Willingen.. Wenn sich am Freitag der Vorhang für das Spektakel Weltcup-Skispringen in Willingen hebt, dann wird auch Martin Schmitt im Hochsauerland zu Gast sein. Nicht, um zu springen, sondern um seine Karriere in einem würdigen Rahmen als beendet zu erklären. Eine Skisprung-Legende tritt ab.
Die Kissen werden aufgeschlagen sein. Wie immer. Die Handtücher werden akkurat gefaltet sein. Wie immer. Alles wird bestens vorbereitet sein, wenn Martin Schmitt gegen Ende der Woche im Kurhotel Hochsauerland in Willingen eincheckt. Dort wohnt er immer, wenn die Skispringer in der Stadt sind und sich das verträumte Upland in einen Kult-Ort des winterlichen Weltcups verwandelt.
Der 36. Geburtstag naht
Und doch wird nichts sein, wie es war für Martin Schmitt. Am Freitag, zwei Tage nach seinem 36. Geburtstag, wird eine Pressekonferenz stattfinden, dazu lud der Deutsche Ski-Verband gestern ein, ohne zwar den Grund, dafür aber den Gast zu nennen: Martin Schmitt. Aus dem Weltcup-Team ist der Mann aus Furtwangen längst gestrichen worden, einen Sprung wird es von ihm in Willingen nicht mehr geben. Wohl aber wird klar, dass ihm das Hochsauerland ein letztes Mal die große Bühne bereitet.
Es wird ein angemessener Rahmen sein für einen, der über ein Jahrzehnt das Gesicht einer Sportart war, die durch seine Erfolge deutschlandweit eine Begeisterung entfachte wie es sonst nur Fußball in diesem Land kann. In den schillernden Jahren um die Jahrtausendwende, als Martin Schmitt und Sven Hannawald dem Rest der Welt davonflogen, waren sie Popstars. Vergöttert von jungen Mädchen, verehrt von Fans, vereinnahmt vom Medien-Hype. Kein Wohnzimmer, durch das nicht der lilafarbene Helm Schmitts segelte.
Das waren die guten Zeiten. Sie sind schon etwas länger vorbei. Martin Schmitt holte 2002 in Salt Lake City olympisches Gold, wurde vier Mal Weltmeister, gewann zweimal den Gesamtweltcup, war 1999 Sportler des Jahres und Teil der Mannschaft des Jahres. Doch seit 2002 hat der gebürtige Villinger kein Weltcup-Springen mehr gewonnen. Von Jahr zu Jahr zu Jahr wurde es schwieriger für den Vorflieger, das Gefühl für den Sprung wiederzufinden. Seit vielen Wintern fliegt Schmitt schon hinter den Konkurrenten her, längst hat man ihm nahegelegt zurückzutreten. Doch er tat einfach weiter das, was er am liebsten tut: Skispringen.
Wegen guter Ergebnisse im zweitklassigen Continentalcup durfte Schmitt die beiden deutschen Springen der Vierschanzentournee bestreiten, erst Oberstdorf, dann Garmisch-Partenkirchen. Sein letzter Weltcup-Sprung trug ihn auf den 27. Platz. Das war es. Am Freitag endet eine Ära.
Dass dies ausgerechnet in Willingen geschieht, ist ein hübsches Detail. Es ist der Ort, an dem zu Hochzeiten die ausgelassensten Partys mit den Star-Gästen Schmitt und Hannawald gefeiert wurden. Vor 15 Jahren, als der Skisprung-Wahnsinn gerade seinen Höhepunkt erlebte, sangen die 50 000 Menschen an der Schanze ein Geburtstagsständchen für den damals 21-Jährigen. Danach ging’s mit dem Hubschrauber weiter nach Köln in die Live-Sendung von „Stern TV“. Unvergessliche Augenblicke. Auch für einen viel gefeierten Mann wie Martin Schmitt. „Willingen ist einzigartig“, sagt er.
Langjährige Freundschaft
„Uns verbindet als Verein mit Martin eine langjährige Freundschaft, deshalb ist es super, dass Martin in Willingen unser Gast ist“, sagt Jürgen Hensel, Präsident des Ski-Clubs Willingen, im Vorfeld des kommenden Wochenendes. Geplant ist derzeit, dass Martin Schmitt am Samstag zwischen dem ersten und zweiten Durchgang gewürdigt wird. Die Fans werden ihn feiern. Wie immer.