Berlin. Bettwanzen sorgten in Frankreich für Aufruhr. Ein Kammerjäger verrät, wie Sie einen Befall erkennen und wie man die Insekten loswird.
Allein die Vorstellung lässt empfindliche Menschen erschaudern. Spätestens seit Paris im Spätsommer eine Bettwanzen-Plage ausgerufen hat, fragen sich auch hierzulande viele: Wie merkt man überhaupt, dass sich die blutsaugenden Insekten bei einem selbst breitgemacht haben? Und was kann man gegen Bettwanzen im eigenen Schlafzimmer eigentlich unternehmen? Schließlich sind die Tierchen nervig, können aber auch zur Plage werden.
Kai Scheffler arbeitet als erfahrener Schädlingsbekämpfer in Raum Paderborn. Er ist zudem Vorstandsvorsitzender beim Deutschen Schädlingsbekämpfer Verband (DSV). Im Interview mit unserer Redaktion erklärt der Experte, was man nach dem Biss einer Bettwanze tun sollte, mit welchen hitzigen und scharfen Tricks Kammerjäger gegen Bettwanzen vorgehen, was das für Haushalte oder Vermieter kosten kann.
Herr Scheffler, woran erkenne ich als Laie, dass ich Bettwanzen im Haushalt habe?
Kai Scheffler: In erster Linie wahrscheinlich immer an einem Biss. Das heißt, man wacht morgens auf und hat eine rote Stelle, die juckt. So wie man es vielleicht von einem Mückenstich kennt. Der Stich juckt, ist rot und die Haut ist oftmals auch geschwollen. Bettwanzen bewegen sich in der Nähe des Bettes. Wenn die mal nachts bei Ihnen Blut gesaugt haben, dann hat man oft einen kleinen Blutfleck im Bett, so, als wenn man sich einen Mückenstich aufgekratzt hat. Und wenn es mehrere Bettwanzen sein sollten oder sie längere Zeit da sind, dann erkennt man das auch anhand der Kotspuren auf dem Bettlaken. Kleine schwarze Punkte, so groß wie Fliegenkot.
So behandeln Sie einen Bettwanzen-Biss
Sind diese Tierchen tatsächlich nachts besonders aktiv?
Scheffler: Nachts auf jeden Fall viel aktiver als tagsüber, wo sie sich eher verstecken. Aber würden Sie den ganzen Tag im Bett liegen, würden die auch tagsüber mal saugen. Grundsätzlich sind es aber eher Tiere, die sich im Dunklen verbergen.
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Wie lässt sich so ein Biss einer Bettwanze auf die Schnelle am besten lindern?
Scheffler: Ich empfehle den Leuten, die einen Biss melden, eine Juckreiz lindernde Salbe zu verwenden. Das ist auf jeden Fall hilfreich. Klar gesagt: Es ist auch nicht deutlich schlimmer als ein Mückenstich. Ein Bettwanzenbiss ist weder gefährlich noch überträgt er Krankheiten oder ähnliches. Es ist höchstens lästig, wie am See herumschwirrende Mücken.
Wie wird man Bettwanzen am wirksamsten wieder los? Kann ich sie alleine bekämpfen oder sollte ich gleich einen Schädlingsbekämpfer bestellen?
Scheffler: Wenn Sie tatsächlich einen Bettwanzen-Befall haben und den nicht bemerkt haben, dann sollten Sie in jedem Fall einen Schädlingsbekämpfer rufen. Wir warnen davor, mit eigenen Mitteln anzufangen. Bettwanzen lassen sich nicht vergrämen, indem man Lavendel oder sonst etwas aufhängt, das interessiert die alles nicht.
Man sollte auf jeden Fall vermeiden, mit irgendwelchen Insektiziden durch die Gegend zu sprühen, die haben nur eine relativ kurze Wirkdauer von vielleicht 24 Stunden. Und wenn Sie diese falsch anwenden, dann ziehen sich die Bettwanzen zurück, warten bis die Wirksamkeit des Insektizids nachgelassen hat und schlagen dann trotzdem wieder zu. Bettwanzen können locker ein halbes Jahr ohne Blutmahlzeit leben.
Ohne Blut vermehren sich Bettwanzen nicht weiter
Das klingt nach einem hartnäckigen Widersacher.
Scheffler: Wichtig ist: Ohne Blutmahlzeit vermehren sie sich nicht weiter. Sie brauchen auf jeden Fall einen Wirt, um sich weiterzuvermehren. Was man nicht machen sollte, ist, aus dem Schlafzimmer ausziehen. Denn wenn niemand in dem Bett schläft, dann bewegen sich die Bettwanzen keinen Millimeter. Sie brauchen immer Wärme und CO₂.
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Mit welchen Tricks kann man ihnen dann beikommen?
Scheffler: Ein Bettwanzenproblem kann in jedem Hotel mal vorkommen passieren, das hat nichts mit Hygiene zu tun. Auch ein 5-Sterne-Gast kann Ihnen durchaus mal eine Bettwanze mitbringen. Weil Hotels den Gästen natürlich nicht zumuten wollen, in einem Zimmer mit Bettwanzen zu schlafen, man aber die Bewegung der Bettwanze benötigt, gibt es sogar Hotels, die Studierende beauftragen, in diesen Zimmern zu schlafen – und sich dann tatsächlich beißen zu lassen. Die haben dann dort Zeit, ein paar Tage im Bett zu lernen. Eine Win-Win-Situation (lacht).
An diesem Ort legen Bettwanzen gerne ihre Eier ab
Wenn Sie als Schädlingsbekämpfer bei Bettwanzen-Alarm zum Einsatz gerufen werden: Wie gehen Sie in so einer Wohnung vor?
Scheffler: Ich gehe erstmal auf die Suche, ob es sich überhaupt um Bettwanzen handelt. Ein Viertel der Fälle sind gar keine, sondern andere Insekten. Der erste Blick geht immer Richtung Bett. Wir schauen uns die Laken, Lattenroste und die Matratze an. Am schnellsten fündig wird man in den Wülsten der Matratze. In den engen Spalt legen die Bettwanzen gern ihre Eier.
Bettwanze gefunden – wie geht es weiter?
Scheffler: Für bestimmte Räume gibt es bestimmte Behandlungsmethoden. Man kann Insektizide einsetzen, aber auch eine thermische Behandlung und den Raum auf 55 Grad aufheizen. Zweitere ist meine Lieblingsbehandlung, man muss dafür aber einiges beachten: Wenn Sie zu Hause einen sehr günstigen Schrank haben, kann es passieren, dass sich bei 55 Grad der Umleimer ablöst. Türen können sich verziehen, Sockelleisten kaputtgehen. Und der Energieverbrauch ist wahnsinnig hoch. Aber durch Hitze von deutlich über 43 Grad sterben die eiweißhaltigen Insekten schon nach wenigen Minuten.
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Gibt es Bettwanzen-Fallen?
Scheffler: Leider nicht. Man kann sehr gut mal Bettwanzen-Spürhunde einsetzen. Hier sollte man sich aber auf jeden Fall einen Hundeführer-Profi mit einem gut ausgebildeten Hund nehmen. Ansonsten kann man mit Heißdampf arbeiten. Oder auch mit Diatomeenerde, das ist Kieselgur, eine Art Muschelkalk-Pulver. Das besteht aus winzig kleinen Muschelresten, die unterm Mikroskop gesehen sehr scharfkantig sind. Insekten reißen sich an diesen scharfkantigen Kristallen den Chitinpanzer auf und vertrocknen dann.
Bettwanzen loswerden: Was kostet das?
Wenn ich mir dann einen Schädlingsbekämpfer bestelle: Wer zahlt die Kosten?
Scheffler: Derjenige, der den Schädlingsbekämpfer bestellt, muss ihn dann auch bezahlen. Meine persönliche Meinung ist: Wenn Sie im Urlaub waren und schleppen sich Bettwanzen ein, kann der Vermieter eigentlich nichts dafür. Die Wohnung ist Ihr Besitz, Sie müssen letztlich dafür sorgen, dass sie schädlingsfrei ist. Bei Motten in der Küche fragen Sie auch nicht Ihren Vermieter. Viele Vermieter kümmern sich bei Bettwanzen trotzdem selbst.
Wie lange dauert in der Regel so ein Einsatz – und was kann mich das kosten?
Scheffler: Wenn es gut läuft, sind wir Schädlingsbekämpfer mit einer einzigen Behandlung durch. Ich würde der Firma aber immer die Chance geben, sich das ein zweites Mal anzusehen. Je nach Größe des Befalls kann häufig eine zweite oder sogar dritte Behandlung nötig sein. Die Kosten für eine Behandlung liegen je nach Befall in den meisten Fällen zwischen 250 Euro und 800 Euro. Das große Problem: Viele Betrüger nutzen die Situation aus und verlangen teils über 2000 Euro für eine unprofessionelle Behandlung. Mein Tipp: Auf unserer DSV-Verbandsseite findet man zumindest organisierte Schädlingsbekämpfer. Zahlen Sie alle Summen über 100 Euro auf keinen Fall in bar.