San Francisco. Vor der US-Westküste tummeln sich Schwertwale. Sie sind gut untersucht – daher sind Forscher sicher: Sie haben eine neue Art entdeckt.
Orcas (auch Schwert- oder landläufig Killerwale genannt) gehören zu den faszinierendsten Meeressäugern. Die schwarz-weißen Räuber regen die Fantasie an, erstaunen gleichermaßen Forscher wie Laien mit raffinierten Jagdtechniken und ihrem Sozialverhalten.
Doch Orca ist nicht gleich Orca: Zehn verschiedene Ökotypen unterscheidet die Biologie, die sich in Färbung, Verhalten, Körperbau und anderen Merkmalen unterscheiden. Fünf dieser Ökotypen leben auf der Nordhalbkugel, die anderen bevorzugen die südliche Hemisphäre.
Von den nördlichen Ökotypen sind besonders die Populationen im Nordostpazifik, zwischen Alaska und Kalifornien, gut untersucht. Forscher unterscheiden hier zwischen residenten, transienten und Offshore-Populationen – bislang. Denn ein Team von Meeresbiologen der University of British Columbia (UBC) hat Hinweise darauf, dass es in der Region eine vierte, bislang unbekannte ozeanische Orca-Population gibt.
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Schwertwale auf hoher See selten anzutreffen
49 Tiere sollen dieser Population angehören, schreibt das Team in seiner Studie. Dabei könnte es sich entweder um eine Untergruppe von transienten Schwertwalen handeln oder einen ozeanischen Ökotyp, der in den Gewässern vor den US-Bundesstaaten Kalifornien und Oregon lebt.
„Der offene Ozean ist der größte Lebensraum auf unserem Planeten, und Beobachtungen von Killerwalen auf hoher See sind selten“, sagte Studienautor Josh McInnes in einer Pressemitteilung der UBC. Das Team beginne langsam zu verstehen, wie sich die Tiere im offenen Ozean bewegten und wie sie sich von den Populationen in Küstengebieten unterschieden.
Zwar seien die unbekannten Orcas schon zuvor gesichtet worden, wie es in der Mitteilung heißt. Die Studie enthalte aber genug Beweismaterial – gesammelt aus neun Begegnungen mit 49 Tieren zwischen 1997 und 2021 –, um die Behauptung zu stützen, es handle sich um einen bislang unbeschrieben Ökotyp.
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Orcas: Bissspuren liefern entscheidenden Hinweis
Die Tiere passen demnach zu keinen bekannten Schwertwalen – und scheinen auch ein eigenes Beuteschema zu bejagen. „In einer unserer ersten Begegnungen mit der Gruppe haben wir sie dabei beobachtet, wie sie eine Herde von neun erwachsenen, weiblichen Pottwalen angingen“, sagte McInnes.
Eines der Pottwal-Weibchen sei den Orcas schließlich zum Opfer gefallen. In anderen Fällen hätte die Gruppe Zwergpottwale, Seeelefanten oder Lederschildkröten bejagt. Ein ungewöhnliches Verhalten für die Tiere.
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Ausschlaggebend für ihre Hypothese seien aber Bissspuren von Zigarrenhaien, die fast alle der beobachteten Schwertwale aufwiesen. Die Hai-Art lebt im offenen Ozean – was bedeute, dass sich die Orcas vorzugsweise dort aufhielten.
Auch der Körperbau der Schwertwale unterscheide sich in Teilen von dem der anderen Ökotypen. So sei die Form ihrer Flossen anders, die Sattelflecken, eine grau gefärbte Stelle hinter der Rückenflosse, ebenfalls. Teilweise glichen sie denen von Orcas aus tropischen Gebieten, heißt es in der Mitteilung. (pcl)