Essen. Sie heißen She‘s Got Balls, Ramonas oder Twisted Sisters: Immer mehr Rock-Tributebands sind weiblich. Viele von ihnen kommen nach NRW.

Im Supermarkt hat man oft die Wahl zwischen dem originalen Markenprodukt und der günstigeren Discounter-Variante. Im Showbusiness gibt‘s dafür Coverbands und Tributeshows, die die Hits der Stars für kleine(re)s Geld spielen. Der Markt boomt seit Jahren, und Imitatoren wie The Australian Pink Floyd füllen selber bereits Arenen. Tatsächlich soll der Boom der Tribute Acts von „Down Under“ aus die Welt erobert haben – weil vielen Stars der Weg bis dorthin einfach zu weit war. Als eine der ersten Coverbands gelten The Buggs, die schon Mitte der 1960er in England die Songs der Beatles nachspielten. Ihnen folgten später etwa die Bootleg Beatles oder der ABBA-Tribute Björn Again. Auch in der Hard-und-Heavy-Szene tummeln sich seit Langem zahlreiche Kopisten: Tim Owens, Sänger der Judas-Priest-Coverband British Steel, wurde 1996 sogar zum Frontmann des Originals befördert, als Rob Halford eine Auszeit nahm.

In der seit jeher männerdominierten Hardrock-Welt schlüpfen immer häufiger auch Musikerinnen in die Rollen prominenter Rock-Idole – diese female oder all-girl tribute Acts geben sich dabei gleich an ihrem Namen zu erkennen, etwa die kalifornischen Iron Maidens oder Judas Priestess aus New York. Die Songs von KISS wiederum spielen Bands wie Kiss Me, Priss oder Slutter. Sogar von der (vermeintlich) männlichsten Band der Welt, Manowar, gibt es eine weibliche Coverband: Womenowar – allerdings mussten die Gründerinnen Gemma und Amie auch auf männliche Mitmusiker zurückgreifen (,die dafür aber Lippenstift auflegen). Auch in der Region kann man 2025 weibliche Hardrock-Tributes live erleben – wir haben eine Auswahl für Sie:

Hell‘s Belles play AC/DC

„Hell‘s Bells“, der AC/DC-Klassiker vom Rekord-Album „Back in Black“, stand Pate für Deutschlands erste weibliche AC/DC-Tribute Band: Als Hell‘s Belles, zu Deutsch: „die Schönen aus der Hölle“ rocken sie bereits seit 2002 auf den Spuren von Angus & Co. Gegründet wurde die fünfköpfige Band von Schlagzeugerin Steffi, den rauhen Gesang liefern Vokalistin Biggi oder Gastsängerin Lydia. Inzwischen hat die Band auch eigene Songs, tourt aber regelmäßig mit ihrem AC/DC-Programm – auch in Wacken standen die Hell‘s Belles bereits auf der Bühne.

  • 11.4.25 Solingen (Club Cobra). Karten für 26 € gibt‘s hier.
Hells Belles
Die Hell‘s Belles spielen AC/DC-Hits im April 2025 in Solingen. © HO | Grapemusic

Twisted Sisters

1973 in New York gegründet, fanden Twisted Sister drei Jahre später mit Dee Snider ihren Sänger, der zum Gesicht der Band werden sollte. 2016 löste sich die Band zum zweiten Mal und (bislang) endgültig auf. Einen Chart-Hit hatten die Glam-Metal-Pioniere nie ein Deutschland, mit „I Wanna Rock“ und „We‘re Not Gonna Take it“ schufen sie gleichwohl Genre-Hymnen. Letzteren Song kennt mancher vielleicht auch von der erfolgreichen Version der Donots. Allzu viele Coverbands von Twisted Sister sind nicht bekannt, in England servieren etwa Twisted System eine Hommage – und aus den Niederlande stammt der All-Girl-Tribute mit dem quasi zwingenden Namen The Twisted Sisters. Auch in Deutschland treten Sängerin Nikki D, Gitarristin GuitarLin, Bassistin T-Jay und Schlagzeugerin Miss Maggie regelmäßig auf – im Frühsommer wieder in Düsseldorf

  • 8.6.25, 17 Uhr, Düsseldorf (Pitcher). Karten für ca. 23 € gibt‘s hier.

She‘s Got Balls

Die zweite weibliche AC/DC-Version aus Deutschland hat die Namensfrage ebenfalls kreativ gelöst und sich an den berüchtigten Schmuddelsong „Big Balls“ von AC/DC (vom Album „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“) angelehnt. Den Part von Bon Scott bzw. Brian Johnson übernimmt Sängerin Iris, die vom Deutschen Rock- und Pop-Musikerverband 2013 zur „Besten Deutschen Metalsängerin“ gekürt wurde. Angus Young‘s Hardrock-Licks werden bei She‘s Got Balls von Gitarristin Lady Catman reproduziert.

  • 28.6.25 „Oberhausen rockt“-Festival, Sport- und Freizeitanlage, Lindnerstraße 2, Oberhausen. Vorverkauf noch nicht gestartet.
  • 16.8.2025, 19 Uhr, Wermelskirchen (Haus Eifgen). Karten für ca. 33 € gibt‘s hier.
Im Sommer 2025 unter anderem live in Oberhausen: AC7DC-Tribute She‘s got Balls.
Im Sommer 2025 unter anderem live in Oberhausen: AC7DC-Tribute She‘s got Balls. © Handout | Erik Bohnenstengel

Strange Kind of Women

Hardrock-Kenner wissen sofort, welcher legendären Formation sich die Tributeband „Strange Kind of Women“ angenommen hat: Deep Purple gelang mit „Strange Kind of Woman“ 1971 sogar ein Top-Ten-Hit in Deutschland, die italienischen Musikerinnen um Gitarristin und Bandchefin Eliana Cargnelutti aus Udine wählten kurzerhand die Pluralform als Namen und feierten 2019 ihr Debüt im Tribute-Geschäft. Den Ritterschlag gab‘s gleich von Deep-Purple-Drummer Ian Paice, der nach einem gemeinsamen Auftritt voll des Lobes war. In ihrem Zwei-Stunden-Set spielt die Band neben Klassikern wie „Child In Time“, „Smoke On The Water“ und „Highway Star“ auch Songs aus späteren Phasen, etwa „Lay Down Stay Down“ oder „Burn“.

  • 12.4.25, 20 Uhr, Haltern am See (Aula im Schulzentrum). Karten für ca. 44 € hier.
  • 24.5.25, 20 Uhr, Rheine (Stadthalle). Karten für ca. 32 € hier.
  • 5.9.25, 20 Uhr, Bochum (Christuskirche). Karten für ca. 42 € hier.

Ramonas

„Sweet sweet little Ramona“, sangen die Ramones 1977 auf ihrem Album-Klassiker „Rocket to Russia“. Die Namenswahl war daher nicht schwer, als sich 2004 vier Engländerinnen entschlossen, die Songs der US-Punkrock-Pioniere zu spielen. Gut 20 Jahre später dürften die Ramonas dank unermüdlichen Tourens Europas bekanntester Ramones-Tribute sein. Seit 2016 schreibt die Band auch eigene, Songs, von denen Sie einzelne auch live spielt, und hat das Album „First World Problems“ veröffentlicht. Ihr Auftritt bei der Bootstour des Monheimer Clubs Sojus 7 ist bereits ausverkauft, aber im Laufe des Jahres könnten durchaus noch weitere Konzerte in NRW terminiert werden. Info: www.ramonas.co.uk

  • 2.4. Coesfeld (Pampa). Karten für ca. 11 € hier.

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