Hochsauerland. Die Impfungen nehmen Fahrt auf. Warum Fachleute sicher sind, dass bis Sommer jeder im HSK, der will, zumindest eine Erstimpfung bekommen kann.

Jeder im HSK, der geimpft werden will, wird in den nächsten sechs Wochen auch ein Impfangebot bekommen. Davon ist Dr. Peter Liese überzeugt. Der heimische christdemokratische Europaabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecher seiner Partei geht davon aus, dass Deutschland im dritten Quartal „förmlich an Impfstoffen ertrinken“ werde. Jetzt gehe es darum, die Skeptiker zu überzeugen und aktuell jedes Impfangebot anzunehmen – auch Astrazeneca. „Es ist ein gutes und wirksames Vakzin. Die Nebenwirkungen sind gut behandelbar, Corona nicht.“ In einer Video-Pressekonferenz hatten Dr. Liese, der Ärztliche Leiter des Olsberger Impfzentrums Dr. Christoph Hüttemann und der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe, Dr. Volker Schrage, über den Impf-Fortschritt informiert.

Reizwort „Astrazeneca“

Astrazeneca, so Dr. Liese, sei zu Unrecht in Verruf geraten. „Es ist unser aller Aufgabe, die Fakten korrekt darzustellen. Und vielleicht gibt es zu wenige Informationen darüber, wie gut der Impfstoff wirklich schützt.“ In einer Pandemie bestehe auch eine gewisse moralische Verpflichtung, den Impfstoff zu nehmen, der zugelassen und gerade verfügbar sei. Liese, der selbst mit Astrazeneca geimpft wurde: „An dieser Stelle sind wir auch aufgerufen, solidarisch zu sein. Denn eine hohe Durchimpfung schützt nicht nur die Älteren, sondern auch jüngere Menschen. All denen, die den Impfstoff momentan verweigern, weil ein Abstand von vier bis zwölf Wochen zwischen Erst- und Zweitimpfung liegen soll, sagte Liese: „Eine Zweitimpfung ist durchaus auch nach vier Wochen möglich. Der Impfschutz ist dann vielleicht nicht ganz so hoch. Aber das ist vertretbar. Vielleicht muss man dann im Herbst noch einmal über eine dritte Impfung nachdenken.“

Der Ärztliche Leiter des Olsberger Impfzentrums, Dr. Christoph Hüttemann, hatte in Sachen Astrazeneca ein anschauliches Beispiel: „Ich hatte neulich einen Patienten, der mir sagte, ihm sei es egal, womit er geimpft werde. Wenn er nach einem Unfall im Straßengraben läge, würde es ihn auch nicht interessieren, ob die Sanitäter eine rote oder gelbe Weste trügen – Hauptsache: ihm werde geholfen.“ Im Olsberger Impfzentrum wird heute, Mittwoch, die 50.000. Person eine Erstimpfung erhalten und die 12.000. bereits eine Zweitimpfung. Momentan bewältigt das Impfzentrum des HSK 1000 bis 1200 Personen pro Tag auf vier „Impfstraßen“. Geimpft, so Dr. Hüttemann, werde mit Biontech, Moderna und Astrazeneca (vorwiegend für Zweitimpfungen). In Kürze komme noch der Impfstoff von Johnson und Johnson hinzu. Der sei aber zunächst für mobile Impfteams und z.B. für Obdachlose und Asylbewerber gedacht. Das Vakzin muss nur einmal verimpft werden.

Risiko bei 1:600.00

Um die generelle Sorge vor einer Impfung zu nehmen, zitierte Dr. Liese aus einer Studie, wonach bei 95 Millionen Geimpften nur 835 Infektionen aufgetreten seien, die einen Krankenhausaufenthalt erfordert hätten. Liese: „Das bedeutet, das Risiko nach einer Corona-Infektion trotz Impfung ins Krankenhaus zu müssen ist kleiner als 1 zu 600.000. Auch das Risiko andere anzustecken ist deutlich geringer“, erläuterte Peter Liese. Auch Dr. Volker Schrage betonte: „Wir haben eine Pandemie. Die Nebenwirkungen von Astrazeneca sind so gering, dass die Gefahr an Covid 19 zu erkranken wesentlich höher ist. „Die Diskussion ist verständlich aber die Angst ist unbegründet.

Alleine in den Arztpraxen in Westfalen-Lippe wurden übrigens seit Anfang April 862.000 Impfungen durchgeführt. Hinzu kommen weitere 2,7 Millionen Impfungen über die mobilen Teams und in den Impfzentren. Dass wir in den vergangenen Monaten hier solche guten Fortschritte machen konnten, ist vor allem der Verdienst der Ärztinnen und Ärzte und ihrer Mitarbeiter, die sich unermüdlich und neben normalen Praxisalltag, an Wochenenden und Feiertagen für die Impfkampagne engagieren. Ihnen gilt mein besonderer Dank“, erklärt Dr. Volker Schrage.