Essen. Neu im Kino: Die dänische Regisseurin Paprika Steen erzählt in ihrer Satire vom Mikrokosmos Schule und einer turbulenten Klassenfahrt.

Die 12-jährige Hannah hat es satt. Wieder eine neue Schule. Diesmal haben Vater Ulrik und Mutter Piv sich für ein elitäres Privatinstitut entschieden, das es mit dem stillen, in sich gekehrten Mädchen endlich richten soll. Wir sehen: ein Sekretariat, einen selbstverliebten Direktor mit Wokeness-Prinzipien und grauer Wuschelfrisur. Zwei ehrgeizige Eltern, auf Wort und Wirkung peinlich bedacht. Und mittendrin ein stoisches Kind, Hannah, die pure Resignation.

Es geht gut los, in Paprika Steens neuem Film „Von Vätern und Müttern“, der sein Thema im Titel trägt: Denn in der feinen Satire made in Dänemark spielen Hannah und die anderen Kinder lediglich eine Nebenrolle. Im Mittelpunkt stehen sie – Eltern wie Designerin Piv (Katrine Greis-Rosenthal) und Arzt Ulrik (Jacob Lohmann), die gnadenlos das Beste wollen.

„Von Vätern und Müttern“: Spät-Hippies und Alleskönner im Kino

Oder wie Julie (Amanda Collin) und Thorbjørn (Carsten Bjørnlund), sie ein Spät-Hippie mit rosa Raspelhaar, er ein cooler Kerl mit Kappe, beide smart, sehr beliebt. Wencke (Lise Baastrup) kann da nicht mithalten und fährt bei jedem Treffen selbstgebackenen Kuchen auf. Per (Rasmus Bjerg) mit den Gewichtsproblemen repariert alles, was kaputt ist – heimlich verschlingt er sechs Tafeln Schokolade.

„Von Vätern und Müttern“: Bei der Klassenfahrt geht es heiß her.
„Von Vätern und Müttern“: Bei der Klassenfahrt geht es heiß her. © mindjazz | ©Søren Kirkegaard

Und dann wäre da noch Lis (Merete Mærkedahl) mit ihrem Faible für Tierwohl, Achtsamkeit und vegane Küche, das Gewissen der Elternschaft. Gemeinsam bilden sie, so sagt es der Direktor, das „Rückgrat der Schule“. Was nichts daran ändert, dass bald schon Welten aufeinanderprallen.

Regie bei „Von Vätern und Müttern“ führt die Paprika Steen

Anfangs ein Elternabend, Premiere für Piv und Ulrik. Kaum sitzen alle im Klassenraum wird diskutiert. Das Elternfest (Debatte ums politisch fragwürdige Motto „China“), der schuleigene Schwimmclub (jahrelange Warteliste!), die Hüttentour („Der Höhepunkt des Schuljahres“) und überhaupt die Inklusion, die hier den armen Schüler Julian betrifft, der lieber allein ist, als Teil der Truppe.

Und erst die Klassenfahrt! Als die Kinder im Bett sind, starten Alkohol-Exzesse am Lagerfeuer. Während Julie Ulrik zum Joint-Rauchen überredet, amüsiert sich Wencke mit einem Geliebten im Wald. Und als ob das alles noch nicht genug wäre, erklingen dazu die Les Humphries Singers mit ihren Gute-Laune-Song „Mama Loo“, quasi in der Endlosschleife. So peinlich können Eltern sein.

„Von Vätern und Müttern“: Böse Blicke aus Dänemark auf den Mikrokosmos Schule

Und so sitzt das Grinsen im Gesicht. Dieser Film macht Spaß – dank böser Blicke in den Mikrokosmos Schule mit all dem Konkurrenzgehabe, der politischen Correctness, der Selbstgefällig- und Spießigkeit. Und auch wenn „Von Vätern und Müttern“ an dänische Erfolgsfilme wie „Das Fest“ am Ende nicht herankommt, überrascht er doch durch betörend-hinterhältige Bissigkeit. Ein bisschen „Frau Müller muss weg“, aber wilder – dazu ein Touch vom preisgekürten „Das Lehrerzimmer“. Und eine simple Erkenntnis. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Oder aber: Auch Mobbing will gelernt sein.