Winterberg/Medebach. In ihrer Nachhilfeschule hat Kristin Ricken wegen Corona komplett auf digitalen Unterricht umgestellt – und dabei auch positive Aspekte gefunden.
„Es ist aus der Not geboren. Aber nach zwei Wochen im Betrieb haben sich auch Vorteile gezeigt.“ Als die Coronakrise Fahrt aufnahm und alle Schulen geschlossen wurden, musste sich Kristin Ricken schnell etwas überlegen, um die Schüler ihrer Nachhilfeschule „Die Notenschmiede“ weiterhin unterstützen zu können.
Von denen steckten nicht wenige mitten in Prüfungsvorbereitungen – Nachhilfe mit Präsenzunterricht jedoch war plötzlich ebenso tabu wie der gewöhnliche Schulbesuch.
Den Unterricht ins Internet zu verlegen, diese Idee sei mehreren Personen im Team parallel gekommen, berichtet Ricken. Zunächst aber musste dafür eine geeignete Plattform gefunden werden.
Nicht jede geeignete Software darf verwendet werden
Die Wahl fiel auf die Software Discord, die unter Onlinegamern beliebt ist, aber auch anderen Gruppen, Clubs und Konferenzen offensteht. Video- und Textchats sind darüber möglich, aber auch das Teilen und Bearbeiten von Dokumenten. „Außerdem haben wir darauf geachtet, dass es erlaubt ist, die Software kommerziell zu nutzen. Bei Skype zum Beispiel darf man das nicht“, gibt Ricken zu bedenken.
Wenn Schüler und Lehrkraft sich eingeloggt haben, kann die Stunde beginnen. Dann werden wie gewohnt Aufgaben besprochen und zum Beispiel Arbeitsblätter bearbeitet. Ist etwas aufzuzeichnen oder aufzuschreiben, kann die Computerkamera auf die Tafel ausgerichtet werden – oder Datei, Bild oder Grafik werden einfach direkt geteilt, zur Not per Smartphone-Foto. Gemeinsam werden die Dateien dann bearbeitet, Fragen können sofort im Chat gestellt werden.
Schüler dürfen Nicknames nutzen
Was in den einzelnen Unterrichtseinheiten zwischen Schüler und Lehrer abläuft, bleibt allen anderen Gruppenmitgliedern verborgen. „Allerdings können alle unsere Kunden sehen, wer generell zur Gruppe dazugehört.“
Deshalb weise das Team alle Schüler darauf hin, dass sie sich nicht mit ihren echten Namen bei der Software anmelden müssen, sondern sich Nicknames geben dürfen, „zum Beispiel Osterhase123“. Das ist wichtig zur Wahrung des Datenschutzes.
Inzwischen ist der gesamte Betrieb der Nachhilfeschule für die Dauer der Krise auf die virtuelle Welt umgestellt. Für die Lehrkräfte bedeute der Online-Unterricht zwar etwas mehr Aufwand in der Vorbereitung als sonst.
Doch Ricken kann dem ungewohnten Ablauf auch positive Aspekte abgewinnen. „Es erleichtert die Terminfindung“, hat sie festgestellt. Mangelnde oder ungünstige Busverbindungen sind zum Beispiel kein Thema mehr.
Auch Anfragen von Interessenten aus weiter entfernten Städten wie Brilon oder Schmallenberg könnten jetzt einfacher angenommen werden. „Manchmal fragen Eltern auch an, ob der Nachhilfeunterricht bei ihnen zu Hause möglich ist – bei Präsenzunterricht können wir das aber nicht anbieten.“