Das eigene Bild auf dem Times Square in New York: Curvy Model Alexandra Linnemann aus Brilon hat es geschafft – und damit ein Zeichen gesetzt.
Brilon
. Happy Size, Takko oder Orion – Alexandra Linnemann ist Curvy Model aus
Brilon
und arbeitet für die verschiedensten Labels. Ganz nebenbei setzt sie sich für mehr Body Positivity und ein neues Körperbild ein. Jetzt nimmt ihre Karriere allerdings richtig Fahrt auf.
Im Mai das erste Interview
Es ist Mai, als Alexandra Linnemann zum ersten Mal mit der Westfalenpost über ihre Arbeit spricht. „Ich denke, wer sich liebt wie man eben ist, kann sich ganz frei zeigen ohne ein Problem damit zu haben. Mein Körper gehört zu mir, mein Gewicht auch. Draußen auf der Straße sieht mich ja auch jeder so wie ich bin. Ich möchte mit meiner Arbeit, gerade auch mit Arbeiten wie die für Orion, Menschen Mut zusprechen. Niemand muss sich verstecken, jeder ist schön und es muss nicht immer 90/60/90 sein. Egal ob Mann, Frau, divers.“ Das sagt sie damals schon in einem großen Interview.
Karriereerfolge in New York und Frankreich
Jetzt, nur wenige Monate später, ist in ihrem Leben viel passiert. „Als der WP-Artikel rauskam, haben mich ganz viele Frauen aus der Umgebung angeschrieben. Viele haben mir gesagt, wie klasse sie es finden, was ich mache.“ Viele Menschen, die sie kennt, sprechen sie auf ihren Modeljob an. „Ich gehe ja nicht damit hausieren, dass ich das mache. Viele wussten also nicht, das ich modele und waren erstaunt“, erzählt die Brilonerin und lacht. Am meisten freut sich Alexandra Linnemann über die Nachrichten von jungen Frauen, die sich an ihre Instagram-Seite alexandra.linnemann richten. „Sie haben mir geschrieben, wie wichtig sie es finden, dass jemand thematisiert, dass jeder Körper schön ist. Gerade jemand aus dem Dorf, aus ihrem Umkreis. Zwei Mädchen wollten sogar Tipps von mir, weil sie sich bestärkt fühlen, jetzt selbst mit dem Modeln anzufangen“, erzählt sie.
Viel Zuspruch durch Follower
Doch der viele Zuspruch durch ihre Follower ist nicht die einzige Rückmeldung, die sie bekommt. Eine Anfrage des WDR katapultiert sie direkt in zwei Fernsehformate – einem Gesundheitscheck und einer Homestory, für die sie derzeit dreht. „Die waren so positiv beeindruckt, dass sie öfter mal etwas mit mir machen wollen“, erzählt Alexandra Linnemann stolz. Auch ihr Modeljob erreicht neue Erfolge. „Ich habe viele tolle Shootings gemacht, tolle Modekampagnen für andere Zeitschriften. Wie für die ‚Digital‘ oder das ‚Queen Size-Magazin‘. Das ist ein New Yorker Plus-Size-Magazin.“ Sie beschreibt das Gefühl, in amerikanischen Modezeitschriften zu sehen zu sein, als „abgefahren“. Fast unwirklich. „Ich habe jetzt erst erfahren, dass Bilder von mir in einem weiteren High Fashion Editorial in einer amerikanischen Zeitschrift veröffentlicht werden sollen.“ Eine Pin-Up-Strecke ist ebenfalls in Planung. „Ich könnte mittlerweile meinen Fußboden mit den Zeitschriften auslegen“, lacht Alexandra Linnemann.
Einer ihrer größten Erfolge: Die Fotos der Fotografin Silvana Denker, eine ihrer Freundinnen und engsten beruflichen Partnerinnen, wurden auf dem Times Square in New York City gezeigt. „Es war eine große Collage aus zehn oder elf Bildern, riesig zu sehen. Eines zeigt mich. Millionen Menschen haben mich gesehen. Das war ziemlich cool“, sagt sie.
Das Wesentliche ist der Kampf um ein neues Körperbild
Neben all ihren Karrieresprüngen will sie das Wesentliche nicht vergessen. Ihre Heimat. Und ihren Einsatz für ein positives Körperbild, ein anderes, neues, von Akzeptanz geprägtes Körperbild. Dafür kämpft sie nicht nur mit ihren Bildern. „Ich habe vor kurzem einen Bremer Fotografen angeschrieben, der viel mit den Models aus Germany‘s Next Topmodel arbeitet. Der hat immer nur schlanke Models fotografiert, aber ich konnte ihn überzeugen, auch mit mir ein Shooting zu machen.“ Ein erster Schritt in eine wichtige Richtung. Für sie ist es sehr wichtig, weiterhin Ansprechpartnerin für Frauen und Männer zu sein und für ein anderes Körperbild zu werben. „Es geht um Diversität und Individualität. In einer normalen Welt sollten alle Arten von Körpern normal sein.“ Sie sieht immer mehr Veränderung in der Modebranche. Derzeit kämpfe sogar ein Plus Size-Model um den Sieg der Miss Germany. „Der Großteil der Deutschen trägt Konfektionsgröße 42 oder 44. Das sollte auch gezeigt werden.“
Wie es jetzt bei ihr weitergeht, weiß sie noch nicht genau. Durch Corona muss sie ein wenig mit dem Modeljob pausieren. Aber ein Editorial in Frankfurt soll im Dezember nachgeholt werden. Einige Fotos werden im Happy Size-Katalog veröffentlicht. Manche in einem französischen High-Fashion-Magazin. Und fertig, das ist Alexandra Linnemann ohnehin noch lange nicht!