Berlin. Die Apple Watch Series 8 im Test: Alle wichtigen Funktionen, Vorteile und Unterschiede zum Vorgängermodell der Smartwatch im Überblick.
- Apple gehört bei Smartwatches zu den absoluten Marktführern
- Mit der Apple Watch 8 hat der Konzern Ende 2022 ein neues Top-Modell auf den Markt gebracht
- Die digitale Uhr im Test: Alles über die Akkulaufzeit, den neuen Temperaturmesser und weitere Features
Drei neue Modelle der Apple Watch hat Hersteller Apple bei seinem September-Event neben dem neuen iPhone 14 und den Kopfhörern Airpods Pro 2 vorgestellt. Das Trio der smarten Uhren spricht unterschiedliche Zielgruppen an und ist auch preislich deutlich voneinander abgegrenzt.
- Apple Watch SE (2. Generation): ab 299 Euro
- Apple Watch Series 8: ab 499 Euro
- Apple Watch Ultra: 999 Euro
Das SE-Modell ist eher an Einsteiger in die Welt der Apple Watch gerichtet – mit den wichtigsten Funktionen zu einem vergleichsweise erschwinglichen Preis. Die gänzlich neue Apple Watch Ultra mit Titangehäuse und langlebigem Akku soll vor allem Extrem- und Ausdauersportler sowie Tauchsportbegeisterte ansprechen, die sich auf ihre smarte Uhr auch bei starker Hitze und Kälte sowie auf Klettertouren oder unter Wasser verlassen wollen. Mit knapp 1000 Euro hat das neue Flaggschiffmodell aber auch einen stolzen Preis.
Die Apple Watch Series 8 (im Folgenden kurz Apple Watch 8 genannt) liegt künftig in der Mitte und geht als direkter Nachfolger des bisherigen Topmodells, der Series 7, ins Rennen. Was hat sich zum Vorgänger bei Design und Funktionen getan? Wie groß ist der Unterschied zum günstigen SE-Modell? Lohnt sich der Umstieg auf die neueste Generation?
Im Praxistest nach einer Woche mit der Apple Watch 8 am Handgelenk zeigt sich: Mit nur zwei wirklichen Neuerungen für das Gerät selbst belässt es Apple einmal mehr bei Modellpflege – der erhoffte Zeitsprung bleibt aus. Design, Tempo und Bedienung sind nach wie vor Spitze. Die meisten Fortschritte bringt allerdings die neue Betriebssystem-Version watchOS 9 mit sich – die aber auch Besitzer älterer Modelle ab der Series 4 ohne Neukauf kostenlos erhalten. Der Umstieg lohnt sich daher nicht für jeden.
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Apple Watch Series 8: Die Stärken der Smartwatch im Überblick
- Tolles Design und wertige Verarbeitung
- hohes Tempo und flüssige Bedienung
- Messung der Hauttemperatur
- Unfallerkennung
- nützliche Neuerungen durch watchOS 9
- Zugang zum umfangreichen App Store
Apple Watch Series 8: Diese Schwächen hat das Modell
- hoher Preis
- Akkulaufzeit ohne Stromsparmodus ausbaufähig
- kaum gerätebezogene Neuerungen gegenüber Vorgänger Series 7
Apple Watch Series 8 im Praxistest: Optisch bleibt die Zeit stehen
Legt man die Apple Watch 8 probeweise neben den Vorgänger in gleicher Farbvariante, ist man gut beraten, vorher ein unterschiedliches Ziffernblatt einzurichten. Äußerlich kann man beide Generationen sonst nicht auseinanderhalten. Optische Weiterentwicklung: Fehlanzeige. Positiv formuliert: Bewährtes bedarf keiner Veränderung. Die beiden Testmodelle in Mitternacht, einem extrem dunklen Blau, gleichen sich wie eineiige Zwillinge. Die Watch 8 ist abermals in 41 Millimeter Größe für schlanke Handgelenke und 45 Millimeter erhältlich. Die Wahl bleibt Geschmacksache. Bisherige Armbänder sind kompatibel.
Gleiches gilt für die Farbwahl. Diese schrumpft, aber immerhin hier bietet Apple Abwechslung: Bei der Ausführung mit Aluminiumgehäuse kommt Silber wieder dazu, dafür fallen Grün und Blau weg. Die deutlich teuereren Edelstahlvarianten bleiben bei Silber, Graphit und Gold. Der Bildschirm unter dem leicht gebogenen Deckglas nutzt die Größe bis nah an den Rand gut aus. Insgesamt macht die Apple Watch aus Alu einen äußerst hochwertigen Eindruck wie aus einem Guss und trägt sich angenehm. All das war aber auch beim Vorgänger der Fall. Die Datenübertragung von alter zu neuer Uhr ist wie gewohnt in wenigen Minuten erledigt.
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Unter dem Haube werkelt der neue Prozessor, den Apple – passend zu Generation acht – als S8-Chip betitelt. Vergleiche weisen jedoch darauf hin, dass der S8 keinerlei Unterschiede zum S7 und S6 der beiden Vorgänger aufweist. Auf das Nutzererlebnis hat das aber keinen Einfluss: Die Apple Watch tut ihren Dienst ohne jeden Ruckler. Touch-Bedienung, Wischen, das Drehen der digitalen Krone und sämtliche Apps laufen tadellos.
Nur Temperaturmessung und Unfallerkennung echte Neuerungen
Was ist also neu in der Apple Watch 8? Zieht man die allerhand sinnvollen Funktionen ab, die watchOS 9 rein softwareseitig auch für Vorgänger mitbringt, bleiben zwei echte Hardware-Neuerungen übrig, die exklusiv Käufer und Käuferinnen der diesjährigen Modelle erhalten: Der neue Temperatursensor (nur Series 8 und Ultra) und die Unfallerkennung.
Stand jetzt bietet die Temperaturmessung nur Frauen einen Mehrwert, die ihren Zyklus genauer überwachen möchten und dafür bereit sind, die Uhr regelmäßig auch im Schlaf zu tragen. Möglich machen die Funktion zwei neue Temperatursensoren: Einer sitzt an der Unterseite nahe der Hautoberfläche neben den übrigen Gesundheitssensoren. Der zweite sitzt unter dem Bildschirm. Er soll verhindern, dass Umgebungstemperaturen, etwa von der Bettdecke auf dem Arm, die Messung verfälschen.
Messen kann die Watch 8 ausschließlich die Hauttemperatur am Handgelenk. Vom Durchschnittswert kann sie anschließend Abweichungen nach oben und unten erkennen. Dafür muss die Uhr zunächst mindestens fünf Nächte lang getragen werden. Nach wenigstens zwei Menstruationszyklen sollen Trägerinnen einen besseren Einblick in ihren Zyklus und Schätzungen erhalten, wann der zurückliegende Eisprung stattfand. Das kann bei der Familienplanung helfen. Wie die Temperaturerfassung der Apple Watch 8 die Zyklusüberwachung verbessern soll und wie eine Gynäkologin das einschätzt, haben wir bereits ausführlicher beleuchtet.
Eine Verhütungsmethode oder ein Fieberthermometer ist die Watch 8 laut Apple ausdrücklich nicht. Die Körpertemperatur kann nicht ermittelt werden. Wer nachts keine Uhr tragen mag, hat keinen Mehrwert. Spannend bleibt, ob Apple die Sensoren künftig noch für weitere Funktionen zum Einsatz bringt. Alle bisherigen Gesundheitssensoren für Messungen wie Puls, Blutsauerstoffsättigung oder EKG bleiben an Bord.
Unfallerkennung mit Einschränkung und nur neu im Apple-Kosmos
Die zweite Neuerung ist nur für Autofahrer und -fahrerinnen interessant – kann aber im Zweifel Leben retten: die automatische Unfallerkennung. Diese Sicherheitsfunktion bieten auch die iPhone 14. Die Watch 8 und Ultra ermöglichen sie aber auch ohne iPhone in der Nähe.
Der Beschleunigungssensor in der Apple Watch erkennt nun im Zusammenspiel unter anderem mit Barometer, Mikrofon und GPS-Ortung, wenn der Träger in einen Autounfall verwickelt ist. Konkret ist die Rede von einem Frontalzusammenstoß, Seitenaufprall, Heckaufprall und Überschlag – Motorradunfälle sollen nicht erkannt werden.
Bei einem Autocrash soll die smarte Uhr wie auch das iPhone selbstständig einen Notruf absetzen – sofern man nicht selbst innerhalb von zehn Sekunden per Bildschirmwisch bestätigt, dass man keine Hilfe benötigt oder den Notruf noch selbst tätigen kann. Diese Funktion wurde im Praxistest nicht geprüft, andere Nutzer wollen die Meldung aber erfolgreich in Tests provoziert haben.
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Sicherlich vermittelt eine solche Absicherung für den Ernstfall, die man hoffentlich nie benötigt, ein beruhigendes Gefühl. Andererseits könnte sich die Funktion für viele als überflüssig erweisen. Denn seit 2018 müssen alle Neuwagen innerhalb der EU einen Notfallknopf verbaut haben, der im Grunde die gleiche Absicherung bietet wie Apples „Crash Detection“.
Neu ist Apples Lösung zudem nur für Geräte aus dem eigenen Haus. Googles Pixel-Smartphones haben bereits seit 2019 eine vergleichbare Unfallerkennung verbaut, die sich in den Sicherheitseinstellungen anschalten lässt – auch wenn dort nicht die exakt gleichen Sensoren zum Einsatz kommen sollen.
Übrigens: Alle Sicherheitsfunktionen, darunter die bekannte Sturzerkennung, sind auf Apple Watch SE 2, Series 8 und Ultra gleich – nur einen lauten Alarmton für den Notfall besitzt die Ultra exklusiv.
watchOS 9: Kostenloses Update verbessert auch ältere Apple-Watch-Modelle
Damit hat es sich mit den Geräte-Neuerungen der Watch 8. Einen spürbaren Fortschritt im Alltag bringt dagegen die frische Software, die der Hersteller aber auf alle Apple-Watch-Modelle bis zur Series 4 auf die Geräte bringt: watchOS 9.
Das Update bringt nicht nur für die optische Abwechslung eine Reihe neuer Ziffernblätter mit sich. Nützlich sind ebenso erweiterte Trainingsfunktionen (u.a. für Triathlon) oder eine neue Kompass-App mitsamt einer „Kompass Backtrack“-Funktion. Damit navigiert man kinderleicht zum Ausgangspunkt zurück, wenn man sich mal verlaufen hat. Modelle mit Mobilfunkmodem erhalten für Reisen internationales Roaming.
Extrem nützlich dürfte der neue Stromsparmodus sein, der die bisherige Gangreserve übertrumpft. Dieser soll die normale Akkulaufzeit der Uhr – laut Hersteller bis zu 18 Stunden – auf bis zu 36 Stunden verdoppeln. Ab Aktivierung schaltet die Uhr dafür den Immer-an-Bildschirm aus und schränkt etwa Mobilfunk, Wlan und die Gesundheitssensoren ein. Benachrichtigungen werden einmal pro Stunde zugestellt.
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Apple Watch 8 überzeugt in der Praxis
In der Alltagsnutzung zeigte sich ohne Stromsparmodus keine spürbar längere Akkulaufzeit zum Vorgänger. Die Uhr hält bei normaler Nutzung in aller Regel locker bis zum Abend durch. Die Laufzeit hängt aber stark davon ab, was man vorhat: Steht eine längere Trainingseinheit oder Radtour mit GPS-Aufzeichnung auf dem Programm, sollte man am Abend lieber nachladen, damit die Schlafüberwachung klappt. Nutzer haben aber viel Spielraum zum Stromsparen. Andere Hersteller bieten eine längere Akkulaufzeit bei vergleichbar gutem Display auch ohne eingeschränkte Funktionen.
Im Praxistest kostete eine einstündige Laufrunde mit GPS und Immer-An-Bildschirm 10 Prozentpunkte Akkudauer. Das Aufladen geht seit der Series 7 recht flott: Nach 15 Minuten waren 43 Prozent aufgefüllt, nach 30 Minuten 60 Prozent. Pulsmessung am Handgelenk (identisch) und GPS-Streckenmessung (rund 2 bis 3 Prozent Abweichung) glichen sich mit einer etablierten Laufuhr. Regenschauer übersteht die Smartwatch wie erwartet problemlos, Schwimmen im Pool oder Meer ebenso. Sie ist bis 50 Meter wassergeschützt und nach IP6X staubgeschützt. Der Bildschirm ist auch bei direkter Sonne noch gut lesbar.
Insgesamt zeigten sich keine merklichen Unterschiede zum Vorgänger. Die Apple Watch 8 bringt somit die gleichen Stärken und Schwächen der Series 7 mit.
Preise zum Vorgänger gestiegen
Trotz überschaubarer Neuerungen hat Apple die Preise angehoben: Der Hersteller verlangt für die günstigste Version aus Aluminium mit 41 Millimeter Größe 499 Euro – 70 Euro mehr als im Vorjahr. Das Modell mit Mobilfunkmodem kostet 120 Euro Aufpreis. Den größten Preissprung gibt es bei den Edelstahl-Varianten, die preislich fast an das Ultra-Modell heranreichen.
Fazit: Umstieg zur Apple Watch Series 8 lohnt sich nur bedingt
Apple belässt es bei der Series 8 bei Modellpflege und lenkt den Fokus auf die neue Ultra. Wer eine Uhr vor allem für den Sport sucht, ist bei Spezialisten wie Garmin und Co. noch besser aufgehoben. Als smarte Alltagsuhr mit vielen Gesundheitsfunktionen bleibt die Apple Watch weiter Spitze und für iPhone-Nutzer erste Wahl. Gleiches gilt aber für den Vorgänger.
Wer auf Temperaturmessung und Unfallerkennung verzichten kann, darf bedenkenlos zur Series 7 mit einem Jahr weniger Updates greifen. Ein Umstieg auf den Neuling lohnt sich allenfalls von älteren Modellen wie der Series 6 oder 5.
Für 200 Euro weniger erhält man alternativ die Apple Watch SE (2. Generation). Hier muss man neben Temperatursensoren und dem Immer-An-Bildschirm etwa auch auf EKG, Blutsauerstoffmessung und schnelles Laden verzichten. Die Rückseite ist nur aus Kunststoff. Zudem ist sie nicht staubgeschützt. Dennoch bietet die Budget-Uhr viele Funktionen für die breite Masse und alle Vorteile von watchOS 9.