München. Die Preise für die Konzerte von Adele waren gewaltig, doch jetzt gibt‘s die Chance, für 35 Euro zu reinzukommen. Wir zeigen, wie‘s geht.
In diesem Konzertsommer der Superlative mit Taylor Swift und Coldplay setzt Adele eigene Maßstäbe: Für zehn Konzerte (ab 2. August) kommt sie nach München, in eine Arena auf dem Messegelände, die für sie gebaut wurde – mit einem eigenen Adele-Erlebnispark. Zehn Shows für Menschen aus ganz Europa, mehr als 75.000 pro Abend, insgesamt eine Dreiviertelmillion, als wolle sie sagen: Wenn ich schon nicht auf Tour gehe, können die Fans gern zu mir kommen.
Tickets entweder teuer kaufen oder auf die „Lucky Dip“-Verlosung setzen
Es ist fast schon ironisch zu nennen, dass manche dennoch mutmaßen, es könne um Adeles Popularität nicht mehr ganz so exzellent bestellt sein. Das leiten sie daraus ab, dass bisher nicht alle Konzerte in München restlos ausverkauft sind. Der kurze Blick auf die Saalpläne zeigt: Es gibt auf den (hinteren) Rängen nur noch eine verschwindend kleine Zahl von Sitzplätzen – und dass es vor der Bühne noch immer Stehplätze gibt, könnte natürlich auch an den nicht ganz so günstigen Ticketpreisen liegen, die immerhin mit 330 bis 420 Euro zu Buche schlagen – wohlgemerkt keine VIP-Tickets, denn für die muss man regulär noch bis zu 1250 Euro zahlen. Doch für alle, die davon abgeschreckt waren: Gerade wurden sogenannte „Lucky Dip“ Tickets zum Preis von 35 Euro freigegeben. Der Haken: Man hat keine Platzwahl, sondern erfährt erst am Konzerttag, für welchen Platz man ein Ticket gekauft hat. Man kann also theoretisch einen Stehplatz vorn oder einen Sitzplatz in der letzten Reihe ergattern. Jeden Montag (ab 5. August wieder) wird über Ticketmaster ein Kontingent von „Lucky Dip“-Tickets freigeschaltet. In der ersten Runde waren die Tickets innerhalb weniger Minuten ausverkauft.
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Wenn man also die rund 750.000 Besucher zusammenrechnet, die sich diesmal voraussichtlich auf den Weg zu Adele machen, entspricht das grob gerechnet den mehr als 740.000 Besuchern, die 2016/17 zu den Konzerten ihrer damaligen Europatour kamen. Und das, ohne dass Adele München verlassen müsste, ohne dass sich Trucks und Tourbusse auf den Weg machen müssten, um ganz Europa zu bereisen – für die Veranstalter ein gewaltiger Vorteil in Hinsicht auf Logistik und Aufwand.
Auch andere waren schon in Las Vegas
Klar, es ist nun 13 Jahre her, dass Adele mit ihrem zweiten Album „21“ nicht nur den Status als internationaler Superstar erlangte, sondern auch noch einen aberwitzigen Rekord aufstellte: Das Album gilt als das weltweit meistverkaufte des 21. Jahrhunderts, es hielt sich über 11 Jahre lang in den Billboard-Top-100-Charts. Solch einen Erfolg kann man nicht mit jedem neuen Album erneut erreichen – zumal seitdem die Anzahl der verkauften physischen Tonträger radikal zurückgegangen ist. Immerhin: Vergleiche mit den Verkaufszahlen der Beatles werden bei Adele nicht selten herangezogen.
In anderer Hinsicht vergleicht man Adele nicht ganz zu Unrecht mit Elvis Presley: Nachdem Adele auf ihrer 120 Shows umfassenden Welttournee 2016 und 2017 erschöpft und mit Stimmproblemen die letzten zwei Konzerte im Wembley Stadium absagen musste, überlegte man sich ein neues Konzept. Seit November 2022 trat Adele fast an jedem Wochenende im Caesars Palace in Las Vegas auf, weit mehr als 100 Konzerte spielte sie dort, zwei pro Wochenende, ein sehr komfortables Arrangement. Zum Vergleich: Von Ende der 60er- bis Mitte der 70er-Jahre spielte der damals schon angeschlagene Elvis gut 800 Konzerte in der Glücksspielmetropole, was ihn leider weder von Alkohol noch von Tablettensucht abhielt, das Ende ist bekannt.
Ein Pint in Adeles Pub
Andere Künstler hingegen haben mit festen Residenzen gute Erfahrungen gemacht: Lady Gaga (ca. 100 Shows) und vor ihr Celine Dion (425 Shows) hatten ihre festen Spielorte in Las Vegas, Billy Joel spielte im New Yorker Madison Square Garden 150 Shows.
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Jedoch: Im Gegensatz zu Elvis, der damals seinen Zenit schon deutlich überschritten hatte, ist Adele ziemlich auf der Höhe. Und das, obwohl mit den München-Konzerten schon die vorzeitige Musealisierung begonnen hat: In der Adele-Erlebniswelt, ein bisschen wie Disneyland für Musikfans, soll man in die (ja noch gar nicht so lange zurückliegende) Vergangenheit der Künstlerin eintauchen können, nicht nur mit den Ausstellungsstücken, Fotos und anderen Dokumenten. Es gibt einen nachgebauten Pub, der aussieht wie „The Good Ship“ in Kilburn, wo Adele 2008 ihre ersten Konzerte gab, natürlich noch nicht als die Diva, als die sie sich heute stilisiert, sondern als leicht verruchte New-Soul-Sängerin mit Bierflasche und Zigarette. Im Pub gibt es Pint-Gläser mit Bier, während drumherum Cocktailbars und Weinlauben platziert sind. Wer böse ist, könnte das als Wink auf einen anderen Teil von Adeles Vergangenheit deuten, denn auch sie hatte mal Probleme mit dem Trinken.
Einen solchen Aufwand mit einer eigenen Arena könnte man in den kommenden Jahren öfter sehen, gerade bei besonders kostenintensiven Produktionen wie bei Taylor Swift oder Coldplay. Und man könnte sich denken, dass es sich auch für die Rolling Stones lohnen könnte, in ihrem Alter nicht mehr ganz so viel touren zu müssen.