Berlin. Einen Fotoapparat kaufen, statt mit dem Handy zu knipsen und zu filmen – lohnt sich diese Investition? Fünf Kompaktkameras im Test.

Smartphones haben längst die klassische kleine Digitalkamera abgelöst. Auch wenn, gerade bei jungen Menschen, die oft bunten Knirpse aus vergangenen Tagen wieder eine Renaissance erleben – Polaroid-Kameras etwa. Doch es gibt, abseits aller Nostalgie, heutzutage noch gute Gründe, zu einer modernen, hochwertigen Kompaktkamera zu greifen. IMTEST, das Verbrauchermagazin der FUNKE Mediengruppe, hat fünf aktuelle Modelle getestet und erklärt, wann sich ein Kauf lohnen kann.

Kompaktkameras: Mehr Möglichkeiten als mit dem Smartphone

Was dafür spricht, in eine „richtige“ Kamera zu investieren, ist das fotografische Potenzial, das denen der meisten Smartphones überlegen ist. Das beginnt schon beim Zoom: Die Sony RX100 VII beispielsweise besitzt einen Zoombereich von 24 bis 200 Millimetern. Beim iPhone 14 Pro dagegen ist bei 77 mm Schluss. Wer also häufiger auch entferntere Motive in Szene setzten möchte, kann von einer Kompaktkamera stärker profitieren als von den meisten Handykameras.

Das jedoch ist nur ein Aspekt, denn weitaus mehr zählen fast noch die ausgedehnten Möglichkeiten der Aufnahmesteuerung. Viele Smartphone-Kameras sind vor allem in Kombination mit ihren nativen Apps gar nicht darauf ausgelegt, mit Blende oder Belichtungszeit zu spielen, sondern hochgradig automatisiert. Effekte wie etwa Hintergrundunschärfe werden in der Regel erst nachträglich per Software erzeugt. Das ist bei klassischen Kompaktkameras ganz anders. Lesen Sie auch: E-Bike – Fünf kompakte Räder mit kleinen Rahmen im Test

Nicht nur, dass es bei allen Modellen möglich ist, die Farbwiedergabe sehr exakt zu justieren. Gerade die Leica D-Lux 7 und die Fujifilm X100V gehen mit ihren sehr präsenten Einstellrädern für die Belichtungszeit und dem Blendenring am Objektiv deutlich zurück zur Bildgestaltung über die klassischen fotografischen Parameter. Auch die anderen Kameras, mit Ausnahme der wasserdichten Olympus Tough, lassen sich komplett manuell verwenden, ebenso mit Blenden- oder Zeitautomatik. Letztere bietet die Olympus dann wiederum auch.

Kompaktkameras im Test: Gute Fotos mit Automatik

Sämtliche Kameras lassen sich aber auch dann verwenden, wenn man nicht besonders viel fotografisches Vorwissen hat. Es gibt komplett automatische Belichtungsfunktionen und immer auch eine Reihe von vorgegebenen Einstellungssets für verschiedene Aufnahmesituationen – in der Regel Szenen oder Motivprogramme genannt. Dazu kommen elektronische Filtereffekte, wenn man zum Beispiel eine Sepia-Tönung im Bild haben möchte. Allerdings speichern alle Kameras die Bilder auch als Rohdaten, sodass später eine umfangreiche Bildbearbeitung am Computer möglich ist.

Der Testsieger hat seinen Preis. Die D-Lux-7 kostet 1350 Euro.
Der Testsieger hat seinen Preis. Die D-Lux-7 kostet 1350 Euro. © Leica | Leica

Zubehör für jeden Zweck: Was bieten die Kameras?

Ein weiteres Argument für eine Kompaktkamera ist das vielfältige Zubehörangebot. So besitzen etwa die Leica und die Fujifilm einen Blitzschuh, der mit Aufsteckblitzen diverser Leistungsklassen kombiniert werden kann. Auch das Stativgewinde, das bei allen Kameras vorhanden ist, kann keineswegs nur für das klassische Dreibeinstativ genutzt werden.

Vom Videohandgriff bis hin zur Trägerschiene können diverse Erweiterungen fest verschraubt werden. So kann beispielsweise bei Olympus, Canon oder Sony ein externer Blitzschuh oder eine externe Mikrofonhalterung montiert werden. Auch interessant: Canon, Nikon, Fuji – Fünf Systemkameras für unter 1000 Euro im Test

Kompaktkameras: Auch geeignet für gute Videos

Überhaupt sind die kompakten Kameras keineswegs nur geeignet, um ambitioniert zu fotografieren. Gerade bei Canon oder Sony findet das Thema Video nahezu gleichberechtigt statt. Allerdings können auch die anderen drei Modelle Filme in 4K-Auflösung mit 30 Bildern pro Sekunde aufzeichnen.

Vor allem Canon bewirbt seine Powershot G7 auch fürs Videoblogging oder Livestreaming, wobei eben auch in diesem Bereich ein Zoom-Objektiv gute Dienste leisten kann. Bei Fujifilm, Leica und Olympus muss man leichte Abstriche machen. Denn bei der Tough ist das Display gar nicht, bei den beiden anderen Kameras zumindest nicht bis in eine für Selfies taugliche Position klappbar, was gerade beim Videoblogging sehr sinnvoll wäre.

Kompaktkameras im Test: Das Fazit

Kompaktkameras sind ideal, wenn man höhere Ansprüche an die Foto- und Videoqualität stellt, aber gleichzeitig keine Lust auf viel Ausrüstung und Wechselobjektive hat. Die Kameras im Test liefern alle gute Fotos und haben viel bis sehr viel Potenzial. Allerdings sollte man das auch wirklich ausreizen wollen: Immerhin kosten die Geräte zwischen 450 Euro und 1600 Euro.

Kompaktkamera-Test: 1. Platz: D-Lux 7 – Leica
Preis: 1350 Euro
+ Die Leica verpackt sehr gute Bildqualität in ein Gehäuse, das die Anmutung einer hochwertigen Analogkamera hat. Sehr gut verarbeitet, viele fotografische Optionen, Blitzschuh
- Display nicht nach vorn klappbar, relativ kleiner Zoombereich
ERGEBNIS: gut (1,6)

Kompaktkamera-Test: 2. Platz: RX100 VII – Sony
Preis: 1199 Euro
+ Extrem kompakte und leichte, aber sehr wertige Kompaktkamera mit toller Ausstattung für Fotos und Videos. Ausklappbarer ELV-Sucher, großer Zoombereich, gutes Display
- Mitunter etwas kurze Akkulaufzeit, Bedienung etwas filigran
ERGEBNIS: gut (1,7)

Kompaktkamera-Test: 3. Platz: X100V – Fujifilm
Preis: 1599 Euro
+ Relativ große, sehr wertige Kompaktkamera im Retro-Look mit lichtstarkem Festbrennweitenobjektiv; dennoch vielseitig. Sehr griffig, gute Menüführung, optischer und ELV-Sucher
- Hohes Gewicht, relativ groß, erfordert etwas Fotowissen
ERGEBNIS: gut (1,7)

Kompaktkamera-Test: 4. Platz: Tough TG-6 – Olympus
Preis: 449 Euro
+ Kleine, wasser- und schmutzdichte sowie robuste Kamera für den härteren Outdoor-Einsatz, zum Beispiel beim Sport. Viel Zubehör erhältlich, gute Bilder auch im Wasser
- Klappen durch Dichtungen teils etwas schwergängig
ERGEBNIS: gut (1,9)

Kompaktkamera-Test: 5. Platz: Powershot G7 X Mark III – Canon
Preis: 779 Euro
+ Handliche Kompaktkamera mit starkem Fokus auf Videofunktionalität, aber mehr sinnvollen und praktischen Fotofeatures. Sehr gut klappbares Display, gute Menüführung
- Kein Sucher, etwas lange Auslöseverzögerung
ERGEBNIS: gut (2,1)