Essen. Riesige Party statt Musical: „Wahnsinn“ kehrt als Show zurück. Auf eine Story zu den Hits verzichten die Macher.
Das hat Geschichte: 40 Jahre ist es her, da dröhnten erstmals die Gitarrenriffs vom Wolfgang Petry Hit „Wahnsinn“ durch die Boxen. Nur wusste das 1983 kaum einer so richtig zu schätzen, mit wilder Lockenmähne und Schnauzer drückte sich der Kölner im Musikvideo etwas unbeholfen in einem Stahlwerk herum, sang über eine Liebesbeziehung, die man heute wohl als toxisch bezeichnen würde.
Erst 13 Jahre später, als der Schlager als Remix noch einmal in den CD-Laufwerken landete und Petry ‘92 endgültig seinen musikalischen Durchbruch zelebrieren konnte („Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n“), wurde „Hölle, Hölle, Hölle“ massentauglich.
„Wahnsinn“ als riesige Party
Und schließlich sollte es noch weitere zwei Jahrzehnte dauern, bis aus Wolles wohl eingängigstem Hit ein eigenes Musical entstand. 2017 wurde bekannt, dass Franz Hubert Wolfgang Remling, so Petry mit bürgerlichem Namen, sein eigenes Bühnenstück bekommt, nach chartstürmenden Hits und anhaltenden Ohrwürmern (bis heute) kein Wunder.
Zwei Jahre habe man daran gebastelt, verkündete der einstige Schlagerstar auf seiner Facebook-Seite. Herausgekommen ist eine Story über Liebe und Freundschaft, einmal „Hölle, Hölle, Hölle“ und wieder zurück, eingerahmt von Petrys größten Hits.
Nur ein Halt in NRW
„Wahnsinn – Die Show“ rockte im Februar 2018 erstmals die Bühnen des Landes, angefangen im Duisburger Theater am Marientor. Kurz darauf gab’s bereits eine zweite Tour, eine dritte ... Das Konzept wurde wieder und wieder überarbeitet, bis aus dem Musical eher eine Tribute-Show wurde.
So oder so: „Wahnsinn!“ kehrt in jedem Fall als „Die beste Wolfgang Petry-Party ist zurück!“ erneut, nun ja, zurück. Trotz Ruhrgebietsnähe macht die Show in diesem Jahr nur einmal Halt im Ruhrpott, am 20.10. in Oberhausen. Mit Terminen in Siegen (10.10.) und Köln (22.10.) zieht es das Ensemble überhaupt nur dreimal nach NRW.
Wolle hält sich von der Bühne fern
Der Meister selber steuert wie gewohnt lediglich seine größten Erfolge bei. Auf der Bühne steht er auch dieses Mal nicht. „Du bist ein Wunder“, „Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n“, „Der Himmel brennt“ und „(Wir sind das) Ruhrgebiet“ dröhnen trotzdem durch die Boxen – sogar live.
Und zwar von insgesamt vier Musikerinnen und Musikern. Konrad Wissmath, Chantal Jansen, Nastassja Giulia und Pat Lawson holen die Schlagerhits auf die Live-Bühne zurück. Mitsingen und -grölen ist in jedem Fall erwünscht und gewollt. Das Publikum wird mit vielen Sing-A-Long-Elementen aktiv eingebunden, erklärt der Veranstalter.
Große Emotionen und Lebensfreude
Und dann ist die Schlager-Ikone, die bereits seit Jahren Bühne und Rampenlicht meidet, doch irgendwie präsent: Eine riesige Leinwand vermittelt all die großen Emotionen und pure Lebensfreude, die Wolfgang Petry immer ausgestrahlt hat.
Also eine Menge, denn der mittlerweile 71-Jährige füllte die großen Hallen des Landes, räumte während seiner Hochphase Mitte der 90er bis Anfang der 2000er sämtliche deutsche Musikpreise ab, rund 18 Millionen verkaufte Tonträger …
Tschüss Armbändchen!
Dann war vorerst Schluss. Petry trennte sich von Holzfällerhemd, Schnauzbar, Lockenpracht und den mühsam angesammelten Freundschaftsarmbändchen. Wolle dankte ab, machte aber als Pete Wolf weiter Musik, brachte sogar 2015 noch mal ein Album heraus. „Brandneu“ findet ebenfalls Platz im Musical.
Auf die große Bühne zog es den Sänger bis heute aber nicht mehr. Selbst der Musical-Premiere 2018 in Duisburg blieb er fern. „Zu meinem neuen Leben passt kein roter Teppich und kein Rampenlicht. Aber: Reißt die Hütte ab und habt Spaß!“, wünschte er damals. Das gilt ganz sicher auch für die diesjährige Tour.
„Wahnsinn“ live: 10.10. Siegen (20 Uhr, Siegerlandhalle), 20.10. Oberhausen (20 Uhr, Rudolf Weber-Arena), 22.10. Köln (19 Uhr, Lanxess Arena). Karten ab ca. 50 € (Köln) bzw. ab ca. 70 € (Siegen, Oberhausen).