Marsberg. Der Rat Marsberg verschiebt die Entscheidung zum Anbau ans Rathaus. Grund ist eine Kostenexplosion. Jetzt sollen Bürger mitreden.
Anbau an das Rathaus Marsberg. Ja oder Nein. Eine Grundsatzentscheidung dazu wollte der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag fällen. Zuvor wurde das Thema im Planungsausschau breit diskutiert. Jetzt will der Stadtrat darüber nach der Sommerpause in der September-Sitzung entscheiden. In der Zwischenzeit sollen die Bürger in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. Mehrere Informationsveranstaltungen sind geplant. Damit folgte der Stadtrat einmütig dem Antrag der SPD-Fraktion.
Anbau wurde kontrovers diskutiert
Der Rathaus-Anbau steht schon seit 2019 auf der Agenda und wurde kontrovers auch von den Bürgern in den sozialen Medien diskutiert. Sie fanden den Anbau einfach hässlich und zu teuer. Sie meinten, das Geld sei anderswo besser angelegt, zum Beispiel in Schulen oder Freibad.
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Auch der Politik war der Anbau zu teuer geworden. Die Kosten schnellten in die Höhe. Ursprünglich sollte er 1,3 Millionen Euro kosten. Dann war von 750.000 Euro Mehrkosten die Rede. U. a. auch wegen des schlechten Baugrundes. Er ist schlammig und müsste ausgetauscht werden. Das Anbau-Thema wurde erst einmal vertagt.
Jetzt gibt es neue Pläne. Die Kosten für diesen Rathausanbau belaufen sich nach aktuellen Schätzungen auf rd. 2,3 Mio. Euro. „Eine alternativ untersuchte Realisierung der notwendigen Büroflächen unter Einbeziehung des Gebäudes, in dem derzeit das städtische Sozialamt untergebracht ist, würde Baukosten von rd. 3,5 Millionen Euro mit sich bringen“, rechnete Thomas Daake, Amtsleiter Hoch- und Tiefbau, vor. Ein etwaiger Grunderwerb und die Schaffung neuer Parkplätze käme noch hinzu. „Diese Variante wird aus den Gründen als nicht zielführend angesehen.“
Pläne werden öffentlich vorgestellt
Die angedachten Anbau-Pläne sollen den Bürgern der Stadt Marsberg in den nächsten Wochen in der Aula der Sekundarschule vorgestellt werden. Aufgrund der Corona-Pandemie sind dafür verschiedene kleinere Präsentationsgespräche vorgesehen. An den jeweiligen Terminen stehen sowohl der Bürgermeister als auch der verantwortliche Architekt für Fragen und Anregungen zu Verfügung. Der erste Termin findet am Donnerstag, 8. Juli, ab 17 Uhr statt. Wegen der Corona-Auflagen wird um eine Anmeldung unter Tel. 02992 602212 oder Email info@marsberg.de gebeten. Die weiteren Termine sind der Homepage der Stadt Marsberg zu entnehmen.In der Sitzung am 2. September möchte der Rat der Stadt Marsberg über diese Planungen beraten, so dass eine bauliche Umsetzung dieser Maßnahme möglicherweise ab 2022 ins Auge gefasst werden könnte.
Ein Grund für den Anbau ist auch der bisher nicht behindertengerechte Zugang zu allen Büros der Stadt Marsberg. Das Sozialamt ist in den Räumen des LWL an der Bredelarer Straße untergebracht und ist ebenfalls nicht behindertengerecht zu erreichen.
In den Anbau soll also auch das Sozialamt untergebracht werden. Damit wären alle Mitarbeiter der Verwaltung an einem Standort.
Arbeitskreis gebildet
Ein extra gebildeter Arbeitskreis hat im Vorfeld verschiedene Möglichkeiten erörtert. In der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises im Mai wurde nunmehr ein Anbau ans Rathaus entsprechend der neuen Pläne, als beste Möglichkeit gesehen, „alle in diesem Zusammenhang anstehenden Aspekte bestmöglich zu berücksichtigen“, so Daake.
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Das Rathaus hat eine Grundfläche von 1950 Quadratmetern. Die Pläne sehen einen mehrgeschossiger Anbau einschließlich Aufzug mit einer Bruttogrundfläche von ca. 350 Quadratmetern je Geschoss vor. Die ursprünglichen Pläne sahen ein Flachdach vor, jetzt ein Satteldach.
26 neue Büroarbeitsplätze im Anbau
Aus Brandschutzgründen ist der Anbau in einem Abstand von fünf Metern zum Bestand zu errichten. Ein Gang zum Flur des Hauptgebäudes stellt die Anbindung dar. In diesem Bereich soll auch die zentrale Aufzugsanlage und eine Behindertentoilette eingebaut werden.
Zusätzlich würden zwei neue Besprechungsräume und 26 Büroarbeitsplätze entstehend. 16 Arbeitsplätze entfallen auf das Sozialamt. Daake: „Die Bürger können durch diesen Anbau in Zukunft eine Vielzahl der Verwaltungsleistungen an einem Ort abfragen. Außerdem liegen die Büros damit sowohl im Zentrum der Stadt als auch in großer Nähe zum Bahnhof und können somit gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden.“
Daake: „Die zukünftige zentrale Unterbringung dieser städtischen Büroarbeitsplätze bietet auch die Möglichkeit etwaiger Synergieeffekte.“
Dies erleichtere die künftige Verwaltungsorganisation, zumal auch dringend notwendige Büros entstehen, um sowohl Platz zu schaffen zur Wahrnehmung zukünftiger Aufgaben als auch für eine bessere Betreuung der Bürger.
Das derzeitige Rathaus wurde bereits energetisch durch neue Fenster inklusive außenliegender Verschattung, Dämmung der Dachgeschossdecke und der Umstellung der Beleuchtung auf LED-Technik ertüchtigt. Mit dem Anbau soll auch die bestehende Heizungsanlage durch eine Wärmepumpe ergänzt werden.