Berlin. Immer wieder kommt es auch in Deutschland zu gefährlichen Tornados. Wie die Windhosen entstehen – und wie Sie sich schützen können.
Heftigen Wind ist man in Deutschland mitunter gewohnt. Wirbelstürme sind dagegen eher die Ausnahme. Doch durch den Klimawandel bedingt kommt es auch hierzulande immer wieder und vor allem immer häufiger zu Tornados. Wo das Unwetter auftritt, hinterlässt es mitunter eine Schneise der Verwüstung.
Doch wie entstehen Tornados überhaupt? Was macht sie so gefährlich? Und wie kann man sich schützen? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Was ist ein Tornado?
Tornados, auch Windhosen oder Twister genannt, sind die schnellsten Wirbelstürme der Erde. Sie entstehen als bodenberührende Luftsäule, die sich wie ein Schlauch oder Trichter unterhalb einer großen Schauer- oder Gewitterwolke bildet. Im Vergleich zu tropischen Wirbelstürmen wie Hurrikans sind Tornados kleiner und von kürzerer Dauer, haben aber dennoch die Kraft, Menschen, Autos und Gebäude in die Luft zu schleudern und große Schäden anzurichten.
Wie entsteht ein Tornado?
Tornados entstehen, wenn feuchtwarme Luft auf trockene Kaltluft trifft und Gewitterwolken bildet.
- Durch Seitenwinde gerät die aufsteigende Luft in Rotation, was zur Bildung eines wirbelnden Wolkenschlauchs führt.
- Sobald dieser Wirbel die Erde berührt, spricht man von einem Tornado.
- Begleitet von lautem Geräusch, das an einen Zug erinnert, bewegt sich der Tornado mit unberechenbaren Richtungswechseln vorwärts.
- Häufig geht er mit Hagel einher.
Die durchschnittliche Lebensdauer eines Tornados beträgt zehn Minuten, er kann aber auch nur wenige Sekunden oder etwas mehr als eine Stunde dauern. Der Durchmesser eines Tornados liegt zwischen 20 und 50 Metern, möglich sind im Extremfall aber bis zu 1000 Meter. Die zurückgelegte Strecke beträgt meist nur wenige Kilometer, wobei der Tornado immer wieder seine Richtung ändert.
Die verheerendsten Tornados treten in Nordamerika auf, der bisher schnellste Tornado wurde 1991 im US-Bundesstaat Oklahoma mit einer Geschwindigkeit von 510 Kilometern pro Stunde gemessen.
Die Fujita-Skala: Wie wird ein Tornado gemessen?
Tornados haben die Fähigkeit, solide Holzhäuser aus ihren Fundamenten zu reißen, Asphalt und Autos von der Straße zu schleudern und Bäume zu entwurzeln. Durch die Wucht des Windes werden selbst kleine Trümmerteile zu lebensgefährlichen Geschossen.
Meteorologen verwenden die Enhanced Fujita Scale, benannt nach dem Forscher Dr. Tetsuya Theodore Fujita, um die Schäden eines Tornados einzuschätzen. Diese Skala umfasst fünf Stufen und dient der Klassifizierung anhand der Windgeschwindigkeit.
Wann und wo entstehen Tornados?
Tornados können zu jeder Jahres- und Tageszeit weltweit auftreten. Die Hochsaison für ihre Entstehung liegt jedoch im Frühling und Sommer, wenn ideale Bedingungen für die Bildung großer Gewitterwolken herrschen.
Die meisten Tornados bilden sich in den USA aufgrund der dort herrschenden klimatischen Bedingungen. Jährlich werden in den Vereinigten Staaten etwa 1200 Tornados verzeichnet – insbesondere in der sogenannten Tornado Alley. In Deutschland werden pro Jahr zwischen 20 und 60 Tornados registriert. Die Zahl der Meldungen hat in den letzten Jahren zugenommen, da immer mehr Menschen dank Smartphones und Internetzugang in der Lage sind, Tornados zu melden und zu dokumentieren.
Können Tornados vorhergesagt werden?
Aufgrund ihrer schnellen Entstehung sind Tornados schwer vorherzusagen. Wetterdienste nutzen Radargeräte, Satelliten, Wetterballons und Computermodelle, um nach Tornados Ausschau zu halten. Weitere Warnsignale für einen herannahenden Tornado sind ein dunkler, grünlicher Himmel, Hagel und lauter Donner.
Wird ein Tornado auf dem Radar entdeckt, geben die Behörden eine Warnung heraus. Im Gegensatz zur Vorhersage tropischer Wirbelstürme, deren Zugbahn oft Tage im Voraus berechnet werden kann, beträgt die durchschnittliche Vorwarnzeit für einen Tornado nur 13 Minuten.
Tipps zum Schutz vor Tornados: Sicherheitsmaßnahmen und Verhaltensempfehlungen
1. Beobachten und sofort fliehen
Anzeichen für einen herannahenden Tornado sind schwüle, feuchte Luft, Sturm und sich schnell nähernde, gewundene Trichterwolken. Statt das Ereignis zu filmen und zu posten, ist es wichtig, die Bewegung des Trichters zu beobachten und sich sofort in Sicherheit zu bringen.
2. Sicherheit suchen in Gebäuden oder im freien Feld
Um nicht von umherfliegenden Trümmern getroffen zu werden, empfiehlt es sich, nach Möglichkeit Kellerräume und massive Steinhäuser aufzusuchen und sich von Fenstern und Türen fernzuhalten. Ist kein stabiles Schutzgebäude in der Nähe und kann dem Tornado nicht ausgewichen werden, hilft es, sich flach auf den Boden zu legen. Noch besser ist es, so die amerikanischen Experten von Severe Weather Safety Tips, sich in eine Grube, Mulde oder einen Graben zu flüchten.
Dort sollte man ausharren, bis man sicher sein kann, dass der Tornado vorbei ist. Die Dauer eines Tornados variiert von wenigen Sekunden bis zu einer Stunde, wobei die meisten Tornados etwa 10 Minuten dauern. Mit etwas Glück ziehen schwächere Tornados vorbei und die Wahrscheinlichkeit, von aufgewirbelten Gegenständen getroffen zu werden, sinkt.
3. Halten Sie mindestens 500 Meter Abstand zum Tornado
Wenn Sie sich im Freien befinden, versuchen Sie, einen Abstand von mindestens 500 Metern zum Tornado zu gewinnen. Beobachten Sie kurz die Bewegungsrichtung des Tornados und fliehen Sie dann in die entgegengesetzte Richtung. Tornados sind meist kleinräumig und haben einen Durchmesser von wenigen Metern bis knapp unter einem Kilometer. Sie bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 bis 60 km/h.
4. Weichen Sie dem gefährlichen Trichter aus
Auf keinen Fall sollte man in den rotierenden Trichter des Tornados treten. Der rotierende Trichter eines Tornados kann je nach Stärke des Tornados Geschwindigkeiten von 65 bis 512 km/h erreichen. Das Betreten des rotierenden Trichters ist lebensgefährlich.
5. Von Fahrzeugen fernhalten
Viele Menschen glauben, dass es bei einem Tornado ähnliche Verhaltensregeln gelten wir bei einem schweren Gewitter. Aber es gibt gravierende Unterschiede. Wird man von einem Tornado überrascht, dann bietet ein Auto – ganz anders als bei Gewittern – nahezu keinen Schutz. Bei einem Gewitter dient das Fahrzeug als Faradayscher Käfig. Bei einem schweren Tornado können Autos problemlos dutzende Meter in die Höhe gehoben werden. Bei kleineren Tornados kann ein fahrendes Auto zudem von der Straße geweht werden.
Auf gar keinen Fall sollte mit einem Auto unter Brücken oder Unterführungen gehalten werden, empfiehlt die US-Wetterbehörde. Schwere Tornados, wie sie in den USA auftreten, können dazu führen, dass auch stabil erscheinende Brücken einstürzen. Auch wenn diese schweren Tornados wie in den USA in Deutschland nicht auftreten, gibt es kleinräumige Wirbelstürme hierzulande öfter als gedacht.