Berlin. Der Hamburger Ludwig Kaiser steht am 31. August bei „Bash In Berlin“ im Ring. Dann stehen wohl auch wieder Mettbrötchen hoch im Kurs.
Der Trend stimmt: Bei den beiden vergangenen Shows der WWE (World Wrestling Entertainment) wirkte die Kölner Lanxess Arena ein wenig überdimensioniert. 2016 und 2018 blieben mehr als die Hälfte der Plätze in der über 18.000 Zuschauer fassenden Multifunktionsarena leer. Ende Oktober 2023 waren es dann schon weit mehr als 10.000 Zuschauer. Und bald folgt die Krönung: Erstmals wird WWE ein sogenanntes „Premium Live Event“, ein in die Welt übertragenes Großevent mit Relevanz in Deutschland austragen, dies am 31. August in der Berliner Mercedes-Benz-Arena (bald: Uber Arena). Einzelkarten für die Veranstaltung und auch die Aufzeichnung der freitäglichen Wochenshow „Smackdown“ am Abend zuvor gibt‘s ab Donnerstag, 15. Februar, um 10 Uhr. Bislang waren lediglich Kombitickets für beide Shows erhältlich.
So wird Ludwig Kaiser, der 1990 in Pinneberg als Marcel Barthel geboren wurde, in seinem Heimatland also erneut vor einer fünfstelligen Kulisse im Ring stehen. Er gehört zur Gruppierung „Imperium“, der die ebenfalls deutschsprachigen Catcher Gunther (Walter Hahn, aus Wien) und Giovanni Vinci (Fabian Aichner, aus Südtirol) angehören. Seit Monaten gehört das Trio zu den WWE-Performern mit der meisten Sendezeit in der wöchentlichen Show „Monday Night Raw“ – wohl ein gewichtiger Grund für den jüngsten Anstieg der Kartenverkäufe in Deutschland.
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Ludwig Kaiser: Heimspiel für den Hamburger
So dürfen „Imperium“ wieder auf kräftige Unterstützung von den Fans, insbesondere aber auch von Freunden und Familienmitgliedern hoffen, die nur wenige Stunden Anreiseweg haben: „Ich bin nach Hamburg hingezogen, als ich 18 war, habe da auch Zeiten durchgemacht, die nicht so schön waren. In Hamburg lernte ich Leute kennen, die mich in ganz anderen Situationen erlebt haben als der, in der ich jetzt stecke“, reflektiert der Fan des HSV.
Vor 6000 Fans: WWE kehrte nach Dortmund zurück
Kaiser erhält unterdessen zunehmend Nachrichten, wenngleich eher von Fans als von den alten Bekannten aus der Heimat: „Meinen Freundeskreis hielt ich immer recht klein. Die feiern das, was ich mache, aber für die bin ich immer noch Marcel. Da hat sich nichts geändert und ich habe mich auch nicht verändert. Von Fremden kriege ich schon ein paar Nachrichten, ob ich Leuten Tipps geben kann, wie man das erreicht, was ich gerade erlebe. Aber eigentlich ist es immer das Gleiche: Google, wo eine Wrestling-Schule in der Nähe ist und dann musst du alles geben und dir den Allerwertesten aufreißen.“
Erfolgreicher Charakter in und neben dem Ring
Und nicht nur am eigenen Körper, sondern auch an einem Charakter arbeiten, der das Publikum unterhält. Der Hamburger spielt in den Shows eine Art Womanizer, der insbesondere WWE-Kollegin Maxxine Dupri vor den Kameras mit seiner „European Elegance“ zu bezirzen versucht. Dass es gar nicht so einfach ist, flüssig im Live-TV vor Millionen Zuschauern zu sprechen, gibt er offen zu: „Du musst das vorher durchgehen, was du sagst. Im Hauptkader ist es so: Viele Sachen sind live. Du stehst also im Backstage, hörst deine Stimme in der Halle widerhallen und musst darauf souverän reagieren. Jeder Ausrutscher, jeder Verhaspler, den du dann hast, ist sofort raus. Da ist schon Druck da.“
Bislang ging dabei aber alles glatt, der 33-Jährige erhält auch zunehmend positive Rückmeldungen vom internationalen Publikum, gerade in den Kommentaren auf Youtube, wo WWE konstant einzelne Programmsegmente frei verfügbar macht. Einen Grund dafür hat Kaiser: „Ich kann da eigentlich im Großen und Ganzen ziemlich mein Ding machen. Andere sagen ja oft, dass wir nur das sagen, was wir von irgendwem hingeklatscht bekommen, aber für mich ist das nicht der Fall. Ich kriege ein Grundkonstrukt geliefert. Was ich darüber hinaus sage, spreche ich mit den Drehbuch-Schreibern ab. Wohl der Grund, warum es für viele gut herüberkommt – da ist eben ganz viel von mir drin.“
Ludwig Kaiser: „Ich treffe die allerbeste Zeit in diesem Geschäft“
Wie er das so sagt, wirkt er absolut geerdet und gibt auch zu: „Ich versuche, immer wieder inne zu halten, was da gerade eigentlich passiert. Oft merkt man das ja im Moment gar nicht richtig und reflektiert das erst nach vielen Jahren. In 20, 30 Jahren werden Leute wahrscheinlich übers Hier und Jetzt sagen ‘Es ist die erste Ära seit langem, in der es wieder eine andere große Promotion gab‘, die erste Ära nach Vince McMahon.“ Der Ex-WWE-Patriarch ist im vergangenen Januar nach aufgekommenen Vorwürfen von sexuellem Missbrauch in mehreren Fällen, Nötigungen sowie damit einhergehenden vertuschten Schmiergeldzahlungen von all seinen Ämtern zurückgetreten.
Reisekaufmann prellte Kunden um Geld und Wrestling-Spektakel
Tatsächlich scheint Wrestling in Europa gerade einen so lange nicht dagewesenen Boom zu erleben – erst Ende August füllte die Konkurrenzliga All Elite Wrestling das Londoner Wembley-Stadion mit mehr als 80.000 Fans bis unters Dach. Dies ein Jahr, nachdem WWE im walisischen Cardiff Ähnliches gelungen war. „Fürs Wrestling ist das gerade eine ganz krasse Zeit. Manchmal dachte ich, ich hätte lieber zu den Zeiten meines Vaters im Ring gestanden, diese Schützenplatz-Zeiten. Aber eigentlich habe ich jetzt die allerbeste Zeit in diesem Geschäft getroffen. Sowas weißt du aber nur zu schätzen, wenn du immer mal wieder aktiv einen Schritt nach hinten machst, dich mal in Ruhe hinsetzt und sagst ‚Guck mal, wo du jetzt bist!‘“, konstatiert Kaiser.
Vorfreude auf ein Festmahl: „McDonalds in den USA ist eine Katastrophe“
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Mit einer Sache mag er sich, seit mittlerweile seit sechs Jahren in Orlando lebend, in den USA aber immer noch nicht anfreunden: „Generell ist die Essensqualität da schon schlechter. Was die da eben alles so ins Essen reinstecken dürfen, weil die Regularien deutlich lockerer sind als in Deutschland …“.
Kein Wunder also, dass im Imperium-Team schon lange im Voraus Pläne für das eine oder andere „Festmahl“ nach den vier Deutschland-Shows im vergangenen Oktober geschmiedet wurden: „Einen guten Kaffee und ein Mettbrötchen hätte ich gern als erstes, wenn ich zurück in Deutschland bin. Oder auch Leberwurstbrötchen. Ich bin so ein richtiger deutscher Junge, was das angeht. Brötchen mit allen Sachen drauf. Döner steht auch ganz oben auf der Liste, da haben wir schon drüber gesprochen, dass das nach der Show auf jeden Fall sein muss. Tatsächlich werden wir auch zu McDonalds gehen, der ist in den USA nämlich eine Katastrophe. War ich ein einziges Mal in sechs Jahren, kannst du echt vergessen.“ Leidenschaftliche und laute Fans, gutes Essen und ein Treffen mit alten Freunden und Familie – dieser Deutschland-Trip mit WWE sollte sich für Ludwig Kaiser doch auszahlen.
WWE live: 30.8. Smackdown, 31.8. Bash In Berlin. Karten auf www.ticketmaster.de.