Dortmund. Fanfaren, Märsche, Trommelwirbel. Erstmals in ihrer Geschichte begleiten Dortmunds Philharmoniker ein EM-Spiel live. Wie geht das?

Herr Kerstner, was spielt ein Philharmoniker bei einem Elfmeter?

Thomas Kerstner: (lacht) Da wär’ das Schlagzeug prädestiniert, einen Wirbel aufzuziehen. Und dann muss man schauen: Trifft er nicht, kommen schräge Abwärtstöne für Loser: „ää ää ää ää“. Bei einem Tor gibt’s was richtig Lautes.

Ihr Orchester wird erstmals in seiner Geschichte ein komplettes Fußballspiel begleiten, Sie haben sich für das Spiel Spanien gegen Italien entschieden...

… und das wird man sicher hören. Verdis „Aida“ mit dem Triumphmarsch haben wir im Blick und für Spanien natürlich die „Carmen“.

Gibt es in diesem Kulturbeitrag zur EM einen klassischen Sportkommentator?

Nein, das wird praktisch ein Stummfilm mit Orchesterbegleitung. Mit dem Unterschied, das wir einfach bis zuletzt nicht wissen, was auf dem Platz passiert.

Wie kann man das vorbereiten, gibt es Standards, die immer passen?

Wir werden „Eckpfeiler“ haben, Stücke, die einfach gut im Hintergrund laufen können. Und dann müssen wir im Kontakt miteinander – im Grunde wie eine Mannschaft – ganz schnell reagieren, ob auf Foul oder Freistöße.

Halten sich bestimmte Instrumente bereit, Trompete oder Ihre großen Tuba, als Signal von der Ecke bis zum Lattenknaller?

Na, wahrscheinlich hat jeder seinen eigenen Part für bestimmte Spielsituationen, aber an der Fein-Abstimmung sind wir derzeit noch dran.

Im Deutschen Fußballmuseum werden Dortmunds Philharmoniker am 20. Juni live eine Übertragung des EM-Spiels Spanien gegen Italien begleiten.
Im Deutschen Fußballmuseum werden Dortmunds Philharmoniker am 20. Juni live eine Übertragung des EM-Spiels Spanien gegen Italien begleiten. © Jürgen potthoff | Diana Leboch

Auch Spitzenteams haben in der Geschichte der Meisterschaften schon öde Spiele hingelegt. Was machen Sie und Ihre Kollegen dann?

Vermutlich genau das, was Fans machen, wenn es mal nicht so läuft. Wenn sie die Mannschaft unterstützen wollen, dann singen die die Hymne an. Die von Spanien und Italien wird das Orchester auf jeden Fall draufhaben.

Manche denken, ein Opernhaus sei ein ganz und gar sportferner Ort...

Das stimmt wirklich nicht. Natürlich haben wir ganz viele Musiker und Sänger, die einfach Fans sind. Aber wenige wissen, dass jedes größere Theater eine eigene Fußballmannschaft hat. Die tragen sogar Meisterschaften untereinander aus. Ich hab’ lange bei den Dortmundern mitgespielt.

20. Juni, 21h, Fußballmuseum Dortmund, Karten 12 € unter fussballmuseum.de