Essen. Der zweite Fall von „Mord oder Watt“ mit dem Untertitel „Für immer Matjes“ mit Oliver Mommsen besticht auch durch Mut zur Albernheit.

So hat man sich den Norden-Krimi aber nicht vorgestellt: Ein Typ im schicken blauen Anzug, der zu allem entschlossen in die Kamera schaut. Dazu läuft der eingängige „James Bond“-Sound. James Bond? Nun, man ist nicht im falschen Film gelandet, sondern mitten in einem Dreh. Jetzt wird es kurz mal unübersichtlich. Bei diesem Dreh nämlich geht es um eine neue Folge von TV-Kommissar „Lux“. Genre: Film im Film, klingt strubbeliger als es ist. Entwarnung also: grünes Licht für einen entspannten Abend vor dem Fernseher, am Freitagabend, den 18. Oktober ab 20.15 Uhr in der ARD sowie in der ARD-Mediathek.

Tim Seebach (der den „Lux“ spielt) ist eben auch nicht mehr der Jüngste. Weil er sich beim Abrackern als Mini-James-Bond die Schulter verletzt hat, muss er mal pausieren. Also wirft er sich in sein Cabrio und macht sich auf Richtung Heimatdorf. Irgendwo hoch oben, in einem Nest bei Wilhelmshaven, ist er zu Hause. Und prompt steht der Fernsehkommissar mitten im Watt, umgeben von Polizisten – und einer Leiche. Es ist der zweite Fall von „Mord oder Watt“, dieses Mal trägt die Folge den Untertitel „Für immer Matjes“, und man ahnt schon, dass dieser Tim Seebach (Oliver Mommsen), alias Kommissar Lux, bei den Ermittlungen heftig mitmischen will.

Mord oder Watt? Für immer Matjes
Tim (Oliver Mommsen, re.) und seine Jugendfreundin Hannah (Ulrike C. Tscharre) kommen sich näher. © ARD Degeto/RBB/ | Sandra Hoever

„Mord oder Watt? Für immer Matjes“: Spekulationen schießen ins Kraut

Die Idee, dass sozusagen eine Fernsehgestalt plötzlich real mit ermittelt, ist so halb originell. Und dass es heutzutage zig Krimis irgendwo im Norden gibt, die man alle schon nicht mehr auseinanderhalten kann, trägt mit dazu bei, dass man erstmal skeptisch ist: schon wieder ’ne Leiche an der Nordsee? Doch diese Krimikomödie ist anders, weil sie wirklich lustig ist.

Oliver Mommsen gibt den Tim Seebach als bunten Vogel und kleinen Egomanen, typisch Schauspieler, der mal eben in der Heimat einfällt und gleich alle für seine Interessen einspannt. Selbst am Fundort der Leiche, umgeben vom Flatterband, fällt ihm nichts anderes ein als dem anwesenden Arzt, der sich um die Todesursache bemühen will, seine Wehwehchen aufzutischen.

Mord oder Watt? Für immer Matjes
Tim Seebach (Oliver Mommsen) alias Fernsehkommissar „Lux“ fühlt sich im Heimaturlaub berufen, den nächsten rätselhaften Todesfall zu lösen. © ARD Degeto/RBB | Boris Laewen

Eigentlich war er in die Provinz geflüchtet, damit es nicht gleich am Drehort heißt: „Der Lux ist krank“, und die Spekulationen ins Kraut schießen. In seinem Dorf kann sowas doch nicht passieren. Dachte er. Doch dank der sehr gut informierten Frau Jessen (Hedi Kriegeskotte) kennt Seebachs Blutwerte bald das ganze Nest. So ist es eben, in der Heimat, zwischen Kahn und Fischbrötchen.

Der „Lux“ soll sich verjüngen

Der Film (Buch: Michael Gantenberg), mit reichlich Schnack und Seekolorit, macht einfach gute Laune. Was nicht nur am knallblauen Himmel und den putzigen Häusern dieser Niedlichkeits-Provinz liegt, sondern auch am Mut zu albernen Szenen. Der Lux nämlich soll sich verjüngen. Und kriegt deshalb von seiner Produktionsfirma ständig neue Klamotten zugeschickt, die er dann vor dem Spiegel ausprobiert. Käppi, Blouson, Turnschuhe statt Anzug und schwarze Slipper. Schon witzig, die Show, die Mommsen draus macht.

Dass man Spaß hat an dem Abend (Regie: André Erkau), liegt vor allem an der glänzenden Besetzung. Mommsen, voller Spielfreude, zeigt, dass er im Genre Komik bestens aufgehoben ist. Und auch die schon erwähnte Hedi Kriegeskotte adelt jede Krimikomödie mit ihrer schrulligen Art. Stephan Grossmann, hier in der Rolle eines windigen Restaurantbesitzers, gibt auch der Nebenrolle Charisma.

Mord oder Watt? Für immer Matjes
Kein polizeiliches Absperrungsband kann Tim (Oliver Mommsen) hindern, die Wahrheit ans Licht bringen zu wollen. © ARD Degeto/RBB | Sandra Hoever

Natürlich geht es auch um Liebe. Und für diesen Part steht unter anderem die Schiffswirtin Hannah bereit, gespielt von Ulrike C. Tscharre. Dass zwischen ihnen mal was war, und jetzt aber nicht klar ist, was ist – sagen wir so: Nicht ganz so gute Schauspieler hätten das vor die Wand gefahren. Die eigentliche Krimi-Handlung allerdings ist, mit Verlaub, eher dünne Suppe. Da ist jeder Vorabendkrimi aus dem Norden raffinierter gestrickt. Gut, dass es aber ja eigentlich gar nicht so sehr um die Leiche geht.

Drei von fünf Sternen.