Hagen. Er gehört zu dem meistgelesenen Autoren im Land - Eifelkrimi-Autor Jacques Berndorf im Gespräch über die Neuauflage von zwei Romanen aus der Vor-Eifel-Zeit, die Verlogenheit in deutschen Familien und neue Bücherpläne mit seinem Romanhelden Siggi Baumeister.

Längst gehört Jacques Berndorf nicht nur zu den meistgelesenen, sondern auch zu den beliebtesten Autoren im Land. Jetzt sind zwei Romane aus Berndorfs Vor-Eifelkrimi-Zeit neu aufgelegt worden. Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt der Schriftsteller, warum ihn das Interesse an diesen Werken überrascht und berichtet von weiteren Buch-Plänen.

„Der Monat vor dem Mord” (KBV-Verlag) und „Der Kurier” (Grafit-Verlag) sind die Titel der Neuauflagen, die Berndorf in den Jahren 1972 und 1996 schrieb - unter seinem richtigen Namen Michael Preute. „Ich bin ja auf diese Erscheinungen nicht groß eingestiegen, habe niemandem gesagt, er soll das drucken, da sind meine Verleger von alleine drauf gestoßen”, schildert der 72-Jährige, wie verblüfft er über die große Resonanz auf die alten Neulinge ist.

Die Verlogenheit in deutschen Familien

Der deutsche Kriminalautor Jacques Berndorf (Pseudonym des Journalisten Michael Preute). (c) ddp
Der deutsche Kriminalautor Jacques Berndorf (Pseudonym des Journalisten Michael Preute). (c) ddp © ddp ddp

„Der Monat vor dem Mord” ist als Fortsetzungsroman im Stern erschienen. Das ist nun mehr als 30 Jahre her. „Im Nachlesen für mich selbst habe ich festgestellt, dass ich unglaublich wütend gewesen sein muss, als ich dieses Buch geschrieben habe. Es macht mich richtig aggressiv, wenn ich das heute lese, diese Verlogenheit in deutschen Familien. Dieser Horstmann ist schon eine widerliche Figur.”

Wenn ein Autor solches über seine Geschöpfe sagt, lohnt sich das Nachhaken. Die Verwerfungen der bürgerlichen Gesellschaft haben Berndorf schon immer auf den Nägeln gebrannt und ziehen sich als Motiv bis in die Gegenwart durch die Eifelkrimis. Dr. Horstmann aus „Der Monat vor dem Mord” hat viel: ein abbezahltes Haus, einen einträglichen Job als Chemiker, zwei Kinder, eine Frau. Doch das alles ödet ihn an, der Frau hat er nichts mehr zu sagen, die Kinder versteht er nicht. Horstmann will Geld, viel Geld für einen Neuanfang, in dem willige Mädchen und eine Spielbank vorkommen. Er ist bereit, für dieses Ziel zu töten.

Ein harter, böser Agentenroman

„Der Kurier” ist dagegen stilistisch als Vorläufer von Berndorfs Spionage-Thrillern zu betrachten wie „Ein guter Mann” und „Bruderdienst” um den BND-Agenten Karl Müller. Der Journalist Jobst Grau wird vom amerikanischen Geheimdienst auf die Fährte eines verschwundenen Drogen-Kuriers geschickt. Bis Jobst Grau herausgefunden hat, wer in dieser schmutzigen Geschichte wirklich die Fäden zieht, muss viel Blut fließen: ein harter, böser Agentenroman.

„Bei meinem Publikum gibt es Verwunderung, dass damals solche Romane geschrieben wurden, das ist den meisten nicht bekannt”, schildert Berndorf die Reaktionen. Tatsächlich war 1972 Deutschland ein Entwicklungsland des Krimis, der als minderwertige Form von Literatur galt. Berndorf selbst hat sehr viel dazu beigetragen, dass Krimis heute nicht nur beliebt sind, sondern auch respektiert werden: ein Genre, das sich aktuellen gesellschaftlichen Erscheinungen direkt und kritisch nähern kann.

Neuauflagen alter Werke erwecken manchmal den Eindruck literarischer Resteverwertung. Davon kann bei Berndorf keine Rede sein. Denn der Autor ist so aktiv wie je. Im Herbst erscheint eine neue Folge um den Agenten Karl Müller im Heyne-Verlag: „Die Recherchearbeit war sehr interessant. Ich hatte meinen Verbindungsleuten beim BND den Plot geschickt, und die sagten kurioserweise, was ich schildere ist der Albtraum, ein Täter, der völlig allein arbeitet, der sich völlig alleine finanziert.”

Geld spielt in der Provinz eine große Rolle

Jacques Berndorf. (c) imago
Jacques Berndorf. (c) imago

Aber auch die Eifel kommt kriminalistisch nicht zu kurz. Berndorf bereitet ein neues Abenteuer für Siggi Baumeister vor, geplanter Erscheinungstermin ist das nächste Frühjahr: „Es gibt derzeit ein Riesentohuwabohu um den Nürburgring. Da sollen 275 Millionen Euro verbuddelt werden. Es ist ein ideales Thema, wenn in der armen Eifel plötzlich Geld in rauen Mengen auftritt. Geld spielt in der Provinz eine große Rolle.”

Leser haben Berndorf versichert, „Der Monat vor dem Mord” sei so aktuell, dass er heute hätte geschrieben sein können. „Aber nicht von mir”, sagt Berndorf lachend, „Heute ist meine Einstellung zu vielen Problemen in der Gesellschaft eine andere. Ich bin sanfter geworden.”