Essen. Wes Ball führt die letzte Trilogie der Blockbusterreihe mit noch besseren technischen Effekten fort. Einen guten Film ergibt das nicht.

Der Adler-Clan ist ein Schimpansenvolk, das friedlich in den Wäldern nahe den Ruinen einer Stadt der Ecos lebt. Eines Tages wird das Dorf von bewaffneten Gorillas überfallen und dem Erdboden gleich gemacht. Noa, der Sohn des Anführers, überlebt nur knapp, sein Vater wird ermordet, der Clan verschleppt. Auf der Suche nach seinen Leuten begegnet Noa dem Orang-Utan Raka, der der Letzte aus dem Rat des berühmten Affenführers Caesar ist. Raka ist gleichermaßen belesen und beredt und ermahnt Noa zu Moral, Friedfertigkeit und Offenheit für die Welt.

Diese Fähigkeiten werden noch am gleichen Tag auf die Probe gestellt, als die beiden auf eine Eco-Frau stoßen, die eigentlich ein Mensch ist und Anflüge von Intelligenz verrät. Sie nennen sie Nova und gewähren ihr Unterschlupf. Am nächsten Tag kann Nova knapp vor einem Überfall der Gorillas gerettet werden. Später geraten sie in einen zweiten Hinterhalt und werden in eine Affenfestung an der Meeresküste verschleppt. Hier regiert ein gewaltiger Schimpanse, der sich Proximus Caesar nennt und ein neues Königreich errichten will.

„Planet der Affen: New Kingdom“: Die Affen haben immer noch das Sagen

Hollywoods Serienproduktionen erschweren die Wiedergabe von Inhalten mit jeder neuen Folge, weil es mit jeder neuen Folge ein bisschen spitzfindiger und letztlich umständlicher wird. Dabei geht es immer noch wie im 1963 erschienen Roman des Franzosen Pierre Boulle (er schrieb auch die Vorlage zu David Leans Welterfolg „Die Brücke am Kwai“) um die ebenso simple wie faszinierende Idee einer Verschiebung der Weltherrschaft: Die Affen haben das Sagen, die Menschen nicht mehr.

„Planet der Affen: New Kingdom“ kommt jetzt als Fortsetzung der letzten Trilogie in die deutschen Kinos.
„Planet der Affen: New Kingdom“ kommt jetzt als Fortsetzung der letzten Trilogie in die deutschen Kinos. © IMAGO/Capital Pictures | imago stock

Die erste Verfilmung mit Charlton Heston wurde 1968 auch dank einer superben Schlusspointe ein gewaltiger Kassenerfolg, der bis 1973 vier zusehends schwächere Fortsetzungen, eine TV-Serie und eine Zeichentrickserie folgten. Tim Burtons Remake von 2001 fiel bei Presse und Publikum durch. 2011 kam es mit „Planet der Affen: Prevolution“ zu einer vorzüglich erdachten und ausgestalteten Neuauflage, die sich bis 2017 in einer Trilogie dem Entstehen der Affenherrschaft widmete. Und jetzt also folgt ein vierter Teil, der um einiges später in der Zukunft ansetzt und weitere Konflikte zwischen Affen und Menschen andeutet. Sollte der Film seine enormen Kosten an den Kassen amortisieren, wird mit zwei weiteren Filmen zu rechnen sein.

Josh Friedman („Avatar“) lieferte das Drehbuch zu „Planet der Affen: New Kingdom“

Diese Rechnung sollte aufgehen, immerhin stützt der neue „Planet der Affen“-Film sich auf ein Drehbuch von Josh Friedman, der auch die Vorlage zum zweiten „Avatar“-Film lieferte und also Blockbuster-Erfahrung hat. Regisseur Wes Ball (er inszenierte die „Maze Runner“-Trilogie) hingegen ist nur ein effekthascherischer Bewegtbildhandwerker, dessen Verständnis von Spannung sich ausnahmslos in Lautstärke und maßlosen Übertreibungen (wo kommt im Finale die Flutwelle her?) erschöpft.

Aber es ist nun einmal zuerst und vor allem ein Film für Jugendliche unter 18, deren Medienerfahrung mit der Dramaturgie eines Videospiels geschmeichelt wird. Dazu gibt es zahlreiche Verweise aufs Alte Testament, was in Amerika immer gut ankommt, und es gibt eine attraktive Hauptdarstellerin. Freya Allan hat einen straffen Körper und lüstern geöffnete Lippen wie die junge Jennifer Lawrence, aber im asexualisierten Endzeitszenario trägt eine Kriegerin Büstenhalter und lange Sporthosen, um feuchten Fantasien vorzubeugen.

„Planet der Affen: New Kingdom“: Den Affen gelingt es, Nova (Freya Allen) vor einem Überfall zu retten.
„Planet der Affen: New Kingdom“: Den Affen gelingt es, Nova (Freya Allen) vor einem Überfall zu retten. © IMAGO/Capital Pictures | imago stock

Das wirkliche Plus des Films ist die tricktechnische Ausgestaltung der Affengesichter, die digital auf die der menschlichen Darsteller gerechnet wurden. Die mimische Varianz beeindruckt ebenso wie das emotionale Spektrum in den Augen. Viel mehr dürfte technisch derzeit nicht möglich sein.

Im Vergleich dazu ist die erzählerische Experimentierlust knapp bemessen, ihr Spielraum ist den Geldzählern der Finanzabteilungen untergeordnet. Daran wird sich bei Filmen dieser Größenordnung auf absehbare Zeit nichts ändern.