Mülheim. Das Mülheimer Kunstmuseum wird am Samstag, 25. Mai, nach sechsjähriger Sanierung wiedereröffnet – mit einem großen Fest von 11 bis 20.30 Uhr.

Kunst muss etwas Wildes haben. Sie solle irritieren, hinterfragen und provozieren, findet Dr. Stefanie Kreuzer, Leiterin des Mülheimer Kunstmuseums. „Im Herzen wild“ heißt daher die Ausstellung, mit der das Museum am Synagogenplatz nach sechsjähriger Sanierungspause wiedereröffnet wird (25. Mai bis 12. Januar 2025).

Das Herz sind die Sammlungen, die das Haus beherbergt. Also zeigt man die vielen Schätze, die man hat, präsentiert auf rund 1332 Quadratmetern 306 hochkarätige Werke in einer zwei-, eher dreigeteilten Schau. Gemälde, Grafiken, Skulpturen und Videokunst sind zu sehen. Exponate, die eine Zeitspanne von 150 Jahren abdecken. Sie reichen von Heinrich Zilles Zeichnungen aus dem Jahre 1874 über starke Zeugnisse des Expressionismus bis hin zu Arbeiten von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern wie Anys Reimann oder Johannes Gramm.

Es war ein langer Weg, der mit vielen Hiobsbotschaften gepflastert war. Immer wieder verzögerten sich die Bauarbeiten der Sanierung von Brandschutz, Klimatechnik, Videoaufzeichnungs- und Einbruchsmeldeanlage. „Eine technische Sanierung ist maximal unsexy. Alles sieht hinterher so aus wie vorher. Das Neue ist hinter Wänden oder unter den Böden verborgen“, sagt Stefanie Kreuzer und schmunzelt. Aber das stimmt nicht ganz. Schöne neue Holzfenster und Treppengeländer entdeckt man ebenso wie einen neuen Multifunktionsbereich im Erdgeschoss oder auch farbig gestaltete Wände in den Ausstellungsräumen.

Im Kunstmuseum in Mülheim sind ab 25. Mai auch zu sehen: drei Gemälde von Anys Reimann (Hintergrund) und eine Büste des Bildhauers Rudolf Belling. In einem Raum, der für Feminismus und Empowerment steht.
Im Kunstmuseum in Mülheim sind ab 25. Mai auch zu sehen: drei Gemälde von Anys Reimann (Hintergrund) und eine Büste des Bildhauers Rudolf Belling. In einem Raum, der für Feminismus und Empowerment steht. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

92 Firmen waren an Sanierung des Mülheimer Museums beteiligt

10,5 Millionen Euro habe die Stadt Mülheim in die Hand genommen, um das Museum zukunftstauglich zu machen, berichtet Kulturdezernentin Dr. Daniela Grobe. Ein Blick in die Aktenordner zeigt: Fast zehn Ämter und 92 ausführende Unternehmen waren an der Modernisierung in der Alten Post beteiligt. Das Kunstmuseum (gegründet 1909) sei schon immer im Herzen der Mülheimerinnen und Mülheimer gewesen und nun auch wieder ein Magnet für Auswärtige. „Kunst und Kultur sind nicht die Kirsche auf dem Sahnehäubchen, sondern sie sind essenziell, sie leisten einen wichtigen Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft“, meint Daniela Grobe und ergänzt: „Ein Museum ist ein Ort, der Sinne anspricht und Gedanken herausfordert.“

Das Kunstmuseum Mülheim präsentiert endlich wieder seine Schätze

Das ehemalige Hauptpostamt
Das ehemalige Hauptpostamt © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Das Foyer
Das Foyer © FUNKE Foto Services | Martin Möller
„Kühe unter Bäumen“ von Franz Marc (1910/11)
„Kühe unter Bäumen“ von Franz Marc (1910/11) © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Museumsleiterin Stefanie Kreuzer (m) mit ihrer Stellvertreterin Anja Bauer-Kersken (r.) und Kulturdezernentin Dr. Daniel Grobe
Museumsleiterin Stefanie Kreuzer (m) mit ihrer Stellvertreterin Anja Bauer-Kersken (r.) und Kulturdezernentin Dr. Daniel Grobe © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Wegweiser im Museum
Wegweiser im Museum © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Rundgang durch die aktuelle Ausstellung „Im Herzen wild“
Rundgang durch die aktuelle Ausstellung „Im Herzen wild“ © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Tryptichon „Die geistige Emigration“ von Arthur Kaufmann (entstanden 1939 - 1962).
Tryptichon „Die geistige Emigration“ von Arthur Kaufmann (entstanden 1939 - 1962). © FUNKE Foto Services | Martin Möller
„Frau Freundlich“ von Werner Gilles (r., 1921) und „Mumom“ von Paul Klee (1938).
„Frau Freundlich“ von Werner Gilles (r., 1921) und „Mumom“ von Paul Klee (1938). © FUNKE Foto Services | Martin Möller
.„Frau Freundlich“ von Werner Gilles (1921)
.„Frau Freundlich“ von Werner Gilles (1921) © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Museumsleiterin Stefanie Kreuzer führt Vertreter der Presse durch das Kunstmuseum.
Museumsleiterin Stefanie Kreuzer führt Vertreter der Presse durch das Kunstmuseum. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
„Infantin“ von Alexej von Jawlensky.
„Infantin“ von Alexej von Jawlensky. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Arbeiten von Heinrich Zille im Grafischen Kabinett.
Arbeiten von Heinrich Zille im Grafischen Kabinett. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Der Krieg in Radierungen von Heinrich Zille im Grafischen Kabinett.
Der Krieg in Radierungen von Heinrich Zille im Grafischen Kabinett. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Eine Installation mit Falllschirmen und Kartoffeln.
Eine Installation mit Falllschirmen und Kartoffeln. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Rund gang durch die Schau „Im Herzen wild“
Rund gang durch die Schau „Im Herzen wild“ © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Kunst von Andy Warhol (re.)
Kunst von Andy Warhol (re.) © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Stefanie Kreuzer mit einer Skulptur von Ilse Otten
Stefanie Kreuzer mit einer Skulptur von Ilse Otten © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Skulpturen von Ilse Otten.
Skulpturen von Ilse Otten. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Eine Büste des deutschen Bildhauers Gustav Belling.
Foto: Martin Möller /Funke Foto Services
Eine Büste des deutschen Bildhauers Gustav Belling. Foto: Martin Möller /Funke Foto Services © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Rundgang durch die Ausstellung in Mülheim.
Rundgang durch die Ausstellung in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
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© FUNKE Foto Services | Martin Möller
Ein Bild des Mülheimer Künstlers Matthias Meyer.
Ein Bild des Mülheimer Künstlers Matthias Meyer. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Arbeiten von Karl Schmidt-Rottluff.
Arbeiten von Karl Schmidt-Rottluff. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Arbeiten von Karl Schmidt-Rottluff.
Arbeiten von Karl Schmidt-Rottluff. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Im Obergeschoss ist eine Wand dem Künstler Joseph Beuys gewidmet.
Im Obergeschoss ist eine Wand dem Künstler Joseph Beuys gewidmet. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
„Trigger“ des Mülheimer Künstlers Peter Könitz (1971).
„Trigger“ des Mülheimer Künstlers Peter Könitz (1971). © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Museumsleiterin Stefanie Kreuzer (l.) und ihre Stellvertreterin Anja Bauer-Kersken vor der Installation „Ile de Goreé“ von Katrin Ströbel (2011).
Museumsleiterin Stefanie Kreuzer (l.) und ihre Stellvertreterin Anja Bauer-Kersken vor der Installation „Ile de Goreé“ von Katrin Ströbel (2011). © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Themenraum
Themenraum © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Eine Broschüre informiert.
Eine Broschüre informiert. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Die aus Italien stammende Kunsthistorikerin Francesca Facchini, seit Februar angestellt im Kunstmuseum, überwachte die Rückkehr der Kunstwerke ins Depot des Hauses.
Die aus Italien stammende Kunsthistorikerin Francesca Facchini, seit Februar angestellt im Kunstmuseum, überwachte die Rückkehr der Kunstwerke ins Depot des Hauses. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
Der neue Cafeteria-Bereich.
Der neue Cafeteria-Bereich. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
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Genau das tut die Ausstellung „Im Herzen wild“, indem sie erstmals Werke der Klassischen Moderne aus der städtischen Sammlung mit Arbeiten aus der Sammlung Ziegler in einen Dialog treten lässt. „Brücke - Bauhaus - Blauer Reiter“ ist dieser Teil der Schau überschrieben, er wurde von Dr. Michael Kuhlemann kuratiert. Fans des Mülheimer Museums finden einige Bilder wieder, die sie von früher kennen, zu entdecken gibt es aber auch „Diamanten“, die zuvor unsichtbar waren (d.h. im Magazin). Kuhlemann hat sechs Themenbereiche geschaffen, die zum vergleichenden Sehen einladen - darunter „Tiere“, „Landschaften“ oder „Figuren“. „Man kann wunderbare Korrespondenzen ausmachen zwischen Exponaten der beiden Sammlungen“, erklärt er. Franz Marc, August Macke und Emil Nolde sind ebenso vertreten wie Paul Klee oder Lyonel Feininger. „Es offenbart sich die enorme kreative Dynamik der Avantgarden zu Beginn des 20. Jahrhunderts“, so der Kunstexperte.

Arbeiten von Heinrich Zille sind im Grafikraum des Mülheimer Museums ausgestellt. Sie werden Zeichnungen von Théophile-Alexandre Steinlen gegenübergestellt.
Arbeiten von Heinrich Zille sind im Grafikraum des Mülheimer Museums ausgestellt. Sie werden Zeichnungen von Théophile-Alexandre Steinlen gegenübergestellt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auch Mülheimer Künstler sind bei Eröffnungsausstellung dabei

Einen kleinen Einblick in die große Grafikabteilung des Museums gibt die Schau im Grafikraum im 1. Stock. Auch hier lässt man zwei Künstler (aus der Themel-Sammlung) in einen Dialog miteinander treten: Heinrich Zille und Théophile-Alexandre Steinlen. Beide schufen Zeichnungen mit ähnlichen Motiven: Atelierszenen sind ebenso darunter wie Milieu-Studien aus den Metropolen Berlin oder Paris.

Die „Sammlung+“ kann man im 1. und 2. OG erkunden. Jeder Raum ist einem anderen Thema gewidmet. Anja Bauer-Kersken, stellvertretende Museumsleiterin, setzt wichtige Werke aus den Sammlungen (ab 1945) mit Leihgaben oder auch Neuankäufen sehr spannend in Beziehung. Fantastische Figurationen von Willi Baumeister, Sigmar Polke oder URSULA leiten über zu imaginären Landschaften von Ernst Wilhelm Nay, Werner Gilles und Alexander Calder. Meisterwerke der amerikanischen Pop Art fehlen ebenso wenig wie ausgewählte Arbeiten heimischer Künstler.

Wiederentdeckt hat die Kuratorin die Mülheimer Künstler Ilse Otten und ihre Skulpturen. Es macht Freude, Ankäufe wie einen digital entworfenen, gewebten Teppich von Shannon Bool oder Leihgaben wie Thomas Kleiners Flugkartöffelchen zu inspizieren. Um Umbrüche und Wendepunkte geht es im 2. OG. Dort findet man Videokunst, Installationen und Skulpturen von Zeitgenossen wie Peter Könitz oder Natalie Czech und Exemplare aus der Plakatesammlung von Beuys.

Museumsleiterin Stefanie Kreuzer (l.) und ihre Stellvertreterin Anja Bauer-Kersken stehen vor der Installation „Ile de Gorée“ von Katrin Ströbel (2011).
Museumsleiterin Stefanie Kreuzer (l.) und ihre Stellvertreterin Anja Bauer-Kersken stehen vor der Installation „Ile de Gorée“ von Katrin Ströbel (2011). © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Großes Fest in Mülheimer City zur Wiedereröffnung des Kunstmuseums

Zur Wiedereröffnung des Kunstmuseums wird es ein großes Stadtfest geben, das am Samstag, 25. Mai, von 11 bis circa 20.30 Uhr vor, neben und im Museum stattfinden wird. Die Wallstraße wird an diesem Tag für den Verkehr gesperrt. Dort wird eine Bühne stehen, auf der ein buntes Kulturprogramm geboten wird. Diverse Bands treten auf, gleich zu Beginn gibt es ein moderiertes Gespräch mit OB Buchholz, Kulturministerin Brandes, der LVR-Vorsitzenden Anne Henk-Hollstein und der Museumsleiterin. Im Park neben dem Museum macht das Awo-Spielmobil halt, dort kann man an einer Druckaktion teilnehmen.

Artguides stehen in den Ausstellungsräumen Rede und Antwort, um 13 Uhr findet ein Gespräch mit dem Museumsteam zum Kunstmuseum, zur Sammlungspräsentation, zu Programmatik und Kunstvermittlung statt. Anschließend gibt es ein musikalisches Theaterprogramm über Heinrich Zille, eine Musikperformance mit Peter Eisold, verschiedene Kunstworkshops, ganz normale und magische Kurz-Führungen (inklusive Zauberei). Foodtrucks und Getränkewagen fahren auf dem Synagogenplatz vor, Tische und Bänke laden dort zum Verweilen ein. Besucherinnen und Besucher dürfen die Kunsthistorikerinnen „löchern“, sie sollen auch miteinander ins Gespräch kommen. „Die zentrale Idee des Tages ist das Verweilen. Wir wollen zusammen feiern und Spaß haben“, sagt Stefanie Kreuzer.

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