Essen. Es gibt Horror à la „Arachnophobia“ und die Doku „Made in England“ über das Autorenduo Powell/Pressburger. Die Neustarts im Überblick.

„Sting“

Charlotte ist zwölf und nicht im Würgegriff der Pubertät; ihre Renitenz rührt daher, dass ihr Vater die Familie verließ und ihre Mutter (Penelope Mitchell) in Comiczeichner Ethan (Ryan Corr) einen neuen Freund fand, von dem sie unlängst ein Baby zur Welt brachte. Inmitten dieser angespannten Familienphase landet ein Steinchen aus dem Weltall in dem Mietshaus, wo Charlotte (feine Entdeckung: Alyla Browne) wohnt, dem ein kleines spinnenartiges Wesen entschlüpft. Charlotte nimmt sich des Tierchens an, päppelt es mit Kakerlaken und entdeckt einige erstaunliche Fähigkeiten an dem kleinen Gast, der schon bald nicht mehr klein und niedlich ist.

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Tierhorror folgt seit Jack Arnolds Urfilm „Tarantula“ (1955) den immergleichen Regeln und erreicht seine größte Wirkung, je weniger das Gruseltier ins Bild gerückt wird und je argloser seine Opfer in ihr schreckliches Schicksal laufen.

Auch die nun vorliegende Gruselstunde des Australiers Kiah Roache-Turner (u.a. die Zombie-Reihe „Wyrmwood“) funktioniert deshalb vor allem in der ersten Stunde richtig gut, wenn sich in desolater Backsteinarchitektur ein ziemlich fieses Krabbelwesen anschickt, Menschen als Nahrungsquelle und Brutstätte zu nutzen. Für Freunde von Horror und Ekel ergeben sich daraus ein paar effektive Momente. Das Finale im Keller hingegen ist leider nur eine Verneigung vor „Arachnophobia“.

Neu im Kino: Die Doku „Made in England: Die Filme von Powell und Pressburger“ erzählt von den beiden legendären Regisseuren.
Neu im Kino: Die Doku „Made in England: Die Filme von Powell und Pressburger“ erzählt von den beiden legendären Regisseuren. © Mubi | Mubi

„Made in England: Die Filme von Powell und Pressburger“

Das englische Kino brachte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Alfred Hitchcock („Die 39 Stufen“), David Lean („Oliver Twist“) und Carol Reed („Der dritte Mann“) herausragende Regiepersönlichkeiten hervor. Mindestens gleichwertig aber war die Arbeit von Michael Powell (1905-1990) und dem gebürtigen Ungarn Emeric Pressburger (1902-1988), die als Filmautorenteam mit ihrer eigenen Produktionsfirma The Archers zwischen 1941 und 1950 mit „Leben und Sterben des Colonel Blimp“, „Irrtum im Jenseits“, „Schwarze Narzisse“, „Die roten Schuhe“ und „Hoffmanns Erzählungen“ in erzählerischer und farbtechnischer Finesse zeitlos gültige Filmklassiker schufen.

Es ist keine Überraschung, dass Martin Scorsese die treibende Kraft hinter dieser filmbiografischen Widmung ist. Der Oscar-prämierte Regiestar des New Hollywood („Taxi Driver“, „Wie ein wilder Stier“) gilt als exzellenter Kenner und Chronist des englischsprachigen Kinos. Weil er aber in den 80er Jahren persönlich mit Michael Powell befreundet war, rückt Scorsese als Erzähler und Dozent selbst ins Bild, stellt immer wieder Bezüge zwischen der Arbeit seiner Vorbilder zur eigenen Biografie und seinen Filmen her.

Daraus ergibt sich eine ebenso anrührende wie inspirierende Note mit zwei (letztlich verzeihlichen) Mängeln – die nur knappe Würdigung des Kameramanns Jack Cardiff und Scorseses Unart, bei jedem Film das Ende zu erzählen. Als filmhistorischer Appetitanreger aber ist diese Dokumentation unbedingt zu empfehlen.