Medebach. Darauf haben nicht nur Streetdance-Freunde gewartet. Robin und Tina Hellwig verwirklichen sich in Medebach einen Traum. So sieht er aus:
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Auch wenn diese Serie „Zuversicht“ heißt: Tina und Robin versprühen mehr als das. Sie strahlen Begeisterung, Euphorie und große Vorfreude aus, wenn sie von ihrem neuen Projekt reden. Für mehr als ein Jahr war es Essig mit ihrer Tanz-Leidenschaft. Corona hat die coolen Beats gestoppt. Doch jetzt können die Streetdancer und Hip-Hopper wieder ihrer Passion nachgehen. Und das künftig sogar in einem eigenen Tanzstudio. Medebach bekommt eine Dance & Fit-Academy. Robin Hellwig und seine Frau Tina haben sich einiges vorgenommen.
Leben in die Bude
Der Boden ist gefegt, der riesige Raum noch völlig leer. Licht fällt durch die lange Schaufensterfront herein. Ein Modegeschäft hat es hier zuletzt gegeben. Viele werden sich aber noch daran erinnern, dass in dem Flachdach-Anbau u.a. der Elektrofachbetrieb Isken seine Werkstatt hatte. Die Funken werden hier auch künftig fliegen. Denn bald soll wieder Leben in die Räume kommen. „Die Wand da vorne nehmen wir raus. Dort werden wir große Spiegel aufstellen. Unten wird es Umkleiden, Toiletten und Duschen geben. Dort bauen wir die Theke mit Zapfanlage ein. Da wird der Kaffeeautomat stehen, hier der Kühlschrank, dort gibt’s Getränke. Ja und das hier ist die Tanzfläche. Das dürften gut und gerne 100 Quadratmeter sein.“ Robin Hellwig aus Oberschledorn hat als gelernter Maurer den Blick des Handwerkers und weiß genau, wie alles in einigen Wochen in seiner Neuerwerbung aussehen wird. „Wenn wir denn Baumaterial bekommen; das ist zurzeit gar nicht so einfach.“
Herzblut und Leidenschaft
Seine Frau Tina sieht hingegen schon die kleinen und großen Tänzer/innen beim Breakdance, Kripwalk, Hip-Hop oder Krumping, wie einige der Stilformen heißen. Die 28-Jährige kann sich ein Leben ohne Tanzen gar nicht vorstellen. „Ich habe mit sieben Jahren vor dem Spiegel gestanden, den Kassettenrekorder angeworfen und die Bewegungen von Britney Spears nachgetanzt. Stundenlang.“ Dann hat die gebürtige Korbacherin zuerst in ihrer Heimatstadt trainiert und es sehr schnell aufs große Parkett geschafft. Die gelernte Friseurin war u.a. Deutsche und Internationale Vizemeisterin im Streetdance, gewann Videoclip-Meisterschaften, schaffte es bei den Europameisterschaften in Paris mit ihrem Team bis ins Halbfinale, war bei Viva-Live zu sehen und hat ganz nebenbei noch ihren früheren Mitschüler Robin geheiratet, mit dem sie inzwischen drei Kinder (1,5,7) und ein eigenes Haus hat.
Mit 16 Jahren hat Tina Hellwig in Medebach im Jugendzentrum des Kolpinghauses den Streetdance nach und nach im Sauerland salonfähig gemacht. Viele junge Menschen hat sie mit dem Spaß an Bewegung zur Musik infiziert. „Kolping und die Stadt haben uns immer sehr geholfen.“ Wenn die junge Frau vom Tanzen spricht, spürt man, dass sie mit Herzblut und Leidenschaft bei der Sache ist. „Das ist unsere Bestimmung. Unsere Schüler sind unsere Freunde. Die kommen auch mit ihren Problemen zu uns und wir helfen. Ganz bewusst sprechen wir von einer Streetdance-Familie“, sagt Hellwig.
Mehr als nur Körperbewegung
Sie möchte den jungen Leuten zeigen, dass Tanzen nicht nur Tanzen ist. „Es geht darum, Geschichten zu erzählen. Man bewegt sich zur Musik und fühlt sich direkt gut. Man erzählt von sich, wie man drauf ist. Das ist so wichtig – auch für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Es geht um Zusammenhalt, Respekt Disziplin, Körperempfinden, Freundschaft, Vertrauen und Selbstvertrauen.“
180 Familienmitglieder
Bis zum Ausbruch der Pandemie bestand die Streetdance-Family aus 180 Familienmitgliedern (darunter nur wenige Jungs), die an den Standorten Medebach, Winterberg, Korbach und Warstein trainierten. Die Tänzer hoffen, dass das Training jetzt zunächst in Sporthallen wieder losgehen kann.Sonntags soll künftig in Medebach die Gruppe trainieren, die auch auf Meisterschaften antreten will. Infos unter 0151 64520194.
Die Dance & Fit-Academy möchte jede Altersgruppe ansprechen und möglichst viele Facetten des Tanzens abbilden. „Vielleicht bieten wir Ballett oder auch Standard-Tanzen an. Das überlegen wir gerade. Ansonsten soll hier jeden Tag in der Woche etwas los sein. Und wenn keine Kurse sind können die Räume für private Feiern gemietet werden“, sagt Robin Hellwig, der vorsichtig auf den September als Start-Termin schielt. Seine Frau möchte am liebsten sofort loslegen: „Es soll eine Mega-Eröffnung werden und ich möchte auch, dass Jungs das Tanzen cool finden. Einer meiner Schüler hat mir neulich noch gesagt: ,Mensch, Tina! Wenn ich bei euch nicht getanzt hätte, wäre mein Leben völlig anders verlaufen.’'“