Essen. „Einspruch, Schatz!“: Die ARD startet am Freitag eine Anwaltsserie mit ChrisTine Urspruch, die vor allem aus dem „Tatort Münster“ bekannt ist.

„Tatort“-Fans kennen sie als Rechtsmedizinerin Silke Haller aka „Alberich“, benannt nach dem Zwerg aus Wagners „Rheingold“: Als kleinwüchsige Frau und Assistentin muss sie sich allerhand Frechheiten vom Männer-Duo Thiel und Boerne bieten lassen. Nun darf ChrisTine Urspruch, die über ihre Körpergröße selbst gerne Witze reißt, immerhin ein kräftiges Veto einlegen, wenn es ihr zu bunt wird: „Einspruch, Schatz!“ heißt die neue Anwalts-Reihe Freitags um 20.15 Uhr im Ersten, in der sie als Familienanwältin Eva Schatz in einer echten Hauptrolle zu sehen ist. Zum Auftakt gibt es zunächst einen „Fall von Liebe“, mit „Unter Vätern“ geht es kommenden Freitag an gleicher Stelle weiter.

Die Fälle sind gut recherchiert

Das klingt auf den ersten Blick nach einem weiblichen – und dem neuen Jahrtausend angepassten – Pendant zu „Liebling Kreuzberg“. Die verhandelten Fälle, bei denen Eva Schatz sich mit Herz und Schlagfertigkeit für ihre Mandanten einsetzt, sind jedenfalls vergleichbar außergewöhnlich (und dazu gut recherchiert): Gilt bei einer Scheidung ein Ehevertrag noch, wenn er unter Druck, also unter „sittenwidrigen Umständen“, entstand? Und wer hat größere Chancen, bei einer Stiefkindadoption das Sorgerecht für die Tochter zu bekommen, wenn die Mutter stirbt – die Großeltern, die lesbische Lebensgefährtin und zweite Mama, oder der Vater, der sich bis dahin bloß als Samenspender hervorgetan hatte, mit dem Kind aber nun einmal in erster Linie verwandt ist?

Nur will „Einspruch, Schatz!“ dann doch noch mehr erzählen, vor allem Privates: Mit Anfang 50 plagen die karrierebewusste Singlefrau Hitzewallungen und Scheidentrockenheit, weshalb sie sich in der nächsten Bar von Hanno Bertram (Wolfram Grandezka, bekannt aus „Rote Rosen“) abschleppen lässt. Der ist charmant, aber auch irgendwie undurchsichtig: Warum will er sich immer nur im Hotel mit ihr treffen? Dass auch er Anwalt ist, sogar der gegnerische, stellt sich bei der nächsten Gerichtsverhandlung heraus. Und noch später gesteht er ihr, dass er Witwer mit drei Kindern und diversen Teenager-Problemen ist. Auch das hat es schon einmal so ähnlich gegeben, wir erinnern uns, in den 1980er Jahren im ZDF, mit „Ich heirate eine Familie“.

Leipzig ist nicht Kreuzberg

Obwohl sich Torsten Lenkeit als Autor und Produzent viel von den Vorbildern abgeschaut hat, muss man doch sagen: Leipzig, wo die Reihe spielt, ist nicht Berlin. Und „In aller Freundschaft“ oder „Dr. Klein“, bei denen er über Jahre die Drehbücher verantwortete, nicht gleich anspruchsvolle Primetime. Weshalb es ärgerlich ist, dass die modernen Themen mit alten Rezepten – Sentiment, Schmalz und Schlüpfrigkeit – zugekleistert werden. Das nervt gerade zu Beginn, wo jeder Satz wie eine Pointe im schlechten Boulevardtheater wirkt.

Angenehm cool bleiben nur die Schauspieler der „Elterngeneration“: Kabarettist Jochen Busse als Evas Vater und Tatja Seibt als Hannos Mutter. Wer weiß, vielleicht kommen die beiden auch noch irgendwann zusammen. Zuzutrauen wäre es ARD Degeto jedenfalls, in deren Auftrag die Reihe für den Mehr-Genrationen-Sendeplatz „Endlich Freitag!“ entsteht.

Bewertung: Drei von fünf Punkten