Berlin. Die rüstigen Rentner-Spione der DDR erneut auf Mission, diesmal undercover in Kuba: „Kundschafter des Friedens 2“ mit Henry Hübchen.
„Wenn hier einer den Sozialismus rettet, dann ja wohl wir!“ So ein Satz mag merkwürdig klingen, zumal wenn er nicht in einem Film fällt, der in der Vergangenheit, sondern heute spielt. Wenn er aber in „Kundschafter des Friedens 2“ von Katharina Thalbach gesprochen wird, mit ihrer typisch knarzigen Stimme, ist das schon Ironiesignal. Glaubte sie doch durchaus an den Sozialismus, nur nicht an den real existierenden. Weshalb sie die DDR ja damals verlassen hat.
Rüstige Rentner verteidigen noch mal den Sozialismus
Nun aber verteidigt sie sie, die sozialistischen Werte. Im fernen Kuba, wo der Sozialismus tatsächlich noch existiert. Aber doch in Gefahr ist. Nicht nur durch den grassierenden Massentourismus, der dort alles aufweicht. Sondern weil dort auch noch ein kleines Inselchen verhökert werden soll, das Fidel Castro 1972 der DDR vermacht hat
Diese Ernst-Thälmann-Insel gibt es tatsächlich, die Geschichte drumherum aber ist frei erfunden: Bei einem Staatsbesuch in der DDR sollte ein Anschlag auf den Maxímo Líder verübt werden, was Spione der DDR – die Kundschafter des Friedens, wie sie dort euphemistisch genannt wurden – verhindert haben. Zum Dank und als Zeichen sozialistischer Bruderschaft gab es das Eiland. Und da soll nun ein weiteres Protzhotel für verwöhnte Kapitalisten hingeklotzt werden? Das muss verhindern werden. Und zwar von derselben Truppe, die damals Castro gerettet hat. Auch wenn die alle schon in Rente sind.
Mehr zum Thema: So gut war der erste Teil „Kundschafter des Friedens“
Agenten a.D., aber immer noch gut in Schuss: Das funktioniert prima. Zumindest als Komödie im Kino. Siehe die „R.E.D.“-Filme mit Bruce Willis und Helen Mirren. Das funktioniert aber auch bei uns, wie Robert Thalheim mit „Kundschafter des Friedens“ bewies. Der Film war 2017 so erfolgreich, dass die reaktivierten Rentner nun auf eine weitere Mission geschickt werden.
Lauter Altstars des Ostens dürfen noch mal auf die Tube drücken
Freilich: Vor acht Jahren war das ein hübsch knurrendes Männerquartett, mit Henry Hübchen als James Bond des Ostens namens Falk, Michael Gwisdek als Technik-Tüftler Jaecki, Thomas Thieme als Organisator Locke und Winfried Glatzeder als „Romeo“ Harry. Lauter Alt-Stars aus dem Osten, die auch munter ihr eigenes Image aufs Korn nahmen. Und ihr Alter. Gute Unterhaltung, nicht nur für Best-Ager.
Gwisdek aber ist bekanntlich 2020 verstorben. Weshalb es in der Fortsetzung nun gleich zwei Neuzugänge gibt. Und bei der Gelegenheit auch ein bisschen mehr Frauenpower. An Jaeckis Stelle tritt nun die nicht weniger knurrende Tamara, die von Kati Thalbach gespielt wird und die Gwisdek noch mal eine schöne Reverenz erweist, als dessen Figur anfangs zu Grabe getragen wird. Die neue Auftraggeberin aber ist Corinna Harfouch, die lange mit Gwisdek verheiratet war. Eine schöne Besetzungsidee, weil der Abwesende damit doch irgendwie präsent ist. Auch wenn die Harfouch hier nicht Jaeckis Witwe, sondern seine Tochter spielt.
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Die sollte die Ernst-Thälmann-Insel eigentlich erben, aber Jaeckis kubanische Pflegerin soll das Testament gefälscht haben. Deshalb müssen Jaeckis alte Kumpel noch mal ran. Um dessen Erbe zu verteidigen. Aber eben auch den Sozialismus. Denn Kuba, das merkt die Rentnercrew schnell, wird nicht nur von Touristen aller Länder torpediert, nein, in den Luxus-Resorts müssen sozialistische Lieder zur Touri-Bespaßung herhalten, es gibt sogar ein „Revolutionsquiz“. Da fühlen sich die Kundschafter des Friedens auch anderweitig herausgefordert.
Nicht nur die Action lahmt etwas, sondern auch der Slapstick
Natürlich fehlt Gwisdek in dieser Fortsetzung. Weil er sich damals mit Henry Hübchen ein kleines Duell geliefert hat, wer der bessere Komiker ist. Aber auch der zweite Teil lebt vom Spaß, dass man Leute wegen ihres Alters nicht unterschätzen sollte. Wieder spielen die Alt-Stars liebevoll mit ihrem Image. Etwa wenn sie alle schräge Perücken tragen. Oder sich in Verfolgungsjagden beweisen müssen.
Schade nur, dass der Film dabei ein wenig in zwei Teile verfällt. Während Tamara mit Locke und Harry mehr gegen Revolutions-Touristen kämpft, ist Falk eher allein gegen die Schergen, die die Insel verschachern wollen. Dabei lahmt nicht nur die Action ein wenig, sondern auch der Slapstick. Humor mit Hüftschaden, der das aber selber thematisiert: Das hat schon was.
Agentenkomödie, D 2025, 100 min., von Robert Thalheim, mit Henry Hübchen, Katharina Thalbach, Corinna Harfouch, Winfried Glatzeder, Thomas Thieme