Berlin. Eltern singen ihren Babys oft Lieder vor. Forscher haben nun untersucht, wie sich das Singen auf die Entwicklung des Kindes auswirkt.
Die Erziehung von Kindern ist oft Gegenstand hitziger Debatten: Sollen Eltern ihre Kinder schimpfen? Und wie steht es mit dem Trösten? Brauchen die Kleinen mehr Grenzen und Regeln oder mehr Freiheiten? Wegen der vielen Fragen ist der Umgang mit Kleinkindern auch immer wieder ein Thema für die Forschung.
So auch in einer aktuellen Studie: Wissenschaftler der Universität Wien haben gemeinsam mit Forschern der University of East London untersucht, wie sich das Vorsingen von Schlaf- oder Spielliedern auf die spätere Sprachentwicklung von Kindern auswirkt und welche Lieder Babys besonders prägen. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „Developmental Cognitive Neuroscience“ veröffentlicht.
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Babys registrieren Lieder im Gehirn
Für die Studie beobachtete das Forscherteam um Trinh Nguyen von der Universität Wien 30 sieben Monate alte Babys, während ihre Mütter zwei bekannte Kinderlieder sangen: ein Schlaflied („Schlaf, Kindlein, schlaf“) und ein Spiellied („Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann“). Die Lieder unterschieden sich in Tempo, Tonhöhe und Komplexität.
Mittels Elektroenzephalografie (EEG) wurde die Hirnaktivität der Säuglinge beim Hören der Lieder gemessen. Auch die rhythmischen Bewegungen der Babys wie Schaukeln oder Strampeln wurden beobachtet. „Unsere Ergebnisse zeigten, dass es den Babys leichter fiel, das Schlaflied mit ihrer Gehirnaktivität zu tracken“, erklärt Studienautorin Trinh Nguyen.
Das sei nicht überraschend: „Die Funktion von Schlafliedern ist, die Kinder zu beruhigen. Es hat sehr reguläre und vorhersehbare Strukturen. Das hat wahrscheinlich das Tracking erleichtert“, sagt Gabriela Markova, die gemeinsam mit Trinh Nguyen von Wiener Seite an der Studie beteiligt war. Beim Spiellied hingegen zeigten die Säuglinge mehr rhythmische Bewegungen, was nach Ansicht der Forscherinnen an den komplexeren musikalischen Strukturen dieses Liedtyps liegen könnte.
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Sprachförderung für Kinder: Auf das Lied kommt es an
Als die Kinder 20 Monate alt waren, befragten die Wissenschaftlerinnen die Eltern anhand eines Fragebogens zum Wortschatz ihrer Kleinkinder, zum einen in Bezug auf das Verstehen von Wörtern, zum anderen in Bezug auf die eigenständige Produktion von Wörtern. Es zeigte sich, dass nur das neuronale Tracking in Kombination mit rhythmischen Bewegungen beim Spiellied einen positiven Effekt auf den Wortschatz des Kindes hatte, nicht aber beim Schlaflied.
Nach Ansicht der Studienautoren scheint also die akustische Variabilität von Spielliedern den Spracherwerb zu fördern. Weitere mögliche Einflussfaktoren auf die Sprachentwicklung von Kindern wurden in den Untersuchungen jedoch nicht berücksichtigt. In weiteren Studien will das Forscherteam untersuchen, welche musikalischen Elemente wie Tonhöhe, Tempo und Klangfarbe für Babys besonders anregend sind, um die Zusammenhänge zwischen musikalischer Wahrnehmung und Sprachentwicklung noch weiter zu erforschen.
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