Hochsauerlandkreis. Spielzeug, Mode, Unterhaltungselektronik: Lieferengpässe treffen auch den HSK. Ist das Weihnachtsgeschäft in Gefahr? Das sagen Ladeninhaber.
Schon seit geraumer Zeit ächzen viele Händler im Hochsauerlandkreis über Lieferengpässe. Auf der ganzen Welt stockt der Warennachschub. Ist das Weihnachtsgeschäft in Gefahr?
„Obwohl wir gut auf das Weihnachtsgeschäft vorbereitet sind, raten wir unseren Kunden, sich frühzeitig zu kümmern. Vor allem, wenn es um ein ganz bestimmtes Modell geht“, sagt Gira Yi. Er leitet die Filiale der Elektronikmarke Medimax in Brilon, die zu der Verbundgruppe Electronic Partner (EP) gehört. Man versuche natürlich alles, was möglich sei und bestelle die gewünschte Ware. Doch die Kunden müssten aktuell damit rechnen, dass die Lieferung länger dauern könnte, sagt Yi.
Lesen Sie auch:Automat in Brilon verkauft Bio-Spaghettieis im Becher
Diese Geräte können knapp werden
Betroffen seien Produkte in allen Warenbereichen – von Notebooks, Tablets und Smartphones bis hin zu Fernsehern sowie Klein- und Großgeräten für den Haushalt. „Aktuell stellen wir vor Ort vor allem Lieferprobleme bei Elektrogroßgeräten fest; also bei Waschmaschinen, Spülmaschinen, Kühlschränken etc.“, sagt er. Da man sich jedoch bevorratet habe, verfüge sein Laden über ausreichend Ware. Man sehe jedoch, dass bei Lieferungen, die in den nächsten Monaten ankommen sollen, Ware teilweise gar nicht oder nicht in der gewünschten Zahl geliefert werden könne. „Wir gehen aber davon aus, dass wir diese Engpässe aufgrund unserer langfristigen Planung gut auffangen können“, verspricht Yi.
Viele Spielwarenmarken warnen
Die Auswirkungen der Lieferschwierigkeiten sei noch nicht allen Kunden bewusst. Viele würden sich wundern, warum der Medimax-Markt aktuell mehr Ware auf der Fläche ausstellt als sonst. Manche Kunden würden leere Regale erwarten, seien dann positiv überrascht, wie gut der Laden aktuell bevorratet sei, so Yi. „Es gibt natürlich auch die, die mit Unverständnis reagieren, wenn ein bestimmtes Modell aktuell nicht geliefert werden kann“, sagt der Filialleiter.
Tatjana Schnurbusch ist Inhaberin des Spielwarenladens Pfiffikus in Winterberg. Aktuell kämen zwar noch alle Waren an, aber viele bekannte Spielwarenmarken wie „Lego“, „Playmobil“ oder „Mattel“ warnen davor, dass der Nachschub ihrer Spielwaren demnächst deutlich weniger oder sogar ganz versiegen könnte. Besonders Produkte, die im Fernsehen beworben würden, seien immer der Renner, sagt Schnurbusch. „In der Weihnachtszeit hat es aufgrund der hohen Nachfrage immer mal wieder kleinere Probleme mit der Warenbestellung gegeben. Aber dieses Jahr wird es sehr eng“, sagt Schnurbusch.
Auch die Modebranche ist betroffen
Für sie sei die Situation nicht so dramatisch, da die meisten ihrer Kunden Touristen seien, die noch nicht so klare Vorstellung davon hätten, was schließlich in ihrem Warenkorb landen werde. Dagegen würden diejenigen Probleme bekommen, die ihre Weihnachtsgeschenke erst auf den letzten Drücker kaufen wollen.
Auch in der Modebranche wirkt sich die Krise direkt auf die Filialen vor Ort aus. So wie bei Susanne Kirchhoff in Olsberg. Sie ist die Filialleiter vom Bekleidungsgeschäft Cruse. „Bei uns ist es wie in jeder anderen Branche auch. Die Ware kommt einfach nicht nach“, sagt Kirchhof. Dass gelte für alle Produkte und Marken wie beispielsweise „Tom Taylor“ und „S.Oliver“. Aktuell würde sich die schwierige Gesamtsituation aber nicht auf die Preise auswirken, da ihre Ware schon lange mit Festpreis bestellt worden sei. Höhere Preis könne sie in Zukunft nicht ausschließen. „Wenn die neuen Kollektionen kommen, muss man sehen, wie es weitergeht“, so Kirchhoff.
Lesen Sie auch:Großbrand im Aqua Olsberg: Die Brandursache steht jetzt fest
Die beiden Geschäftsleute Stefan Scharfenbaum und Burkhard Brauer kennen das Problem nur allzu gut. Beide treffen sich immer mal wieder in Scharfenbaums Spielwarenfachgeschäft Schatzkiste in Brilon um sich auszutauschen. Und beide haben auch immer wieder ein Thema zu besprechen: der Lieferengpass. Brauer ist der Inhaber von Brauer Raumausstattung & Bettenhaus in Brilon. Seit mehr als 30 Jahren führt er die Geschicke des Traditionsladens und er könne sich an keine vergleichbare Situation erinnern, sagt Brauer und schaut Scharfenbaum ernst an.
Warten auf die Handtücher
„Das ist wirklich ein Riesenthema. Ich warte jetzt schon mehr als vier Wochen auf eine Lieferung Handtücher. Normalerweise wird die Ware innerhalb von einer Woche geliefert“, sagt er. Jetzt müsse man hinter jeder Lieferung hinterherhertelefonieren.
Lesen Sie auch:Olsberg bekommt einen neuen Getränkemarkt in der Innenstadt
Er beziehe zwar viele Waren von deutschen Händlern, die seien aber beispielsweise auf die Baumwollproduktion im Ausland angewiesen. „Die gewünschten Produkte auf den letzten Drücker in der Vorweihnachtszeit einzukaufen, wird nicht mehr funktionieren“, sagt Brauer. Er rechne in Zukunft mit höheren Preisen für die Kunden. „Momentan haben die Händler fast täglich mit Preissteigerungen zu tun.“, sagt er.
Monopoly ist teurer geworden
Scharfenbaum nickt. Auch er muss sich mit höheren Preisen im Spielwarensektor auseinandersetzen. Selbst der Spieleklassiker „Monopoly“ hätte in der Vergangenheit um die 25 Euro beim Großhändler gekostet, jetzt liege der Preis zwischen 35 und 38 Euro. Der Weihnachtszeit sieht er aber gelassen entgegen. „Ich bin gut gerüstet“, sagt er.
Er habe sich frühzeitig mit Waren eingedeckt und nach langer Zeit mal wieder sein Lager aktiviert. Viele Lieferungen habe er vorgezogen. Er habe außerdem den „Vorteil“, dass er weniger auf Trendspielzeuge wie das im TV beworbene „Playmobil“ oder „Baby Born“ setze. „Das Fernsehen muss ja nicht immer vorgeben, was das Kind haben will“, sagt Scharfenbaum.