Essen. Das Fußballmanager-Spiel wartet mit sinnvollen Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger auf. Nun gibt es u.a. eine 3D-Match-Ansicht.
Das Genre war fast tot: 2013 erschien der letzte Fußballmanager von EA Sports, bevor die Kult-Serie eingestellt wurde, fast eine Dekade lang war SEGA mit seinem Football Manager der absolute Alleinunterhalter. Das vor allem spieltaktisch hochkomplexe Gameplay, das den kaufmännischen Aspekt des klassischen Fußballmanagers mit Stadionausbau, Fanartikel-Verwaltung und vielem mehr nahezu komplett ignoriert, ist allerdings nicht jedermanns Sache. Umso größer die Freude im Juni 2021, als der für den EA-Fußball-Manager wie auch für die bis heute verehrte Reihe „Anstoß“ zuständige Chefentwickler Gerald Köhler sich mit einem neuen Produkt zurückmeldete.
„We Are Football“ brachte wieder frischen Wind ins Genre, bereitete vielen Fußballfans Freude, hatte aber noch mit einigen kleinen Macken zu kämpfen, die nach und nach in mehreren Updates zum Großteil ausgemerzt wurden. Jetzt steht der Nachfolger in den Läden und Download-Portalen. Und „We Are Football 2024“ ist eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers, ein eigenständiges Spiel. Obwohl sich rein optisch in den Menüs gar nicht so wahnsinnig viel geändert hat. Wer den 2021er-Teil kennt, kommt ruckzuck rein, gefühlt ist die Hauptansicht sogar ein wenig übersichtlicher geworden.
We Are Football 2024: Minus Lizenzen, plus 3D-Ansicht
Zwei wirklich große Veränderungen gibt es: Wichtige Spielszenen werden nun in einer 3D-Ansicht angezeigt. Eine schöne Neuerung, grafisch erinnert das Ganze allerdings an längst vergangene PlayStation-Zeiten Anfang der 2000er-Jahre. Und: Konnte beim Vorgänger noch ein Original-Lizenzpaket für die ersten beiden Bundesligen der Männer und Frauen für einen geringen Obolus dazugekauft werden, kommt „We Are Football 2024“ komplett ohne Lizenzen aus. So spielen Fans der beiden größten Revier-Vereine mit „Gelsenkirchen“ oder „Preußen Dortmund“. Ein erster, von Fans aufbereiteter Patch, steht zur Veröffentlichung dieses Textes allerdings bereits online zur Verfügung.
Ansonsten stecken die Veränderungen eher im Detail, ergeben aber jederzeit Sinn. Da wäre zum Einen der „Kabinen-Seismograph“, der übersichtlich anzeigt, wie die Stimmung in der Mannschaft sowie dem Trainer-Manager gegenüber ist. Das verleiht dem Titel deutlich mehr Authentizität. Ebenso wie die Option, nun bestimmte Trainingsgruppen zu erstellen, um müde Spieler unter der Woche zu schonen. Ein nützliches Tool ist darüber hinaus eine Positionsstärke-Übersicht vor Spielen, bei dem der Spieler sehen kann, auf welchen Teilen des Feldes er dem Kontrahenten überlegen ist. Zusätzlich – wenngleich das eher in die Kategorie „ganz nett“ fällt – gibt es nun den vom EA-Manager bekannten Familienspiel-Bereich. Hier kann man heiraten, Nachwuchs „produzieren“ und diesen gar zum Jugendspieler werden lassen. Ein Feature, das von vielen Fans gewünscht wurde.
We Are Football 2024: Der Humor kommt nicht zu kurz
Zudem ist „We Are Football 2024“, wie man es von Spielen aus der Schmiede von Gerald Köhler gewohnt ist, mit feinsinnigem Humor gespickt. Das fällt schon kurz nach Spielstart auf, wenn der Schwierigkeitsgrad eingestellt wird. Bei den meisten Operatoren wie Transfers oder gegnerischer Spielstärke und vieles mehr darf zwischen „leicht“, „mittel“ und „schwer“ gewählt werden – bei der Bauzeit für Vereinsgelände- oder Stadionausbauten sucht man hingegen zwischen „leicht“, „mittel“ und „Berlin“ aus. Auch bei den Bandenwerbungen kommt es zu Schmunzlern: Wer träumt nicht von einer Werbung für die „Fußpflegepraxis Zeh Roberto“ in seiner Arena? Einen Flitzer auf den Platz zu schicken oder einen Rasensprenger auf eben diesem anzuschalten, wenn es während eines Heimspiels mal nicht so läuft, ist ebenfalls wieder möglich.
Ein paar Kritikpunkte lassen sich schlussendlich aber anbringen: So hat die Form unrealistischerweise wenig Einfluss auf die Spielstärke einzelner Aktive. Ebenfalls fernab vom „echten“ Geschäft: Bei Transferverhandlungen können weiterhin keine Summen eingegeben werden, stattdessen kann man der anderen Vertragspartei nur schrittweise durch zu verdienende „Transferpunkte“ näherkommen. Das sorgt oft für Frust – denn wofür habe ich ein vom Vorstand genehmigtes Transferbudget, wenn ich es dann nicht richtig für meinen Wunschspieler nutzen kann? Und: Auf dem Transfermarkt sind Spielstärken der Fußballerinnen und Fußballer direkt ersichtlich – ein aufwendiges Scouting kann man sich oft einfach sparen. Doch letztlich muss es ja irgendwo noch Luft nach oben geben, mit Updates darf man so oder so wieder rechnen. „We Are Football 2024“ ist sein Geld absolut wert. Wer mit dem Sega-„Football Manager“ nicht viel anfangen kann und sich am fehlenden Lizenzpaket nicht stört, kann bedenkenlos zugreifen.
Das Spiel ist für den PC für ca. 40 € unter anderem auf Steam erhältlich.