Berlin. Mit den Pixel 8 und 8 Pro will Google die neuen iPhone 15 kontern. Wie das gelingen soll und was die Pixel Watch 2 besser machen will.
Der Trend geht wieder zu Handschmeichler-Handys: Google hat am Mittwoch seine neuen Smartphones der Pixel-Reihe vorgestellt: Das kompaktere Pixel 8 und das etwas größere und stärkere Pixel 8 Pro. Beide liegen dank runderer Ecken und (teils) kleinerem Format künftig angenehmer als bisher in der Hand. Als passenden Begleiter am Handgelenk hat Google zudem seine ebenfalls rundliche Smartwatch überarbeitet und schickt sie als Pixel Watch 2 ins Rennen.
Unsere Redaktion hatte bereits vorab die Gelegenheit, die Pixel-Neuheiten anzufassen und kurz auszuprobieren. Wir verraten, was sich zu den Vorgängern Pixel 7 (Pro) und der ersten Pixel Watch verändert hat – und wie Googles Neulinge dem jüngst vorgestellten iPhone 15 (Pro) und der Apple Watch Paroli bieten wollen.
Google Pixel 8 und 8 Pro werden handlicher
Das Pixel 7 war im Vorjahr eine echte Empfehlung: Für knapp 650 Euro lieferte Google ein handliches Smartphone mit toller Kamera, starkem Flachbildschirm und vielen praktischen KI-Funktionen – dank der künstlichen Intelligenz (KI) des Google-eigenen "Tensor"-Chips. Darauf will der Hersteller aus Kalifornien nun mit Generation 8 aufbauen.
Beim ersten Griff zum Pixel 8 fällt vor allem die verbesserte Handlichkeit auf: Zum einen schrumpft die Größe leicht von 6,3 Zoll auf angenehme 6,2 Zoll (15,7 Zentimeter Diagonale) – minimal größer als das iPhone 15. Zum anderen wurden die Gehäuse-Ecken spürbar abgerundet. Ergebnis: Das Pixel 8 ist ein wahrer Handschmeichler, was Liebhaber kompakter Handys mit Oberklasse-Ausstattung gefallen dürfte.
Abgerundeter kommt auch das größere Pixel 8 Pro daher. Google hat sein Spitzenmodell im Vergleich zum Pixel 7 Pro zwar nicht geschrumpft. Es bleibt mit 6,7 Zoll (17 Zentimeter Diagonale) vergleichbar mit dem iPhone 15 Pro Max. Dafür erhält das Pro statt der vormals glänzenden Glasrückseite nun eine in matter Optik – was weniger Fingerabdrücke anziehen dürfte und optisch wie haptisch einen hervorragenden ersten Eindruck hinterließ.
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Thermometer: Pro-Modell erhält besonderen Sensor
Apropos Optik: Google hat die Farbauswahl seiner Smartphones etwas erweitert: Das Basismodell ist in den drei Farben Schwarz (Obsidian), Grüngrau (Hazel) und der neuen Farbe Rosa (Rose) erhältlich. Das Pro-Modell erhält neben Schwarz (Obsidian) die zwei neuen Farben Beige (Porcelain) und Blau (Bay).
Auf der Rückseite behalten beide Pixel-Modelle den für Google charakteristischen Kamerabalken. Dieser zieht sich erneut über die gesamte Breite. Neu ist aber, dass die Kameras nun unter einer gemeinsamen Glasaussparung sitzen.
Beim Pro-Modell sitzt unter dem LED-Blitzlicht neuerdings ein zusätzlicher Sensor zur Temperaturmessung. Google zufolge ist das Thermometer in erster Linie dafür gedacht, die Temperatur von Objekten ohne Auflegen zu messen. Wie heiß sind mein Teewasser und meine Bratpfanne? Das Pixel 8 Pro soll es verraten. Einem Produktvideo zufolge soll es aber etwa auf die Stirn gerichtet auch die Hauttemperatur schätzen können. In jedem Fall eine interessante Funktion im Smartphone-Bereich.
Lorbeeren heimste die Pixel-7-Reihe vor allem für ihre herausragende Kameraqualität gemessen an der Preisklasse ein. Hier will Google weiter nachgebessert haben: Beide Pixel-8-Geräte erhalten die gleiche Hauptkamera mit erneut 50 Megapixel (MP). Allerdings ist die Blende nun größer (ƒ/1.68 statt 1.85) und es kommt ein größerer Bildsensor zum Einsatz: der Isocell GN2 von Samsung. Beides zusammen soll hellere und schärfere Aufnahmen gerade bei wenig Licht ermöglichen. Im kleinen Pixel 8 bleibt es zudem bei der Ultraweitwinkelkamera des Vorgängers (12 MP / Blende: ƒ/2,2).
Kamera: Nachtmodus für Videos
Das Pro-Modell bietet mit drei Kameras erneut eine Linse mehr. Die Ultraweitwinkelkamera wurde zudem verbessert und knipst nun mit 48 MP statt 12 MP Auflösung (Blende: ƒ/2,8), was schönere Makrofotos erlauben soll. Das zusätzliche Telezoom-Objektiv mit Periskoplinse und 48 MP Auflösung kann weiter entfernte Objekte wieder 5-fach optisch vergrößern, soll aber über 50 Prozent mehr Licht einfangen können. Bis zu 30-facher digitaler Vergrößerung sollen Bilder noch brauchbar aussehen. Die Frontkameras (10,5 MP) bleiben weitgehend gleich, sollen aber beim Entsperren durch Gesichtserkennung flotter arbeiten.
Videoaufnahmen mit den neuen Pixel sind mit einer Auflösung von bis zu 4K bei höchstens 60 Bildern pro Sekunde möglich. Den von Fotos bekannten Nachtmodus für bessere Aufnahmen bei wenig Licht will Google nochmals verbessert haben und überträgt diese in beiden Modellen nun auch auf Videos. Gleiches gilt für den Effekt "Real Tone", der verschiedene Hautfarben naturgetreuer darstellen soll.
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Überhaupt haben die Pixel-8-Geräte verglichen mit anderen Smartphones wieder allerhand spannende KI-Fähigkeiten an Bord: Neu ist ein "Magischer Audio-Radierer". Damit können Nutzer bei Videoaufnahmen im Nachhinein die Audioqualität erhöhen, indem sie störende Geräusche per Software herausfiltern. Praktisch bei Videos im dröhnenden Stadtverkehr oder in trubeligen Menschengruppen.
Mit dem "Magic Editor" lassen sich in Fotos Hintergründe, Lichtstimmung und vieles mehr auf dem Handy nachbearbeiten. Und mit der Neuerung "Beste Aufnahme" kombiniert die KI Reihe an Aufnahmen des gleichen Gruppenbilds und fügt sie zu einem einzelnen optimierten Foto zusammen, auf dem sich jede Person von seiner besten Seite zeigt und niemand die Augen geschlossen hat.
Der Sprachassistent Google Assistant soll ebenfalls mehr können: So sollen sich Gespräche mit der KI natürlicher anhören und Live-Übersetzungen von Gesprächen etwa im Urlaub noch flüssiger klappen. Auf Wunsch kann der Assistent im Pixel auch fremdsprachige Texte von Webseiten übersetzen.
Möglich machen sollen diese Foto- und KI-Fähigkeiten der verbesserte Google-eigene Chip, der nun Tensor G3 heißt. In Sachen künstlicher Intelligenz hatte der Tensor bislang die Nase vorn vor den Chips von Apple und Samsung, schnitt aber bei Leistungstests nicht ganz so gut ab. Hier will Google zugelegt haben. Zur Seite stehen dem Tensor G3 beim Basismodell 8 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher, beim Pro sind es 12 GB.
Langlebig: Google verspricht 7 Jahre Android-Updates fürs Pixel 8 (Pro)
Zulegen sollen beide Pixel auch bei den Bildschirmen: So erreicht das Pixel 8 nun eine Spitzenhelligkeit von 2000 statt bisher 1400 Nits, das Pro macht einen noch größeren Sprung von 1500 auf bis zu 2400 Nits. Das Basismodell beherrscht künftig wie das Pro eine Bildwiederholrate von 120 Hertz (zuvor 90) für flüssigere Bewegungen. Das Pro bleibt dabei aber stromsparender und geht bis auf 1 Hertz runter, das kleine Modell auf 60 Hertz.
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Beim Akku legt das Pixel 8 ein wenig zu, auf 4575 Milliamperestunden (mAh) statt bisher 4355. Beim Pro-Modell ist der Zuwachs nur minimal (5050 statt 5.000 mAh). Das geschrumpfte Basismodell wird mit 187 Gramm 9 Gramm leichter, das Pro bleibt mit 213 Gramm etwa gleich schwer.
Erfreulich: Beim Thema Zukunftssicherheit legt Google deutlich zu. Für die Pixel-8-Modelle verspricht der Hersteller erstmals ganze sieben Jahre lang neue Android-Versions-Updates sowie Sicherheitsupdates. Bislang waren es drei beziehungsweise fünf Jahre. Damit können Käufer auf deutlich längere Unterstützung bauen. Google zieht damit im Android-Bereich an Samsung (4 bzw. 5 Jahre) vorbei und könnte nun mit Apple mithalten. Zum Start ist Android 14 vorinstalliert.
Preise: Pixel-8-Modelle werden teurer
Von den relativ günstigen Preisen der Vorgänger müssen sich Interessenten allerdings verabschieden. Google dreht wie andere Hersteller an der Preisschraube. So ist das kleinere Pixel 8 erst um knapp 800 Euro erhältlich – 150 Euro mehr als im Vorjahr.
Das Pixel 8 Pro wird sogar 200 Euro teurer und startet ab knapp 1100 Euro. Dafür gibt es jeweils 128 GB internen Speicher. Neu: Das Pro-Modell bietet erstmals eine Version mit 512 GB Speicher. Damit liegen die günstigsten Basis- und Pro-Modelle beim Pixel 8 nur noch je 100 Euro unter denen des iPhone 15 (Pro).
Pixel 8
- 128 GB: 799 Euro (Vorgänger: 649 Euro)
- 256 GB: 859 Euro (749 Euro)
Pixel 8 Pro
- 128 GB: 1099 Euro (899 Euro)
- 256 GB: 1159 Euro (999 Euro)
- 512 GB: 1299 Euro
Pixel Watch 2: Flotteres Tempo, gleiches Design
Neben den Pixel-Handys hat Google die zweite Generation seiner Smartwatch vorgestellt. Äußerlich ändert sich bei der Pixel Watch 2 allerdings praktisch nichts: Google behält bei seiner Computeruhr das runde Design mit der abgerundeten Glasoberfläche der ersten Pixel Watch bei. An der rechten Seite bleibt es bei einer drehbaren digitalen Krone und einem Bedienknopf.
Neu ist das Gehäusematerial: Statt Edelstahl verbaut Google künftig Aluminium. Das soll die Uhr zehn Prozent leichter und kratzfester machen. Die Befestigung für Armbänder bleibt unverändert, bisherige Bänder können weiter verwendet werden. Es bleibt bei einer Gehäusegröße (41 Millimeter), drei Gehäusefarben und dem vergleichsweise breiten Bildschirmrand.
Für flotteres Arbeitstempo bei im Normalfall rund 24 Stunden Akkulaufzeit sollen ein neuer Chip, der Qualcomm 5100 samt Co-Prozessor, und ein etwas größerer Akku sorgen. Die Pulsmessung soll akkurater funktionieren. Zudem kann der Temperatursensor am Handgelenk Veränderungen der Hauttemperatur erkennen, was etwa bei der Zyklusüberwachung helfen kann. Ein weiterer Sensor soll das Stresslevel anzeigen können. Sieben Trainingsarten soll die Uhr automatisch erkennen können und dann die Aufzeichnung starten.
Die Pixel Watch 2 auf Basis von Wear OS 4 kann erneut auch mit anderen Android-Smartphones genutzt werden. Preislich ist die Pixel Watch 2 ab 399 Euro (Wi-Fi) beziehungsweise 449 Euro (LTE) erhältlich. Käufer des Pixel 8 Pro erhalten anfangs eine Pixel Watch 2 als Zugabe, zum Pixel 8 gibt es die In-Ear-Kopfhörer Pixel Buds Pro gratis.
Alle vorgestellten Pixel-Geräte lassen sich ab sofort vorbestellen und sollen ab dem 12. Oktober ausgeliefert werden sowie im Handel erhältlich sein.