Winterberg.. In Winterberg tobte am Wochenende der Bär. Die Pisten und Skihütten waren voll. Wir waren zum Après-Ski in den Hütten rund um den Kahlen Asten unterwegs. Von Skihasen, tollkühnen Gigolos und heißen Flirts.
Wie sieht es aus mit Après-Ski in Winterberg? Die Bitte des stellvertretenden Chefredakteurs ist eindeutig: „Ich will die Schweißtropfen fließen sehen.“
Später Samstagnachmittag, auf dem Weg zu den Super-Partys rund um den Kahlen Asten, zu auf Tischen tanzenden Skihasen und tollkühnen Gigolos, zu heißen Flirts in Skihütten am Poppenberg und Sahnehang. Hin zu den Gladiatoren der Pisten, die, wenn schon nicht Jagertee oder Champagner schlürfend, so doch Red Bull mit Wodka im Minutentakt kippend für einen Hauch von Sölden sorgen...
In Winterbergs urigster Skihütte, bei Möppi am Poppenberg, ist wohl Gaudi garantiert. Oder?
Es ist voll. Von Remmidemmi kann allerdings keine Rede sein. Man sitzt gemütlich beisammen, trinkt Pils, bestellt Manta-Platte.
Die berühmten Möppi-Partys
Hier fällt oft das Wort „gemütlich“. Die Skifahrer, die sich in der Hütte von Klaus Wahle eine Pause gönnen, ruhen zufrieden in sich. Bis auf Michael Stauche. Der gebürtige Winterberger, der seit 34 Jahren in Frankfurt lebt, schwärmt von den berühmten Möppi-Partys. Seinen 50. Geburtstag habe er „in der tollsten aller Buden“ gefeiert.
Der 54-Jährige ist „zu Besuch bei Mutter“. Auf die Frage, ob in Willingen mehr los ist, folgt ein längerer Monolog über die Vorzüge seiner Heimatstadt. Winterberg throne erhaben hoch, während die andere Stadt im Talkessel liege. Willingen sei der Blick in die Ferne für immer versagt. „Ich rege mich jedes Mal von Neuem auf, wenn diese Stadt ins Sauerland verlegt wird.“ Kegelbrüder, die Skihütten unsicher machen, suche man jenseits des Upplandes vergeblich.
An der Kurve 9
Ein niederländischer Junge unterbricht den Monolog, brüllt laut „Honger“ und fordert nachdrücklich eine „Zoetigheid“ (Süßigkeit). Am Tisch „Kurve 9“, benannt nach der gefürchteten Kehre der Bobbahn, prostet man sich laut zu. Todesanzeigen aus der Heimatzeitung sind Thema.
Winterspass in Winterberg
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Die Höhner geben zur Freude von Klaas Ros (27) ihr Bestes. Der Niederländer aus Lelstad wippt mit seinen Kopf im Takt und knabbert gleichzeitig an seiner Bockwurst. „Ist toll hier. Ich möchte meine Ruhe haben“, bringt er es auf den Punkt. - Es ist Zeit, das Lokal zu wechseln.
Skifahren unter Flutlicht
Am Poppenberg startet derweil das Skifahren unter Flutlicht. Ralf Herkrath aus Olsberg ist einer dieser nimmersatten Wintersportfans, die am liebsten im Schweinwerferlicht unterwegs sind. Die Temperatur ist auf minus 6 Grad gefallen. In voller Montur blickt der 50 Jahre alte Sauerländer den Steilhang hinauf. „Diese Atmosphäre hat schon etwas Besonderes“, sagt er. Im gleißenden Licht schießen die Helden auf Brettern, die immer größere Schatten werfen, heran, während die Konturen des Waldes im Dunkeln ausfransen. Für Herkrath bedeutet Après-Ski, „in aller Gemütlichkeit Zuhause ein Glas Wein zu trinken“. Sagt’s, und ist er wieder Teil des Skikarussells.
Ob Quicks oder die Herrloh-Hütte, nirgends tobt der Bär.
Die Rettung für den Après-Ski-Artikel naht mit dem Öffnen der Tür von „Wiesenwirt’s Alm Salettl’“ an der Remmeswiese: Im Glas-Rondell ist Halligalli, hier dampfen dicht gedrängt Skifahrer, dreht sich die Discokugel, scheppern Popsongs aus den 70er Jahren aus den Boxen. Die Menge johlt und amüsiert sich. Verbrüderungen folgen Gruppenfotos. Klein-Hollywood in Winterberg. Man unterhält sich über das Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel und über „den Herrenwitz“ Rainer Brüderle. Weizenbier fließt in Strömen.
Saturday Night Fever
Man hat sichtlich Spaß - auch ohne Prominenz mit Chihuahua im Louis-Vuitton-Täschchen. Einziges Manko: Alle sind so dick nach dem Zwiebel-Prinzip eingepackt, dass so manche Frau und so mancher Mann sich die gute alte Keilhose zurückwünschen.
„Stayin’ Alive“ der Bee Gees sorgt für Saturday Night Fever. Zum Sauerländer Apfelstrudel gibt’s Waldgeheimnis (Flaschenbrand, 40 Prozent). Man kann sich dem Trubel kaum entziehen, wird schnell Teil der sich im Rhythmus bewegenden Menge.
Mittendrin Snowboarder Philip Rother (25) aus Gelsenkirchen, der mit seinen Freunden aus dem Ruhrgebiet angereist ist. Winterberg sei nicht das Ötztal, „aber für ein Wochenende ist es okay“. Später will man noch in die Tenne, einer der vielen Diskotheken in Winterberg.
In einer Ecke der Skihütte tanzen sich Niederländerinnen auf Tischen die Seele aus dem Leib. Gott sei Dank! Die T-Shirts sind klatschnass, Schweißperlen auf jeder einzelnen Stirn. Passt doch!
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