Berlin. Sind es die tuschelnden Kollegen oder ist es der Blick aufs Handy? Konzentriertes Arbeiten fällt oft schwer. Daran liegt es wirklich.
Wer kennt es nicht? Die Präsentation für den Chef muss unbedingt heute noch fertig werden, doch am Bürotisch gegenüber tauschen sich die Kolleginnen gerade lautstark über die Pläne fürs Wochenende aus. Konzentriertes Arbeiten im Büro ist viel zu oft nicht möglich, weil überall Ablenkungen und Störfaktoren lauern.
Auch im Homeoffice ist es selten besser. Mal klingelt der Paketbote, die Katze oder das Kleinkind verlangen lautstark Aufmerksamkeit oder der schwerhörige Nachbar hat sich entschieden, seine gesammelten Schlagerplatten schon am Vormittag in ohrenbetäubender Lautstärke zu hören.
Meeting-Marathon frisst Produktivität auf
Störfaktoren gibt es viele, doch der größte ist tatsächlich einer, den die wenigsten erwartet hätten. Laut des aktuellen Work Trend Index des Software-Riesen Microsoft hält der tägliche Meeting-Marathon am meisten von produktiver Arbeit ab. Fast 70 Prozent der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gaben an, dass ineffiziente Meetings konzentriertes Arbeiten unterbrächen und erschwerten. Für die Umfrage hat Microsoft 31.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf der ganzen Welt befragt.
Das Problem wirkt demnach wie eine negative Kettenreaktion. Ständige Meetings führten zur Erschöpfung der Mitarbeiter. Das führe zu geringerer Motivation und damit unweigerlich zu größerer Unzufriedenheit. Laut der Studie verbringt der durchschnittliche Arbeitnehmer 57 Prozent seiner Arbeitszeit mit kommunikativen Tätigkeiten, also mit Meetings oder dem Schreiben von Mails oder Chats-Nachrichten. Damit blieben nur maximal 43 Prozent für produktive Tätigkeiten übrig.
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Überflüssige Konferenzen kosten Unternehmen viel Geld
Laut Microsoft lasse sich Abhilfe schaffen, indem man den Arbeitstag radikal neu denke und auf überflüssige Meetings verzichte. Zu oft würden komplett falsche Kommunikationskanäle gewählt. Statt des x-ten Meetings reiche in vielen Fällen eine E-Mail. Außerdem sollte es für jedes Meeting ein klares Ziel und einen zeitlichen Rahmen geben. Als Faustregel gelte, dass die Zeit so lange wie nötig, aber auch so kurz wie möglich sein sollte.
Meetings vergeuden aber nicht nur wertvolle Arbeitszeit. Laut einer Erhebung von Timeinvest kosten überflüssige Konferenzen Firmen auch viel Geld. Einem Unternehmen mit 100 Mitarbeitern gehen demnach jedes Jahr knapp 570.000 Euro verloren. Unternehmen mit 10.000 Mitarbeitenden müssten entsprechend 57 Millionen Euro jährlich abschreiben. (tok)