Dortmund. Stichwort Bierdusche: An den Westfalenpark hat die Hamburger Elektro-Rap-Combo besondere Erinnerungen. Am 7.7. spielen Deichkind dort erneut.
Nur einmal spielt die Band Deichkind auf ihrer Tour zum Album „Neues vom Dauerzustand“ in Nordrhein-Westfalen. Dass sich die Elektro-Hip-Hopper für das Konzert ausgerechnet den Dortmunder Westfalenpark ausgesucht haben, sollte eingefleischte Fans nicht verwundern. Dreimal bereits waren die Hamburger vor Ort zu sehen, jeweils beim „Juicy Beats“-Festival als umjubelter Headliner.
Insbesondere an die Auftritte 2007 und 2009 – der dritte war 2016 -- wird wohl jeder, der seinerzeit vor Ort war, ewig zurückdenken. Sebastian Hackert, dem im Februar 2009 an einem Herzinfarkt verstorbenen Ex-Deichkind-Produzenten, kam 2007 auf der Fahrt nach Dortmund eine Idee. Der Tourbus hielt an einem Getränkemarkt in der Nähe, Hackert stieg mit Rapper Porky (Sebastian Dürre) aus und bat den Marktleiter um den Verkauf einer Europalette Dosenbier. „Der hat uns angeguckt und ist erstmal weggegangen“, erinnert sich Porky im „Reflektor“-Podcastgespräch mit Tocotronic-Bassist Jan Müller.
Deichkind: Zwei mal mit „Juicy Beats“-Massenbierduschen
Nach einigen Minuten erbarmte sich schließlich doch ein Angestellter, die Europalette ins Vehikel zu laden. Die Band schmiss die Dosen während des Auftritts mit der Aufforderung „Schütteln, nicht trinken!“ ins Publikum und bat vor dem Song „Limit“ um gleichzeitiges Öffnen. Das Resultat: eine vielleicht rekordverdächtige Massen-Bierdusche. „Das hat sich angefühlt, als wär die Zeit angehalten worden. Das war einfach so ein 30 Meter hoher Bierpilz, weil alle mitgemacht haben“, blickt Philipp „Kryptik Joe“ Grütering, einzig heute verbliebenes Gründungsmitglied der Formation, zurück.
Deichkind am Seaside Beach - Die besten Fotos
Damit jedoch nicht genug: Zwei Jahre später setzten Deichkind noch einen drauf. Diesmal reisten die Hamburger mit 2800 Dosen der Marke Astra Urtyp im Gepäck zum „Juicy Beats“, wieder versprühten die Fans den gut geschüttelten Gerstensaft im gleichen Moment zu Beginn des Songs „Limit“. „Die 700 Euro Dosenpfand waren uns egal. Aber es wurde zu gefährlich, ein Fan hat einen Nasenbeinbruch davon getragen, weil er die volle Dose von der Bühne ins Gesicht geworfen bekam“, erzählt Porky. „Wir merkten, dass das langsam zu viel wird. Und irgendwann ist der völlige Exzess dann auch auserzählt.“
Auf dem neuen Deichkind-Album erklingen politischere Texte als früher
2023 liefern die Hanseaten immer noch partytaugliche Musik zwischen Elektrobeats und Sprechgesang, es dominieren aber politische Texte anstelle von Trinkliedern. Die Höhepunkte auf der im Februar erschienenen achten Studioplatte „Neues vom Dauerzustand“ heißen „In der Natur“ – hier geht es um den Klimawandel – oder „Auch im Bentley wird geweint“.
Im Song mit Clueso befassen sich die Musiker in sarkastischer Manier mit den Problemen der Reichen und Schönen, Zeilen wie „Reich geboren, mach’ durch meine Straßen Sightseeing. Blick’ auf die Rolex – Zeit für eine Breitling“ sprechen Bände. Und dann wären da noch die Anti-Verschwörungstheoretiker-Hymne „Wutboy“ sowie „Kids in meinem Alter“, in dem sich Grütering, 49 Jahre alt, über typische Verhaltensweisen seiner Generation zu Lasten der Jüngeren lustig macht.
Wie Deichkind diese Songs wohl live umsetzen? Die Band ist bekannt für kreative Showelemente und quietschbunte Kostümierungen – bald endlich wieder zu sehen im Dortmunder Westfalenpark.
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Deichkind, 7.7., 20.30 Uhr, Westfalenpark, An der Buschmühle 3, Dortmund. Karten ca. 60 €.