Berlin. Maybrit Illner versucht in ihrer Sendung die Corona-Pandemie aufzuarbeiten. Dabei gibt es auch Eingeständnisse, Fehler gemacht zu haben.
Die Corona-Krise liegt lange hinter uns. Dennoch sind die Maßnahmen und vor allem die Einschnitte im Leben vielen noch gut in Erinnerung. Und die Frage, wurde damals alles richtig gemacht? Unter dem Motto „Der Corona-Schock – eine Pandemie und die Folgen“ hatte sich Maybrit Illner am Donnerstag Malu Dreyer (SPD), die scheidende Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, den Virologen Christian Drosten, Schauspieler Jan Josef Liefers und den Journalisten Georg Mascolo eingeladen.
Jan Josef Liefers war während der Corona-Krise stark wegen eines Videos kritisiert worden, in dem er mit zahlreichen Künstlerkollegen seinen Unmut über die damaligen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie kritisiert hatte. „Bis heute für mich eine legitime Aktion, wir haben auch nicht dazu aufgerufen, den Reichstag zu stürmen“, so der Schauspieler. Er finde bis heute, dass die Reaktionen und das „Kanonenfeuer“ darauf überzogen waren und einer „Demokratie, wie der in der Bundesrepublik, nicht gut zu Gesicht steht“.
Drosten: Schulen hätten nicht geschlossen werden müssen
Dreyer, die als Ministerpräsidentin bei Maßnahmen mitentschieden hatte, verteidigt das damalige Vorgehen: „Es ging allen Beteiligten, ob Wissenschaftler oder Politiker, darum, die Gesundheit der Menschen zu schützen.“ Man habe es mit einer Pandemie zu tun gehabt, bei der eigentlich keiner richtig wusste, was passieren würde. Wenn man heute das Geschehen aufarbeite, sollte man nicht den Fehler machen und nur darauf schauen, was falsch gelaufen sei. „Aus heutiger Sicht gibt es sicherlich Dinge, die wir anders machen würden.“
Vor allem die Schließung der Schulen wird heute stark kritisiert. Christian Drosten, der damals zu der Experten-Runde gehörte, die Vorschläge über die Maßnahmen an die Politik gemacht hatte, betonte: „Ich habe damals darauf hingewiesen, dass wir nicht flächendeckend die Schulen schließen müssen.“ Aufgrund der Datenlage, die es damals gegeben habe, hätte man das nur in bestimmten Fällen tun müssen. „Wir waren im Gegensatz zu anderen Ländern in der Lage, ganz punktuell sagen zu können, hier ist jetzt ein Ausbruch und hier eben nicht“, so Drosten.
Der Autor Georg Mascolo kritisierte, dass es in der Pandemie zu viele Entscheidungsgremien gegeben habe und das „feste naturwissenschaftliche Fundament“, was es gegeben habe, irgendwann öffentlich und auch politisch nicht mehr ausreichend wahrgenommen wurde. „Da ist einfach in der politischen Entscheidung als auch in der wissenschaftlichen Community etwas passiert, wo man zu keinem anderen Ergebnis kommen kann, so jedenfalls nicht noch mal“, sagte er.
Malu Dreyer gab zu, dass es in der Pandemie auch keine richtige Einigkeit unter den Politikern bei Entscheidungen gab. Und das habe die Leute verunsichert.
Dreyer verteidigt Impfpflicht
Als letzten Punkt sprach Illner die Impfpflicht an, bei der es erst von allen Politikern das Versprechen gab, dass sie nicht kommt, um an Ende doch eingeführt zu werden. Dreyer erklärte, dass vor dem Hintergrund, dass sich weniger Menschen haben impfen lassen, als man sich erhofft habe, es auch in der Politik eine heftige Debatte darüber gab, die Impfpflicht einzuführen. „Am Ende war es tatsächlich auch ein bisschen Verzweiflung darüber, dass wir wieder so eine Welle bekommen und um eine gewisse Grundimmunität in der Bevölkerung herzustellen, manchmal das individuelle Interesse einfach ein Stück zurücktreten muss“, begründet sie, warum sie am Ende doch dafür gestimmt hatte.
Christian Drosten stellt am Ende noch mal die Ausnahmesituation während der Pandemie in den Fokus und unterstreicht, wie schon am Anfang der Diskussionsrunde: „Niemand hat Schuld.“ Bei der nächsten Pandemie werde man laut Drosten wieder in diese Situation kommen, weil es ein Virus sein wird, über den man erst mal auch nichts wisse.