Essen. Die Regisseurin Caroline Vignal schickt in ihrem neuen Film Laure Calamy auf Affären-Suche. Warum das Ergebnis unbefriedigend ist.
Iris hat ein erfülltes Leben. Eigentlich. Sie ist Zahnärztin mit einer eigener Praxis, hat einen netten Mann, zwei gelungene Töchter, die gute Noten schreiben. Trotzdem hadert sie mit ihrer Ehe. Seit vier Jahren kein Sex, das zerrt an ihren Nerven und am Ego. Abhilfe soll eine Dating-App schaffen. Und, siehe da: ein paarmal übers Handy gewischt, schon ploppen die Dates reihenweise auf. Der tapsige Alphonso, Cyril mit dem Schmollmund, Sylvain mit seiner Vorliebe für Tantra - und dann auch noch ein Fan von Fesselspielen, der sich „No Vanilla“ nennt. Oh là là, möchte man ausrufen. Oder auch: „It‘s Raining Men“!
Die französische Regisseurin Caroline Vignal („Mein Liebhaber, der Esel & ich“) hat ihre Komödie nach dem berühmten Song der Weather Girls getauft und es wird sogar gesungen und getanzt: eine Traumsequenz, Madame im roten Kleid, inmitten einer Männerschar. Halleluja!
„It‘s Raining Men“ beginnt beim Osteopathen
Dabei beginnt es ganz statisch, auf der Liege eines Osteopathen. Kaum hat der Mann völlig wertfrei Hand angelegt, gerät Iris, Ende 40, in Wallung. Die Initialzündung, endlich etwas an ihrem eingerosteten Sex-Leben zu ändern. Eine Freundin gibt ihr einen Rat. Und, siehe da: Das Internet erweist sich als Schlemmermarkt. Mit jedem neuen Date wird Madame ein wenig schöner, fröhlicher und freier.
Eine perfekte Rolle für die französische Schauspielerin Laure Calamy („Reif für die Insel“): Ihre Iris ist charmant und spritzig, süß und witzig – Riesenbrille, hochgestecktes Haar, das sie öffnet und schüttelt, wenn sie Verabredungen hat. Würdiger Partner: Vincent Elbaz („Lieber Antoine als gar keinen Ärger“) als gestresster Ehemann, der gar nicht so abwesend ist, wie es scheint. Ebenso wie die Riege der Internetbekanntschaften: reichlich Macken, aber alles nette zuvorkommende Jungs.
„It‘s Raining Men“: Nicht ein Ton von den Weather Girls
Und so hat „It’s Raining Men“ auch tatsächlich einen gewissen Unterhaltungswert. Wenn da nicht dieser fahle Beigeschmack wäre. Frauenbefreiung via Tinder? Ein Selbstbewusstsein, das durch kurze Röcke sichtbar wird? Selbstverwirklichung durch Dauer-Verkehr? Und das alles ohne Risiken und Nebenwirkungen? Seltsam. Vom altbackenen Ende mal ganz abgesehen.
Also unterm Strich ein beschwingtes, aber unbefriedigendes Vergnügen. Und nicht ein einziger Ton von den Weather Girls.