Hamburg. Was tun, wenn einen beim Sport der Hunger überkommt? Welcher Zuckerersatz ist geeignet? Macht Glow Coffee schön? Das sagt Dr. Riedl.
Ist das Marketing gut, dann wird man alles Mögliche an Nahrungsergänzungsmitteln los. Davon ist der Ernährungs-Doc überzeugt und das kritisiert er auch in der neuen Folge des Podcasts„Dr. Matthias Riedl. So geht gesunde Ernährung“, in der er auch Fragen von Hörerinnen und Hörern beantwortet.
„Ich freue mich immer wieder, wie differenziert und weise viele Hörerinnen mit ihrer Ernährung umgehen“, sagt der Ärztliche Direktor des Medicum Hamburg.
Ernährungs-Doc: Glow Coffee ohne „nachgewiesenen Nutzen“
Hörerin Dominique hat beispielsweise Fragen zum Glow Coffee, der in den sozialen Medien als Jungbrunnen beworben wird, indem man Kollagenpulver in den Kaffee mischt. Kann das schädlich sein? Riedl sagt: „Klingt nach einem super Geschäftsmodell. Wenn man heutzutage eine Geschäftsidee hat, bekommt man alles an den Mann. Kollagenpulver, das im Magen zersetzt wird von der Säure, das soll dann jünger und schöner machen?“
Riedl sagt, das sei eine tolle Werbeaussage, aber daran glaube er nicht. Er kenne die Produktionsprozesse dabei nicht, glaube auch nicht, dass es schädlich sei, hat aber dennoch erhebliche Zweifel: „Das sind hochverarbeitete Produkte, die keinen nachgewiesenen Nutzen haben.“
Nahrungsergänzungsmittel: Warum man keine großen Effekte erwarten sollte
Die Podcast-Hörerin Elisabeth nimmt die Chlorella Alge ein, die die Leber entlasten soll, ist aber unsicher, ob die Einnahme wirklich so gesund ist und ob nicht vielleicht einfach nur ihr Geldbeutel geschröpft wird. „Es gibt Hinweise darauf, dass sie leberreinigend und antientzündlich sein könnte“, sagt der Ernährungs-Doc. „Ob sie die Kraft der artgerechten Ernährung erreicht, das wage ich zu bezweifeln.“
Er warne auch davor, von einem Nahrungsergänzungsmittel große Effekte zu erhoffen. „Investiert lieber in eine gleichbleibend gute, artgerechte antientzündliche Ernährung“, appelliert er. Bei Algenpräparaten müsse man im Detail gucken. Manche Produkte seien sehr stark jodhaltig, andere seien verunreinigt. Er rate daher nicht unbedingt dazu.
Energie beim und nach dem Sport: Eiweiß-Shake einfach selbst machen
Christof macht vier- bis fünfmal die Woche Sport, im Sommer bergsteigt er auch. Er würde gern einen Eiweiß-Shake selbst herstellen und wissen, wie viel er davon zu sich nehmen darf. „Wenn es ein großer, muskelstarker Mann ist, kann man bis zu 30, 40, 50 Gramm Eiweiß im Shake unterbringen, dann hat man eine vollwertige Mahlzeit, die wirklich lecker schmeckt“, sagt Riedl. Das Rezept dazu gibt es am Ende dieses Artikels.
Und wie steht es mit Erythrit als Zuckerersatz, ist das gesund? „Die Süßstoffe allgemein sind sehr in Verruf geraten. Was wir bei den Süßstoffen an Daten bekommen, reicht bis zur Veränderung des Fettgewebes, Störung des Immunsystems, Veränderung der Darmflora und auch Förderung des Übergewichts und von Typ 2 Diabetes“, warnt Riedl.
Zuckerersatz: Was der Ernährungs-Doc dabei rät
Das gelte nicht für Erythrit und Xylit (Birkenzucker). Allerdings gebe es bei Erythrit den Verdacht, dass es Arterienverkalkung fördert. Für Birkenzucker gebe es derzeit keine Verdachtsmeldung. Künstliche Süßstoffe könne man aber vermeiden, indem man keine Fertigprodukte isst.
Maya hat gehört, dass Erdnüsse, Erdnussmus und andere Erdnussprodukte zu viel Arachidonsäure (eine mehrfach ungesättigte Fettsäure) haben sollen. „Besser ist Mandelmus“, sagt Riedl. „Wenn man autoimmun erkrankt ist, und das sind zehn Prozent der Bevölkerung, dann würde ich lieber Mandelmus nehmen. Ist gesünder.“
Sport und Intervallfasten – wie man damit umgehen kann
Bianca, die gern abnehmen möchte, geht jeden zweiten Morgen um 9 Uhr eine Stunde joggen, ehe sie dann frühstückt. Sie isst gegen 13 Uhr Mittag und gegen 17 oder 17.30 Uhr zu Abend. „Ich merke jetzt aber immer öfter während des Laufens, dass ich richtig echten Hunger habe und mich dies beim Laufen spürbar beeinträchtigt. Da ich mit vollem Magen aber nicht laufen kann, möchte ich mein Frühstück auch nicht vorziehen. Irgendeine Stellschraube passt nicht“, schreibt sie.
Riedl hat für dieses Problem folgenden Rat: „Manchmal ist es auch ein Flüssigkeitsmangel, gerade am Vormittag. Ich würde mal Folgendes versuchen – ausreichend Flüssigkeit vor dem Joggen, 500 bis 700 Milliliter. Mal gucken, ob dann dieses Hungergefühl weg und die Leistung gebessert ist. Wenn es das nicht war, dann würde ich tatsächlich mit einem Snack operieren. Eine Stunde Joggen, das ist tatsächlich die Grenze, wo wir fast schon während des Joggens was essen würden.“ Bis zu einer Stunde Sport müsse man Kohlenhydrate nicht auftanken, aber wenn offenbar Hunger bestehe, sei die Frage, ob man nicht diesen kleinen Snack beim Laufen absolviert.
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Ernährungs-Doc rät zu einem Shake mit Haferflocken und Beeren
Alternativ könne Bianca ausprobieren, ob eine Zwischenmahlzeit um 7 Uhr ihre Leistungsfähigkeit verbessert, „und wenn es das ist, dann muss man halt in den sauren Apfel beißen und das Intervallfasten entweder sehr früh am Abend beginnen oder man lässt es halt jeden zweiten Tag ausfallen.“
Haferflocken-Smoothie mit Beeren
Für 2 Gläser (à ca. ½ l), pro Portion: ca. 380 kcal, 17 g EW, 13 g F, 42 g KH, 9 g BST, 1,2 g Beta-Glucan, Zubereitung: 20 Minuten
Zutaten:
200 g tiefgekühlte Beerenmischung (z. B. Brombeeren, Blaubeeren, Himbeeren, Johannisbeeren), 1 Banane, 60 g zarte Haferflocken, 1 EL geschälte Hanfsamen, 1 EL dunkles Mandelmus, ½ l ungesüßter Sojadrink, 2–4 Minzeblätter
Zubereitung:
Die Beeren in den Küchenmixer geben und etwa zehn Minuten antauen lassen. Die Banane schälen, in grobe Stücke schneiden und zu den Beeren geben. Die Haferflocken, die Hanfsamen und das Mandelmus hinzufügen. Mit dem Sojadrink aufgießen.
Alles erst auf kleiner, dann auf höchster Stufe fein pürieren. Sollte der Smoothie zu dickflüssig sein, noch 150 Milliliter Wasser untermixen. Den Smoothie in Gläser gießen und mit den Minzeblättern garnieren. Am besten sofort genießen.