Oberhausen. Erst Boykott, dann Ehrung: Deutsch-Israelische Gesellschaft zeichnet den Leiter des Festivals in Oberhausen für seine Verdienste aus.
Die Deutsch-Israelische-Gesellschaft (DIG) wird die Ernst-Cramer-Medaille 2024 an Lars Henrik Gass, Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die deutsch-israelischen Beziehungen verleihen. Das meldeten DIG und Kurzfilmtage. Die Vergabe findet am 8. Juni in Bremen statt.
„Wir ehren Lars Henrik Gass für seine Zivilcourage, seinen Anstand und für sein Rückgrat angesichts des antisemitischen Ressentiments“, heißt es seitens der Jury: Als der jüdische demokratische Staat angegriffen wurde, habe er Flagge für Menschlichkeit und gegen Judenhass gezeigt: „Wer die Diskussion um die Documenta und den Israelboykott im Kulturbetrieb verfolgt hatte, weiß, dass diese humanistische Klarheit nicht ohne Risiko war.“ Die Verleihung setze damit auch ein Zeichen für Kunst- und Meinungsfreiheit und für eine offene Gesellschaft mit kritischer Debatte in gegenseitigem Respekt.
Eine Kampagne gegen die Kurzfilmtage Oberhausen
Hintergrund: Zwei Wochen nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 hatte Festivalleiter Gass zur Solidaritätskundgebung für Israel aufgerufen. Anlass für Kritik und Beleidigungen im Netz, Rücktrittsforderungen und einen Boykott-Aufruf der Kurzfilmtage.
Die nach dem jüdischen Publizisten Ernst Cramer benannte Medaille würdigt Persönlichkeiten in Israel und Deutschland, die sich in besonderer Weise um die bilateralen Beziehungen beider Länder verdient gemacht haben. Der erste Träger des Preises war der ehemalige Friedensnobelpreisträger und ehemalige israelische Staatspräsident Shimon Peres. Die Auszeichnung wird von Volker Beck, Präsident der DIG, verliehen. Der Politikwissenschaftler Wolfgang Kraushaar hält die Laudatio.