Marathon-Wanderung: 42,2 Kilometern durch Bad Berleburgs Umgebung

Bad Berleburg. . Wenn Panoramablick auf Wisent trifft: Bei der Marathon-Wanderung geht es auf 42,2 Kilometern durch Bad Berleburgs Umgebung.

Acht Uhr morgens. Kalt und grau ist es, als ich mich wie viele andere Sportbegeisterte auf dem Weg zur 3. Begro Marathon-Wanderung mache. Dennoch: Die Stimmung auf dem Parkplatz, gegenüber vom Bad Berleburger Bahnhof, ist super. Lauter bunt gekleidete Menschen stehen dort in ihren Wanderschuhen und Rucksäcken, vollgepackt mit Wasser, Bananen und was sonst noch bei einer Marathon-Tour durch das Rothaargebirge nicht fehlen darf.

„Ich sehe schon, ihr seid alle bereit für die Höhenmeter“, sagt Frank Rother. Er ist gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Sandra Wiedemann der Organisator der Wanderung – und unsere Begleitung für die nächsten neun Stunden. Stunden, in denen wir zunächst motiviert die ersten Meter bis zum goldenen Ei hinauf gehen. Rund 40 Wanderer aus Berleburg, Siegen und Umgebung konnte er für die Tour begeistern.

Wanderung über Kühhude, Jagdhaus, Kapplersmüle zum Schloss Bad Berleburg

Fast 40 Teilnehmer nehmen an dem Wandermarathon mit Frank Rother und Sandra Wiedemann teil. © Ramona Richter

Von Berleburg aus geht es nach Kühhude über Jagdhaus, Kapplersmühle und Aue-Wingeshausen zurück zum Schloss Bad Berleburg. Die anfängliche Kälte ist bereits nach den ersten Kilometern wie weggeblasen. „Ich hatte erst die kurze Hose in den Händen, aber das Thermometer zeigte ein Grad an. Da habe ich lieber die lange angezogen“, sagt Barbette Utsch, während sie ihre dunkelblaue Wanderhose hochkrempelt. „Heute schaffe ich es noch bis zur kurzen“, scherzt sie. Es ist nicht ihr erster Wander-Marathon mit Frank Rother.

Wanderungen von Berleburg nach Siegen, Kräuterwanderung, Singlewanderung – er bietet die unterschiedlichsten Touren an. „Fernwanderwege werden derzeit immer beliebter. Und Marathon – mit dem Begriff kann jeder etwas anfangen“, sagt Rother. Und freut sich, dass auch diesmal wieder so zahlreiche Menschen mit dabei sind.

Wanderung: Super Stimmung trotz Schmerzen

Protokoll einer schmerzhaften Erfahrung

Es ist geschafft. Aber inzwischen merke ich jeden Knochen von der Hüfte bis zum großen Zeh. Und ich habe auf diesen 42 Kilometern viel über mich gelernt. Am Anfang war mir klar, dass ich es schaffen würde. Nur neun Kilometer vor dem Ziel war das aber gar nicht mehr so klar. Ein Protokoll des körperlichen Verfalls:

5. Kilometer: 5. KILOMETER Es läuft wie geschnitten Brot. Ich kenne die Strecke genau und freue mich, dass wir so schnell unterwegs sind. Im Schnitt fünf Kilometer pro Stunde und das bergauf Richtung Kühhude.

10. Kilometer: 10. KILOMETER Wir machen Rast auf dem Wanderparkplatz Kühhude. Ich fühle mich super und denke: Das Gröbste haben wir hinter uns, weil wir die Höhe genommen haben. Ab hier kann nichts mehr schiefgehen.

25. Kilometer: 25. KILOMETER Wahnsinn. Wir haben das Tempo noch einmal angezogen, schaffen jetzt 5,5 bis sechs Kilometer die Stunde. Und trotzdem bleibt die Gruppe zusammen. Sogar unser Senior mit 80 Jahren hält sauber mit. Nur bei mir macht das linke Knie Meldung.

Tortur ab Kilometer 30

30. Kilometer: 30. KILOMETER Aua. Jetzt ist es nicht nur das Knie. Auch mein seit einem Unfall vor 20 Jahren kaputter rechter Fuß ist nur noch ein schmerzhafter Klumpen. Hätte ich doch statt der schweren Wanderstiefel die leichten Halbschuhe angezogen!

33. Kilometer: 33. KILOMETER Der Asphalt in der Trufte gibt mir den Rest. Ich bin abgeschlagen hinten. Nur mit eisernem Willen kann ich den Reflex unterdrücken, mich hinzusetzen. Wenn mich doch jetzt einfach jemand mit dem Auto holen könnte. Zum Glück hat das Handy nur zwei Prozent Akku und keinen Empfang.

40. Kilometer:40. KILOMETER Ein Stück Waldweg. Es geht bergauf, aber dieser Untergrund ist wie ein Teppich. Ich kann nochmal Meter machen und freue mich wie Bolle, als ich oben auf dem Rothaarparkplatz ankomme.

41. Kilometer:41. KILOMETER Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich muss! Wieder Asphalt. Diesmal im Berlebach bergab. Jeder Schritt ist eine Tortur.

42. Kilometer: 42. KILOMETER Nur noch den Gehweg rauf und um die Ecke. Die letzten Reserven werden mobilisiert. Da ist das Ziel: Im Café „Anno Dazumal“ belohne ich mich mit Weizenbier und Kuchen als Kombi. Nur Aufstehen will ich jetzt nicht mehr. (lpd)

Eine von ihnen ist Xenia Richstein aus Aue. Die 26-Jährige macht in ihrer Freizeit viel Sport. Trampolin-Fitness, klettern, wandern – es gibt kaum eine Sportart, die sie nicht ausprobiert. „Die Strecke ist traumhaft schön. Aber so langsam merke ich meine Füße doch ziemlich“, sagt sie. Und damit ist sie nicht allein. „Meine Füße“, „meine Beine“ – es scheint, als würde sich bei allen Teilnehmern zumindest ein Körperteil bemerkbar machen. Dennoch bleibt die Stimmung auch bei Kilometer 30 noch ausgelassen – auch, wenn es deutlich ruhiger geworden ist. Aufgeben will so schnell niemand.

„Es haben nur wenige aufgehört, als sie merkten, dass es für sie nicht mehr geht“, sagt Frank Rother am Ende und wartet gespannt auf die letzten Wanderer und seine Lebensgefährtin, die uns immer wieder mit einem Lächeln motivierte, weiterzulaufen. Belohnt mit einem Panoramablick über bunte Wälder, dem Geruch von frisch gesägtem Holz und dem Gefühl, einen Marathon geschafft zu haben, kommen wir im Ziel an. Geschafft!

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