Köln. Das Musical „Moulin Rouge“ feiert 2. Geburtstag. Zum Jubiläum steigt Let‘s Dance-Star Massimo Sinató ein - kann der Mann auch singen?

Was macht dieser Mann? Taucht ab ins Rotlicht. Singt aufrührerische Lieder und frönt dem Laster Alkohol. Vor aller Augen wohlgemerkt. Mit leicht bekleideten Damen um ihn herum. Also bitte! Hat Massimo Sinató das nötig? Hat er nicht, macht er aber trotzdem. Weil er es aufregend findet und „spannend“. Vom 6. November an tauscht der 43-Jährige das Tanzparkett gegen den Bühnenboden und spielt im Erfolgsmusical „Moulin Rouge“ mit. Ein Besuch bei den Proben in Köln.

Ein argentinischer Bohemien in Paris

Der Musical-Dome am frühen Nachmittag. Hell erleuchtet ist die sonst in Rot getauchte Bühne im großen Saal. Eine kleine Staffelei mit zwei Bildern und ein Tisch samt Stühlen stehen darauf. Unten greift eine Korrepetitorin in die Tasten ihres Klaviers, oben singen zwei Männer zur Melodie von Reinhard Meys „Über den Wolken“ einen anderen Text.

Der Neue probt. Schwarze Stiefeletten und eine Nadelstreifenhose, die von Hosenträgern gehalten wird, trägt Sinató. Und – erwartungsgemäß - ein schwarzes Hemd, das bis kurz vor dem Bauchnabel aufgeknöpft. Wenig später kehrt er für Fotos im Bühnenkostüm zurück. Hut, Bolero-Jacke und dunkle Lederhose. „Von Lenny Kravitz ausgeliehen“, scherzt er.

Massimo Sinató bei den Proben für seine neue Rolle
Massimo Sinató bei den Proben für seine neue Rolle © HO | ATG Entertainment

„Santiago“ heißt seine Figur in der Show und ist laut Drehbuch ein argentinischer Bohemien im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Ein Lebemann in ständiger Geldnot, Kumpel von Toulouse-Lautrec und leidenschaftlicher Tangotänzer. Außerdem „passionierter Hut und Bartträger“, wie Sinató später im Interview erzählt. Beides kommt ihm entgegen. Insgesamt, findet er, sei der Santiago „ein tolle Rolle“. Sie passt zu mir“. So wie das Kostüm, das von der US-Produktion eingeflogen wurde. „Wir mussten kaum was ändern.“

Dennoch ist die neue Aufgabe eine Herausforderung. Klar, tanzen kann Massimo, Schauspiel- und Gesangsunterricht hat er auch schon mal gehabt, aber „alle drei Dinge in einem Stück zusammenzubringen, ist schon extrem“. Hier werde ich vom Tanzlehrer bei ‚Let’s Dance‘ zum Musicalschüler. Allerdings zu einem recht gelehrigen. „Massimo macht das gut“, lobt ihn Tobias Weis, Kölner Resident Director der Show. Liegt auch an den „Lehrern“ und dem Rest der Mannschaft, glaubt Sinató: „Alles Meister ihres Fachs.“

Massimo Sinató: Die Körpersprache ist wichtig

Trotzdem muss er erst einmal mit der Bühne zurechtkommen. Und mit ihren verschiebbaren Kulissen. „Ein Labyrinth“, nennt Sinató die Spielfläche. „Im Let’s Dance-Studio kenne ich jeden Millimeter. Hier nicht.“ Muss er aber bis zur Premiere am 6. November. „Denn ein Schritt zu weit nach links und du bist nicht mehr im Scheinwerferlicht.“ Und „anders“ spielen ist auch nötig. „Beim Musical muss man seine Körpersprache und die Gestik viel größer anlegen, um direkt von seinem Publikum verstanden zu werden“, hat er gelernt. Bleibt noch die Sprache. „Ich musste mir den spanischen Akzent von Santiago aneignen“, sagt der Tänzer. Hat geklappt. „Aber irgendwie erinnert mich das an den gestiefelten Kater von Antonio Banderas.“

Posen kann er: Massimo Sinató als argentinischer Promi-Tänzer
Posen kann er: Massimo Sinató als argentinischer Promi-Tänzer © HO | ATG Entertainment

Entstanden ist die Idee zu dem Musical-Gastspiel im vergangenen Jahr. „Ich war bei der Premiere zum einjährigen Jubiläum zu Gast bei ‚Moulin Rouge‘. Da gab es den ersten Kontakt. Später waren wir mit ‚Let’s Dance‘ zu Gast im Musical Dome. Da wurde es dann schon konkreter.“ Lange überreden musste man ihn nicht. „Ich war sofort Feuer und Flamme. Mich fasziniert es, in eine ganz neue Welt eintauchen zu können.“ Prominente Gaststars bei einem Musical sind übrigens in anderen Ländern nicht ungewöhnlich. Auch nicht bei „Moulin Rouge“. Am Broadway spielte Boy George, einst Sänger der Band Culture Club, in der Roten Mühle eine Zeit lang erfolgreich den Conférencier und Nachtclub-Besitzer Harold Zidler. Den Besucherzahlen hat das nicht geschadet.

Auch in Köln dürfte es Neugierige geben, die vor allem wegen Sinató kommen. Sie sind natürlich herzlich willkommen, eines aber stellt Massimo klar: „Ich bin in diesem Musical nur eines von vielen Zahnrädern.“ Natürlich freut er sich auf seine beiden Auftritte als Solo und als Duett. „Das sind einfach tolle Songs und Szenen. Aber hier geht es nicht darum, die anderen in Grund und Boden zu tanzen. Alles ist bei ‚Moulin Rouge‘ genau aufeinander abgestimmt, da tanzt man – im wahrsten Sinne des Wortes nicht aus der Reihe.“

Über eine Million Besucher waren bisher zu Gast im Moulin Rouge

16 Mal wird Sinató zu Santiago. Sein letzter Auftritt ist am 15. Dezember. „Moulin Rouge“ aber geht weiter, Ende offen. In den zwei Jahren, in denen das Musical in Deutschland läuft, gab es über 800 Vorstellungen, zu denen über eine Million Besucher strömten. Wie beliebt die Show nach dem gleichnamigen Film von Buz Luhrmann ist, zeigte sich unter anderem auch am ersten Tag der offenen Tür, Anfang September. Da reichte die Zahl der Fans über Hunderte von Metern bis weit in den Kölner Hauptbahnhof hinein.

Let‘s Dance“ nennt er „seine Heimat“. Massimo Sinató, hier mit Lili Paul-Roncalli.
Let‘s Dance“ nennt er „seine Heimat“. Massimo Sinató, hier mit Lili Paul-Roncalli. © RTL | RTL

Setzt der Erfolg der Show Sinató unter Druck? Er lächelt. „Bei der Premiere werde ich schon aufgeregt sein“, ahnt er, setzt aber auf seine Erfahrung aus 30 Jahren Profitanzen und über 15 Jahren Live-Fernsehen. „Ich habe gelernt, mich voll auf etwas zu fokussieren.“ Und wenn das Debüt gelingt, „werde ich mich schnell eingrooven“.

Rückkehr zu Let‘s Dance ist fest geplant

Trotzdem wird er zurückkehren zu „Let’s Dance“. Das sei nun mal sein Leben, sagt Sinató. Ob der Santiago ein einmaliger Ausflug ins Musical-Genre bleibt? Massimo zuckt mit den Schultern. „Weiß ich nicht. Ich bin jemand, der im Hier und Jetzt lebt.“ Was seine Traumrolle wäre, weiß er allerdings. „Ich würde gerne mal Dschafar spielen, den Dschinn aus Aladin.“ Ein Wunsch, der wohl nicht in Erfüllung geht, wie er selbst einräumt. „Dafür bin ich einfach zu schmächtig.“

Karten für Moulin Rouge gibt es ab 59,90 Euro unter www.moulin-rouge-musical.de im Internet. Auf dieser Seite ist auch zu sehen, bei welchen Vorstellungen Massimo Sinato in die Rolle des Santiago schlüpft.

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