Essen. Bastian Pastewka glänzt in der ZDF-Komödie „Alles gelogen“ als Autoverkäufer und Hochstapler – den seine Lügen irgendwann einholen.
Seien wir ehrlich: Manchmal muss man sich das Leben schön lügen. So sieht es jedenfalls Hajo Siewers. Und als Autoverkäufer übt er sich jeden Tag darin, auch seinen Kunden die Wahrheit nicht so direkt vor den Kopf zu knallen. Wer würde denn einen sündhaft teuren Sportwagen kaufen, wenn er eigentlich einen praktischen Kombi braucht?
Hajo Siewers kriegt jeden rum. Man muss ihn nur lügen lassen. Ihn einfach das Blaue vom Himmel erzählen lassen, dann läuft der Laden schon. Wobei: Siewers lügt nicht immer wirklich. Er sagt einfach das, was Leute hören wollen, so etwas wie „Wir Männer bleiben doch immer 17“, oder „Ich finde, wir sollen das beste Leben führen und nicht das preiswerteste“.
Dieser Autoverkäufer hat es einfach drauf. Und das merkt er selbst, er kann die Welt um sich herum mit seinen kleinen Lügen („Sie sehen heute mal wieder fantastisch aus“) auch ein Stück weit besser machen. Alle sind gut drauf. Auch seine Frau, wenn er einfach mal den Ball flach hält. Dass der Sohn Ärger in der Schule hat, sowas kann man doch verdrängen. Stattdessen: Rotwein und Romantik zum Feierabend.
Eine harmonische Parallelwelt ohne Probleme
Es macht geradezu atemlos, wie sich Bastian Pastewka in „Alles gelogen“ (am 5. September um 20.15 Uhr im ZDF und schon jetzt in der ZDF-Mediathek) eine Parallelwelt aufbaut, in der man selbst vielleicht auch gerne zu Hause wäre. Ohne Probleme, voller Harmonie. Nur blöd, dass es Leute gibt, die ihm immer wieder die perfekte Welt verhageln. Polizisten zum Beispiel, die ihn mit ordentlich zu viel km/h in der 30er-Zone anhalten. Klar, dass Siewers das noch hinkriegt. Er lügt drauf los, es funktioniert. Nur blöd, dass er am nächsten Tag schon wieder zu schnell ist. Was tun?
Pastewka spielt diesen Alltagslügner so manipulativ, dass man im Sofa mit ihm grübelt, welche Lüge er sich einfallen lassen kann, die ihm jetzt noch aus der Patsche hilft. Als er dann den Polizisten abermals groß und treu anschaut, kann man es kaum aushalten. Was wird er wohl sagen? Pastewka alias Siewers sagt: „Meine Frau ist tot.“ Das ist kühn, aber höchst effizient. Damit hat er auch eine Entschuldigung für sein seltsames Verhalten in seinem zusammengelogenen Leben.
Das Problem nur: Jetzt muss er noch mehr lügen, weil seine Frau ja nicht merken darf, dass sie der Grund für den Trauerfall in der Familie ist, der ihn auch vor einer Kündigung im Autohaus schützt. Die haben da nämlich genug von seinen Eskapaden.
„Alles gelogen“: Selbst Bastian Pastewka alias Hajo Siewers wird es zu viel
Eigentlich wird jetzt dem Meisterlügner selbst alles zu viel. Er will reinen Tisch machen. Also sucht er das Vertrauen seiner Kollegin und will beichten. Die Kollegin (eine hinreißend arme Seele: Birgit Köhlmeier) macht einen Deal mit ihm. Sie deckt ihn, dafür muss er sich vor ihrer Mutter als ihr Liebhaber ausgeben „Du musst nur ein paar Stunden so tun, als würdes du mich mögen.“ Jeder, der Pastewka kennt, weiß, dass diese Szenen göttlich komisch sind. Auch sein Chef nimmt ihn nicht ernst, als er klar Schiff machen will. Im Gegenteil: Er spannt ihn für seine eigenen Intrigen ein. Am Ende staunt der Alltags-Hochstapler Siewers nicht schlecht, wie dreist verlogen alle um ihn herum sind.
Ein höchst unterhaltsamer Abend. Und für Pastewka-Fans ist dieser Schmunzel-Film ein Muss.
Vier von fünf Sternen.