Hochsauerlandkreis/Medebach. Bei einer Razzia gegen bandenmäßigen und illegalen Welpenhandel in Medebach werden Akten beschlagnahmt. Die Ermittler zu den Details des Falls:
Auf den ersten Blick ist es ein Morgen inMedebach im Hochsauerlandkreiswie immer. Kinder laufen zu Schule, Fußgänger sind unterwegs zum Einkaufen, ein Fahrzeug von Straßen-NRW verpasst der maroden L 617 zumindest einen frischen weißen Seitenstreifen. Zwei Frauen frühstücken auf dem Balkon ihres mehrstöckigen Hauses in einem Wohngebiet. Auf dem Parkstreifen hantiert ein Paar an einem offen stehenden Familien-Van mit dunkel getönten Scheiben, ein anderes macht sich an den Mülltonnen zu schaffen. Ein Nachbar scheint herumzustehen, zu telefonieren und die Sonne zu genießen. Und doch ist es bei genauem Hingucken anders: Unter den unauffälligen Funktionsjacken der Paare blitzen Handschellen hervor – Polizei in zivil. Die beiden Personen an dem Van kontrollieren mit Schutzhandschuhen akribisch das gesamte Auto bis hin zu den Seitenverkleidungen der Türen. Der vermeintliche Nachbar hat das Haus fest im Blick. Die Mülltonnen werden auf hastig weggeworfene Dinge untersucht. Denn an diesem September-Morgen läuft zeitgleich an sechs Orten in Medebach eine Razzia. Der Verdacht: Illegaler Welpenhandel und Verstöße gegen das Tierschutzgesetz.
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Razzia wegen Welpenhandel: Über die Grenze nach Medebach
Zivile Ermittler der Polizei und der Staatsanwaltschaft haben sich erst kurz am Marktplatz der Hansestadt getroffen und schwärmen dann aus. Mit dabei sind Tierärzte vom Veterinäramt des Hochsauerlandkreises für den Fall, dass Welpen gefunden werden. „Es wird gegen sechs Personen ermittelt. Dabei handelt es sich um rumänische Staatsangehörige“, bestätigt Oberstaatsanwalt Thomas Poggel der Westfalenpost. Bei der Razzia geht es vor allem um die Sicherung von Beweismaterial. Es gibt Hinweise darauf, dass in Medebach eine Art Drehscheibe eines gewerbsmäßigen Welpenhandels aufgebaut worden ist, bei dem Hundebabys illegal aus Südosteuropa über die Grenze nach Deutschland geschafft und verkauft werden. Mutmaßlich ungeimpft, nicht gechippt und nicht entwurmt.
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Razzia wegen Welpenhandel: Hinweise aus der Bevölkerung
Vor Wochen flog bereits ein Transport an der deutsch-österreichischen Grenze bei Berchtesgaden auf. Dort wurden Malteser Welpen entdeckt. „Bestimmungsort der damals beschlagnahmten Tiere war Medebach“, sagt Oberstaatsanwalt Poggel der WP. Die Ermittler sind dem mutmaßlichen Welpenhändler-Ring in Medebach unter anderem durch Hinweise aus der Bevölkerung auf die Spur gekommen. „Daraus resultierten unsere ersten Ansätze der Ermittlungen“, sagt Poggel. Es folgen polizeiliche Untersuchungen, bis es schließlich am Mittwoch in einer konzertierten Aktion zum Zugriff an den sechs Orten in Medebach kommt.
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An einem dieser Orte bekommt ein junger Mann mit einem kleinen Kind auf dem Arm draußen von einer Ermittlerin einige Formulare ausgehändigt. Mehrere Männer und Frauen, offensichtlich Bewohner, stehen mit gesenkten Köpfen und Abstand untereinander vor dem Haus. Andere Bewohner beobachten von ihren Fenstern und Balkonen aus die Szenerie. Fünf Personen verlassen gestikulierend und telefonierend das Gelände und steigen in einen Kleinwagen. Rund zehn Ermittler befinden sich draußen auf dem Grundstück, einige weitere sind im Haus.
Razzia wegen Welpenhandel: Dokumente sichergestellt
Nach knapp zwei Stunden ist die Razzia an dieser Stelle beendet. Zu Festnahmen kommt es am Mittwoch in Medebach laut der Staatsanwaltschaft zunächst nicht. Vor Ort werden auch keine Hunde gefunden. Aber: Der Ring der mutmaßlichen Welpenhändler ist ausgehoben oder zumindest geschwächt. Jetzt läuft die weitere Strafverfolgung gegen die sechs Tatverdächtigen. „Es wurden Dokumente sichergestellt, die jetzt allesamt erst einmal ausgewertet werden müssen“, erklärt Poggel das weitere Prozedere.
Unlängst war in Hagen mutmaßlich ein illegaler Welpenhandel aufgeflogen. Dabei ging es um Malteser oder Yorkshire Terrier-Welpen.