfarrer Heuer war beeindruckt, denn damit kann man Tränen eines kleinen Kindes trocknen, das das liebgewonnene Kuscheltier und Spielzeug verloren hat“, erklärt Daniela Osthoff. Auch die erreichte Spendensumme in Höhe von 1692,10 Euro wurde an den Pfarrer überreicht übergeben. „Er wird schauen wo die Not am größten ist und es vor Ort den Verantwortlichen übergeben“, so Daniela Osthoff.
Die Kirche in Hagen ist aktuell eine Lagerstätten für Spenden für Menschen die durch diese Flutkatastrophe alles verloren haben, Angst haben, traumatisiert sind. „Das sind Eindrücke die nachdenklich machen“, so die Sauerländer im Nachhinein. Während des Ausladens hörte man immer wieder Krankenwagen, Feuerwehr, THW im Einsatz mit Martinshorn an der Kirche vorbei fahren. „Plötzlich ist alles anders“, so Pfarrer Heuer zu der Gruppe aus Hoppecke. Er erzählte von eigenen Erfahrungen an diesen katastrophalen Regentagen, von Menschen, die alles verloren haben oder von Menschen und Stadtteilen zu denen man erst am jetzt Zugang zu Stadtteilen erhalten habe, weil man zunächst auf die Bundeswehr warten musste, auf Bagger und Muldenkipper der Landwirte, um Geröll, das Meterhoch in den Straßen lag zu beseitigen. Dort steht das Wasser an diesen Tagen noch in den Häusern. Diese Menschen sind bis heute noch ohne Strom und Wasser. Auch da konnte etwas geholfen werden. Die Batterie Systeme GmbH in Hoppecke (Accu) spendete 25 Powerbänke. „So können die Menschen wenigstens ihr Handy laden, das sie ihre Familienangehörigenerreichen können oder Hilfe anfordern können.“
Hagen ist derzeit zweigeteilt so Pfarrer Heuer. Die eine Hälfte, die viel Regen abbekommen hat und es trotzdem „gut“ verlaufen ist und die andere Hälfte, die mit Flut, reißenden Flüssen und Zerstörung von Hab und Gut zu kämpfen haben. „Ich bin seit 20 Jahren in dieser Gemeinde, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt“, so der Pfarrer. „Bäume die abgebrochen waren und im Wasser mitgerissen wurden. Baumstämme die Brückengeländer wie Streichhölzer zerstörten. Das kann man sich nur schwer vorstellen, wenn man es selbst nicht miterlebt hat.“
Am Abgabetermin wurde das Basar Team auf Sachspenden in Form von Kleidung, Spielsachen, Möbeln etc. gefragt. Derzeit haben die Flutopfer gar keine Möglichkeiten etwas zu lagern, weil sie in dieser Zeit mit aufräumen, entrümpeln, sauber machen beschäftigt sind. Wir bleiben weiterhin mit Pfarrer Heuer in Kontakt. Sollte Bedarf in einigen Wochen bestehen und das Basar Team konkrete Angaben haben was benötigt wird, wird eine weitere Hilfsaktion für Hagen gestartet.