Witten. Sie hat der Kult-Pommesbude „Eddi’s“ in Witten zu der legendären Currysoße verholfen: Nun geht Margret Beyga in den Ruhestand – nach 50 Jahren.
Witten verliert eine echte Instanz. Über 50 Jahre hat Margret Beyga im Annener Kultimbiss „Eddi’s Durst & Wurst-Express“ an Grill und Fritteuse gearbeitet. Mit 86 Jahren ist sie nun in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. Dabei würde sie eigentlich lieber weiterarbeiten.
Die Menschenmenge, die sich am späten Freitagnachmittag, 25. August, an der Stockumer Straßeversammelt hat, ist selbst für die Verhältnisse des Kultimbisses außergewöhnlich. Über 50 Stammkunden, Freunde und Verwandte sind gekommen, um Margret Beyga, geborene Berkenberg, in den Ruhestand zu verabschieden. Zur Feier des Tages haben Enkelsohn Benedikt und seine Freundin Janina einen Sektempfang auf dem Innenhof neben der Bude organisiert. Ganz zur Überraschung von Margret. „Die haben mich hier hingelockt, haben aber nicht gesagt, wofür“, beschwert sich die 86-Jährige.
Currysaucen-Rezept stammt aus Langendreer
Im Innenhof herrscht reger Trubel. An Stehtischen drängen sich die Besucher, manche mit Sekt, andere mit einem Bier in der Hand. Etwas abseits der Stehtische sitzt Margret auf einem Ehrenplatz neben ihrem Bruder Eduard „Eddi“ Berkenberg (84), nimmt Geschenke entgegen und bedankt sich artig. Dabei ist ihr die ganze Aufmerksamkeit eher unangenehm. Anders als ihrem Bruder Eddi, der bereits mit 76 seine Grillzange an den Nagel gehängt hat. Sein Konterfei prangt als Cartoonfigur auf der Seitenwand. Ob sich Margret neben ihrem Bruder verewigen lässt? „Nee, nee, nee, nee, nee!“
Enkel tritt Nachfolge an
Seit fast 20 Jahren hilft Benedikt Berkenberg, Enkel des Firmengründers Eddi, an der Fritteuse aus. Demnächst wird der 33-Jährige den Familienbetrieb übernehmen.
Nach einem angefangenem Studium und einer Ausbildung zum Marketingkaufmann weiß er, der Job in der Pommesbude ist genau sein Ding. „Ich kann mir nicht vorstellen acht Stunden im Büro vor dem PC zu sitzen. Ich arbeite lieber mit Menschen.“
Dabei hätte sie eine solche Würdigung mehr als verdient. „Sie hat gearbeitet wie ein Ackergaul und hat Geld bekommen wie ein Pony“, betont Eddi scherzhaft. Vor allem: Schließlich war sie es, die die über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Currysoße „besorgt“ hat. Ursprünglich stammt das Rezept von einem Imbiss aus Langendreer. Weil ihr dort die Currywurst besonders gut schmeckte, hat Margret einfach nach dem Rezept gefragt. Und zu ihrer Überraschung hat sie es auch bekommen. „Die wollten nur wissen, wo wir aufmachen wollen. Witten war für sie weit genug weg.“ Eine fatale Fehleinschätzung! Denn für die Kultcurrywurst kommen die Kunden auch gerne mal von außerhalb. Sogar prominente Gäste wurden hier schon versorgt.
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Prominente Gäste aßen hier schon ihre Wurst
So zum Beispiel Comedian Eckhardt von Hirschhausen, der nach einem Vortrag an der Uni Witten etwas Ordentliches zu Essen brauchte. „Der hat Reibeplätzchen bestellt, stellen Sie sich das mal vor! Wir haben ihm dann zu Pommes geraten“, erinnert sich Detlev Berkenberg (62), der im Jahr 2004 die Bude von seinem Vater Eddi übernommen hat.
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Kurz nach der Eröffnung in den 1970er Jahren hat sich die Pommesbude zur inoffiziellen Thyssenkantine entwickelt. Margret erinnert sich, dass ihr Bruder sogar morgens um 9 Uhr die Bude geöffnet hat. Dann ging die erste Schicht mit knurrendem Magen in die Pause und Eddi war zur Stelle. Heute gibt es Thyssen nicht mehr, aber die Kunden sind geblieben. „In unserer Firma ist Freitag immer Schnitzeltag“, verrät Carsten Schäfer. „Wir arbeiten alle drüben bei TTC“, erklärt Schäfer und zeigt auf einen roten Backsteinbau gegenüber der Bude. Ihre Mittagspause ist schon lange vorbei, sie sind am Nachmittag extra gekommen, um Margret zu gratulieren. Die Kultbude ist und bleibt Dreh- und Angelpunkt des öffentlichen Lebens in Annen. „Hier trifft man Leute, die man schon 30 oder 40 Jahre kennt“, so Stammkunde Ulrich Wilker.
Mögliche Neuerung: ein Vordach
Auch wenn Margret künftig nicht mehr an der Theke steht, die Kultbude bleibt in der Familie. Detlev Berkenbergs Sohn Benedikt (33) wird den Familienbetrieb in dritter Generation weiterführen. Ändern will er wenig: „Das Einzige, worüber man nachdenken könnte, wäre ein Vordach, damit die Kunden nicht im Regen stehen.“
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Während im Internet im gefühlten Wochentakt ein neuer Essenstrend beworben wird, hat sich die Karte von Eddi’s kaum verändert. Dabei stammen die Rezepte für Frikadelle, Schaschlik und Co. noch von Margrets Großmutter. Wie auch so manche Handgriffe. „Margret erklärte mir immer, wie ich das Schaschlik vom Spieß ziehen soll. Ich mache das eben etwas anders als sie“, sagt Benedikt Berkenberg über seine Tante. „Aber wir haben uns immer gut ergänzt.“
Margret Beyga selbst würde am liebsten noch weiterarbeiten. Kürzlich wurde die 86-Jährige am Herzen operiert. Die Folgen der dazugehörigen Anästhesie machen ihr immer noch zu schaffen. Trotzdem: Die Rente reizt sie überhaupt nicht: „Ich hatte immer so nette Kunden, die werde ich wirklich vermissen. Außerdem ist es auch nichts, wenn man nur zuhause sitzt und die Möbel anguckt.“
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