Essen. „Der Mauretanier“ beruht auf dem „Guantanamo-Tagebuch“ von Mohamedou Ould Slahi, der 2010 freigesprochen, aber erst 2016 entlassen wurde.

Zwei Monate nach den Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 wird Mohamedou Ould Slahi (Tahar Rahim) bei einer Familienfeier in Mauretanien von zwei Polizeibeamten zum Verhör mitgenommen. Und bleibt spurlos verschwunden. Bis sein Name drei Jahre später in einem „Spiegel“-Bericht über den amerikanischen Militärstützpunkt Guantanamo auf Kuba auftaucht.

In dem berüchtigten Gefangenenlager wird Slahi, wie so viele andere Muslime, auf Anweisung der US-Regierung unter Präsident George W. Bush und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld festgehalten. Der Anruf eines Cousins über Osama Bin Ladens Satellitentelefon in Afghanistan hat ihn zu einem der Terrorverdächtigen gemacht, denen die USA in der ganzen Welt nachjagen. Dem „Mauretanier“ wird vorgeworfen, die Al-Qaida unterstützt und Attentäter für die 9/11-Anschläge rekrutiert zu haben. Eine offizielle Anklage oder gar ein Gerichtsverfahren hat es nie gegeben.

„Golden Globe“ für Jodie Foster als Anwältin Nancy Hollander

Gegen den Rat ihrer Kanzlei übernimmt die Menschenrechtsanwältin Nancy Hollander (Jodie Foster) den Fall „pro bono“ – nicht, um einen mutmaßlichen 9/11-Drahtzieher zu verteidigen. Im Gegensatz zu ihrer Mitarbeiterin Teri Duncan (Shailene Woodley) ist sie anfangs keineswegs von der Unschuld ihres Mandanten überzeugt. Doch Guantanamo liegt kaum zufällig außerhalb der Gerichtsbarkeit der Vereinigten Staaten; Hollander geht es zunächst um die Verteidigung des von Bush/Rumsfeld unterlaufenen Habeas-Corpus-Gesetzes, das jedem Festgenommenen eine zeitnahe gerichtliche Prüfung der Anschuldigungen garantiert. Doch Regierungsbehörden blockieren ihre Arbeit.

Ähnliche Erfahrungen macht ihr Kontrahent, Militärstaatsanwalt Oberstleutnant Stuart Couch (Benedict Cumberbatch). Der hat den klaren Auftrag, Slahi schnellstmöglich vor Gericht zu bringen; die US-Regierung erwartet nicht weniger als ein Todesurteil. Couch ist Feuer und Flamme, als Freund eines 9/11-Opfers möchte er unbedingt einen Schuldspruch erwirken. Dazu muss er aber gewissenhaft alle Vorwürfe prüfen und die Beweislage sichern. Doch zu seinem Erstaunen bekommt er – wie Hollander – keinen Zugang zu den angeblich belastenden Vernehmungsprotokollen. Als sich sein Verdacht erhärtet, dass Slahis sogenannte Geständnisse auf von Rumsfeld sanktionierten Foltermethoden beruhen und nichts mit der Wahrheit zu tun haben, stellt der Offizier seinen Auftrag in Frage und unterstützt Hollanders Bemühungen. Zwei juristische Gegenspieler sind vereint in ihrem Glauben an Rechtsstaatlichkeit.

Der packende Polit-Thriller „Der Mauretanier“ (ARD, 22.50 Uhr) von Oscar-Preisträger Kevin Macdonald beruht auf dem (in den USA zensierten) „Guantanamo-Tagebuch“ von Mohamedou Ould Slahi, der zwar im Jahre 2010 freigesprochen, aber nach einer Berufung der Obama-Regierung erst sechs Jahre später tatsächlich aus Guantanamo entlassen wurde.

Jodie Foster erhielt für ihre Rolle der realen Nancy Hollander einen Golden Globe – eine Auszeichnung, für die der Franzose Tahar Rahim in der Titelrolle zumindest nominiert wurde.

Bewertung: fünf von fünf Sternen