Essen. Industriekulisse, Kirche, Bahnhof: NRW bietet ganz ausgefallene Konzertlocations. Hier gibt's die Übersicht über besondere Veranstaltungsorte.
- Neben bekannten Veranstaltungshallen gibt es in NRW ganz besondere Konzertlocations
- Ob Industriekulisse, Wohnzimmer oder Kirche: Hier kommen alle Musikfans in NRW auf ihre Kosten
- Hier gibt's die Übersicht über neun außergewöhnliche Musiktempel - und was es dort zu entdecken gibt
Universelle Sprache. Unergründliche Mystik. "Organisierter Klang", wenn man es denn akademisch betrachten möchte. Der Musik auf den Grund zu gehen, ist beinahe unmöglich, sie zu genießen ganz einfach. Am schönsten ist sie natürlich live, im Marketing-Sprech ist dann von "Musik erleben" die Rede. Zu diesem Erlebnis gehört selbstredend auch der richtige Konzertort, davon gibt es in Nordrhein-Westfalen eine ganze Menge. Ehrwürdige Konzerthallen, akustisch perfektionierte Säle, Musikclubs mit Legendenstatus. So bekannt, so unspektakulär.
Aber es gibt sie auch in NRW, die außergewöhnlichen Konzertlocations, die die Musik in ihrem Innern in einen spektakulären Mantel hüllen. Oder einen industriekulturellen. Oder einen sakralen. Wir haben neun außergewöhnliche Konzertlocations in NRW zusammengetragen.
Mit einem Klick auf die Links geht es zur jeweiligen Konzertlocation in NRW:
- Landschaftspark Duisburg-Nord
- Club Bahnhof Ehrenfeld in Köln
- Tonhallenufer in Düsseldorf
- Ebertbad in Oberhausen
- Living Room Concerts in Köln
- Christuskirche Bochum
- Kulturraum Odonien in Köln
- Bagno Konzertgalerie Steinfurt
- Domicil in Dortmund
Konzertlocations in NRW: Die Gebläsehalle in Duisburg
Ein Geheimtipp ist der Landschaftspark Duisburg-Nord sicher nicht mehr. Ein Leuchtturm für gelungen Strukturwandel ist er immer noch. In Duisburg-Meiderich, wo früher Stahl produziert wurde, gibt es seit Jahren Musik jeder Couleur, nicht nur beim deutschlandweit bekannten Traumzeit-Festival. Zwischen Hochöfen, in alten Gießhallen, unter archaischen Stahlgerippen gibt es viele spektakuläre Spielorte, doch einer sticht heraus: die Gebläsehalle.
In ihrem Saal sitzen die 500 Zuhörer zwischen nackten Betonwänden; Kränen, Ketten, Treppen und die Turbinen erinnern an ein vergangenes Leben als Dampfgebläsehaus. Geblasen wird heute wieder, genauso gestrichen und gezupft. Die Akzente gastieren hier regelmäßig, die Macher der Ruhrtriennale bringen außergewöhnliche Musik auf die Industriebühne. Das ganze Programm gibt es auf der Seite des Landschaftsparks.
Locations in NRW: Kölns Club Bahnhof Ehrenfeld
Der Stadtteil Ehrenfeld ist so etwas wie das Montmatre Kölns. Künstlerviertel, Sammelbecken suchender, manchmal schon verlorener, Seelen. Und wo getriebene Geister aufeinandertreffen, entsteht oft große Kultur. In Ehrenfeld steht kein Spielort so sehr für diese Energie wie der Club Bahnhof Ehrenfeld. Die Musik hat sich dort in den Untergrund verkrochen, aber mit Absicht, unter drei Brückenbögen direkt unter den Gleisen des S-Bahnhofs Ehrenfeld. Im wahrsten Wortsinne Gewölbe, verdichten die halbrunden Decken Künstler, Publikum und Atmosphäre im unwirklichen LED-Zwielicht.
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Programmatisch steht der Club seinem Erscheinungsbild aber auch nicht nach. Jazz und Hip-Hop, Reggae, House - alles dabei. Robert Glasper war schon da, Ghostface Killah, Talib Kweli, aber auch Wanda. Und vor allem: Viele unbekannte Künstler, deren Namen nach einem Konzert unter den Gleisen sicher im Kopf kleben bleiben. Die Namen zum Beispiel, die demnächst auf dem Spielplan des Clubs Bahnhof Ehrenfeld stehen.
Stadtklang am Stadtstrand in NRW: Düsseldorfer Tonhallenufer
Düsseldorf liegt nicht am Meer. Einen Strand hat die Landeshauptstadt trotzdem. Also fast, Sand gibt es keinen, Palmen höchstens in Blumentöpfen. Am Tonhallenufer, im Schatten der Oberkasseler Brücke, gastiert im Sommer stets die Konzertreihe "Stadtklang". Bei Bier und Handbrot aus hippen Foodtrucks gibt es live den passenden Sommersoundtrack, Surf-Rock, Country, Reggae, gar elektronische Harfenmusik aus Spanien. Der Eintritt ist frei, der malerische Blick auf den Rhein auch. Das ganze Programm gibt es auf der Internetseite des Stadtstrands Düsseldorf.
Konzertlocations in NRW: Musik unter Wasser
Das Ebertbad in Oberhausen macht aus seinem früheren Leben keinen Hehl: Es war mal ein Schwimmbad. Das Publikum sitzt heute auf dem Grund des Beckens, das Wasser haben die Ebertbad-Macher dankenswerter abgelassen. Was bleibt, ist ein Spielort von außerordentlicher Vielfalt, mit minimalistischer Neo-Klassik, Cover-Pop mit den Ruhrpott-Legenden von Trionova, sogar mit dem amerikanischen Pianisten Gerald Clayton. Mittlerweile hat das Ebertbad sogar seine eigene Währung: Die Badmark, einlösbar beim flotten Barpersonal am Beckengrund. Das aktuelle Programm gibt es immer auf der Website des Ebertbads.
Kleine Bühne, große Kunst: Living Room Concerts in Köln
Wer in Köln eine Karte für die "Living Room Concerts Cologne" ersteht, kauft die Katze im Sack. Oder eben im Wohnzimmer. Die Künstler, die stets in wechselnden, privaten Wohnzimmern, spielen, bleiben bis kurz vor dem Konzert ein Geheimnis, die Adresse auch, nur der Stadtteil steht schon vorher fest. Außergewöhnlich sind die Konzertlocations also auf jeden Fall, und auch noch jedes Mal anders. Den Ticketpreis kann jeder Hörer selbst bestimmen, zumindest im Spielraum zwischen 10 und 20 Euro, alle Ticketeinnahmen gehen direkt an den Musiker.
Wer in Köln lebt, kann übrigens auch selbst Ausrichter werden: Dafür braucht er nur Platz für ungefähr 15 Gäste und die Musiker, zahlen muss er nichts, Getränke bringen die Gäste selber mit. Bemerkenswert wie die Konzertreihe selbst ist der Ursprung der Idee. Um Menschen mit Autismus einen geschützten, intimen Konzertort zu bieten, wurden kurzerhand Wohnzimmer zu Bühnen. Karten gibt es auf der Internetseite der Living Room Concerts Cologne.
Bochumer Christuskirche: Sakraler Raum, weltliche Musik
Keine Kulturkirche, sondern eine Kirche der Kulturen. Das schreibt sich die Christuskirche in Bochum auf die Fahnen, und meint damit, dass sie "keine Folklore, kein Multikultikitsch" sein will, sondern Kultur im Plural (Lesen Sie mehr). Der Stil soll die Teilnehmer, Publikum wie Künstler, formen, nicht umgekehrt.
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Entsprechend wird der altehrwürdige Kirchenraum gefüllt mit Musik aller Facetten, mit Frida Gold und Gospel, mit Kai Schumacher und Gregorianik, mit dem Chorwerk Ruhr und mit Jazz. So vielfältig geht es immer weiter, nachzulesen auf der Website der Christuskirche.
Außen Schrott, innen Qualität: Konzertlocations in NRW
Das ist gar kein Schrott. Also schon, aber nicht mehr. Jetzt sind die martialischen, röstlich-braunen Metallklötze Kunst, und bilden in Köln gemeinsam den Kulturraum Odonien, erschaffen von Künstler Odo Rumpf. Es ist eine besondere Lage, schräg gegenüber frönen die Menschen im Laufhaus "Pascha" anderen Lüsten.
Vielleicht versprüht das Odonien deshalb einen besonderen Geist, alles kann, nichts muss, gilt auch für die Musiker, die dort aufspielen. Dabei ist elektronische Tanzmusik, live natürlich, aber auch Musik aus dem Süden Afrikas. Ein wohliges Durcheinander, wie das Odonien selbst. Alle Konzerte gibt es im Internet.
Bagno Konzertgalerie in Steinfurt: Baulicher Prunk, musikalische Substanz
Anders als viele andere Spielorte auf dieser Liste wurde die Bagno Konzertgalerie in Steinfurt tatsächlich als Ort der Musik gebaut. Sogar schon um 1774, damit ist sie der älteste freistehende Konzertsaal auf dem europäischen Kontinent. Der neoklassizistische Raum wirkt wie ein kleiner Bruder des Versailler Spiegelsaals, nicht ganz so pompös, aber immer noch beeindruckend genug.
Und vor allem: würdige Kulisse für die Konzerte dort. Das Tokyo String Quartet war schon da, Daniel Hope auch, die Klassik spielt die erste Geige. Alle kommenden Konzerte finden auf dem Internetauftritt der Bagno Konzertgalerie.
Domicil Dortmund: Jazz wie in New York
Das Domicil in Dortmund ist für Jazzfans eine der wichtigsten Anlaufstellen in NRW. Auf der großen Bühne spielen große Stars, John Scofield kommt gerne vorbei, Dave Holland, Joshua Redman und Bill Frisell waren alle schon zu Gast. Wirklich außergewöhnlich ist aber der sogenannte "Club", gleich neben der Halle.
Gut 150 Personen passen rein und können in ganz intimer Atmosphäre den jungen, manchmal auch alten, Wilden lauschen. Die Bar gleich nebenan sorgt für das richtige Feeling, da wird aus Dortmund für einen kurzen Moment Manhattan, und aus dem Domicil das "Birdland". Wer demnächst zu Gast ist, steht auf der Website des Domicils.
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