Soest. Kein Umzug, keine Sitzung, keine Bützchen, kein Schunkeln: Wer mit Karneval nichts anfangen kann, für den gibt es ein Sehnsuchtsziel in NRW.

  • Mit einer ungewöhnlichen Marketingaktion wirbt die Stadt Soest um Karnevalsmuffel aus dem Rheinland.
  • Nicht nur aufgrund der mittelalterlichen Soester Fehde steht die westfälische Hansestadt mit dem Brauch auf Kriegsfuß.
  • Obwohl im übrigen Umland gefeiert wird, verweigert sich die Stadt jeglichem närrischen Brauchtum seit Jahrhunderten.

Das Stadtmarketing bezeichnet es selbst als „Friedensangebot für Karnevalsmuffel“: In Wahrheit ist Soest aber vor allem die wohl narrenfreiste Zone in ganz Nordrhein-Westfalen. Und will nun vor allem Rheinländer anlocken, die vor der fünften Jahreszeit Reißaus nehmen wollen. Denn während die westfälische Hansestadt zur Allerheiligenkirmes seit Jahrhunderten ihre Partytauglichkeit beweist, verweigert sie sich der fünften Jahreszeit komplett: So gibt es weder Sitzungskarneval noch einen Umzug oder große Partys. „Es ist herrlich ruhig, in den urigen Gaststätten und Kneipen findet man mühelos einen Platz und die historische Stadtmauer lädt zu winterlichen Spaziergängen ein“, wirbt die Stadt.

Die Städte Köln und Soest ticken schon seit Jahrhunderten unterschiedlich: So formulierten die Soester schon 1444 einen recht unfreundlichen Fehde-Brief, in dem sie alles, was kölsch ist, zum Feind erklärten. Das lag vor allem an der Belagerung durch die Kölner, die Soest auf Befehl des Erzbischofs Dietrich von Moers einnehmen wollten. „Als nachträgliches kleines Friedensangebot lädt Soest karnevalsmuffelige Rheinländer dazu ein, einen ruhigen Zufluchtsort zu finden“, heißt es in der Einladung der Stadt.

Reformationsbewegung prägte Stadtgeschichte und sorgte für viele Karnevalsmuffel

Die „karnevalistische Feierschwäche“ der Soesterinnen und Soester hängt damit zusammen, dass die Stadtgeschichte nicht nur durch die Soester Fehde, sondern auch durch die Reformationsbewegung geprägt wurde. Nach Angaben der Stadt wüssten das immer mehr ruhesuchende Rheinländer zu schätzen.

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Erstmalig bietet die Soester Tourist-Information in diesem Jahr am Rosenmontag, 3. März 2025, pünktlich um 11.11 Uhr eine Alternative zu den großen Karnevals-Umzügen. Bei einer „Stadtführung für Karnevalsmuffel“ erfahren Besucherinnen und Besucher mehr über die historisch begründete Karnevalsmüdigkeit der Stadt Soest.

Tickets für die anderthalbstündige Führung kosten acht Euro. Sie kann gebucht werden unter 02921 1036101 oder auf www.so-ist-soest.de.